Bruckmann CMYK quer
Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Allgäu: Auf den Großen ­Krottenkopf

Anspruch:
schwer
Dauer:
10:30 Std.
Länge:
20.5 km
Aufstieg:
1650 m
Abstieg:
1650 m

Zweitagestour zum Höchsten der Allgäuer Alpen. Die höchsten Berge einer Region haben immer eine besondere Anziehungskraft. In den Allgäuer Alpen ist das der Große Krottenkopf mit 2656Metern. Der Weg nach oben führt durch eine großartige Bergwelt, wartet aber mit vergleichsweise wenigen technischen Schwierigkeiten auf und ist daher auch für erfahrene Bergwanderer zu meistern.

Beschreibung

Anspruchsvoll und atemberaubend

Der komplette Weg – bis auf ein ganz kleines Stück am Anfang – führt über wunderschöne Pfade durch abwechslungsreiche Umgebungen. Ständig gibt es etwas Neues zu sehen. Ausdauer sowie Schwindelfreiheit und Trittsicherheit auf alpinen Pfaden – plus gutes Wetter – sind in dieser Höhenlage natürlich Voraussetzung. Einige Stellen sind ausgesetzt und hinauf zum Gipfel braucht man schon auch die Hände. Vor allem an Kondition sollte es nicht mangeln, denn der Weg hinauf ist sehr weit. Deshalb teilen wir die Tour auf zwei Tage auf und übernachten auf der Kemptner Hütte. Der zweite Tag hat es mit Gipfelaufstieg und Abstieg zurück ins Tal trotzdem ganz schön in sich. Dabei sollte man die letzte Abfahrtszeit des Talbusses im Hinterkopf behalten. Diese Tour plant man am besten für den Sommer oder für Anfang Herbst, damit nicht mehr viel Altschnee auf den Wegen liegt. Die Hütte hat je nach Wetter zwischen Mitte Juni und Mitte Oktober geöffnet. Wenn man hier übernachten möchte, sollte man seinen Schlafplatz vorher reservieren.

Durch die Schlucht zur Murmeltierhütte

Von der Spielmannsau wandern wir weiter durchs Tal an der gemütlichen Alpe Oberau vorbei. An der unteren Station der Materialseilbahn, die die Kemptner Hütte versorgt, beginnt dann der besonders schöne Weg. Der Pfad führt über der Trettach entlang durch Wald und feuchte Hänge und lässt Wanderern zunächst ein bisschen Zeit zum Einwandern, bevor es knackig nach oben geht. Kehre um Kehre arbeiten wir uns hinauf in den Sperrbachtobel, dessen imposante Felswände links und rechts steil abfallen. Sie rahmen in der Ferne den Gipfel des Muttlerkopfes ein. Der Weg in der nördlichen Flanke ist ausgesetzt und da das Wasser hier über die Felswände rinnt, ist es auch oft feucht und damit rutschig. Einige Stellen sind mit einem Seil gesichert. Dieser Abschnitt fordert Konzentration, ist aber auch besonders beeindruckend. Am Ende des Tobels wird der Weg wieder entspannter und der nächste Etappenpunkt, die  Kemptner Hütte, ist schon bald zu sehen. In einer großen Rechtskurve bringt uns der Weg hinauf zum Schutzhaus. Die Bezeichnung »Hütte« ist in diesem Fall aber eher der Tradition geschuldet. Sie liegt am Einstieg der beliebten Alpenüberquerung E5 von Oberstdorf nach Meran und ist schon ziemlich groß. Rund um die Hütte fühlen sich die Murmeltiere wohl. Wer die Augen aufhält, hat gute Chancen, eines zu Gesicht zu bekommen.

Hinauf auf den Höchsten

Hinter der Kemptner Hütte steigen wir hoch zum Kamm auf, und zwar links zumOberen Mädelejoch. Oben angekommen, befinden wir uns genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Nun steigen wir ein kurzes Stück ab in einen Kessel, den wir – wieder mit etwas Höhengewinn – oberhalb queren. Dabei bewegen wir uns schon direkt unter dem Großen Krottenkopf, wollen diesen aber noch ein Stück umgehen, um den Gipfel von Süden zu besteigen. An der nächsten Wegkreuzung wählen wir den linken Abzweig hinauf zur  Krottenkopfscharte. Hier kann man hinüber ins Hermannskar mit dem gleichnamigen See blicken. Im finalen Aufstieg wird es nun geröllig und plattig. Über großen Stufen steigen wir hinauf. Dabei kommen uns auch die Hände zur Hilfe. Der Weg im Fels ist gut markiert und man kann ihm mit aufmerksamen Augen leicht folgen. Am Schluss führt ein kurzer Grat zum Ziel, dem  Großen Krottenkopf. Und dann ist es geschafft – höher geht es in den Allgäuer Alpen nicht. Der Gipfel wartet sogar mit einem kleinen Plateau auf seine Besteiger. So kann man sich seine Lieblingsaussicht aussuchen und die Höhenluft bei einer kleinen Pause und einer Brotzeit genießen.

Keine Kröten weit und breit

Der Weg auf den Großen Krottenkopf führt kurz vor dem Gipfel über eine Erhebung, die Kleiner Krottenkopf genannt wird. Deshalb ist in der Sage, die den Namen des höchsten Allgäuer Berges erklärt, die Rede von Krottenköpfen. Früher wurden sie auch Geisterköpfe genannt. Denn damals pflegte man alle Geister der Region auf die hohen Gipfel zu bannen, damit sie im Tal nicht mehr ihr Unwesen treiben konnten. Hoch oben in den Felsen fristeten sie ihr Dasein als hässliche Kröten – daher der Name Krottenköpfe. Auch die Seele eines Fürsten soll auf die höchsten Gipfel der Region verbannt worden sein, weil er zu Lebzeiten grausam war und seine Untertanen tyrannisierte. Deshalb wurde er nach seinem Tod heraufbeschworen und an die rauen Felsen festgekettet, wo er ohne Kleidung die extremsten Wettersituationen ausstehen musste: von der Hitze im Sommer bis zum Schneesturm im Winter. Im Allgäu glaubte man auch, dass sich die Seelen von geizigen Menschen nach deren Tod in Kröten verwandeln. Deshalb tat man diesen Tieren kein unnötiges Leid, denn vielleicht enthielten sie eine menschliche Seele.

Der unbarmherzige Melker

Der Abstieg vom Großen Krottenkopf erfolgt auf demselben Weg und der ist ganz schön lang bis ins Tal. Warum also nicht die Zeit mit einer weiteren Geschichte verkürzen? Auf einer Alpe am Einödberg – das liegt im benachbarten Stillachtal – soll es einst einen Hirten gegeben haben, der sich beim Melken nicht besonders gut anstellte. Er war rau zum Vieh und gab sich keine Mühe, eher wollte er schnell fertig werden. Auch schlug er die Kühe, um sie gefügig zu machen. Dafür wurde er nach seinem Tod bestraft: Als Geist muss er nun unablässig die Kühe in allen Ställen rund um die Mädelegabel melken. Alle Sennen, die hier arbeiten, machen deshalb ihre Arbeit besonders gründlich. Denn der ewige Melker lässt es sie gleich spüren, sollten sie sich einmal so schlampig anstellen, wie er es sein Lebtag tat. Direkt an der Mädelegabel kommt man vorbei, wenn man die Wanderung zum Großen Krottenkopf noch um einen Tag verlängert und zum Waltenberger Haus weitergeht. Auch auf den vierthöchsten Berg der Allgäuer Alpen ist der Weg steil und felsig, allerdings weniger gut markiert als am Großen Krottenkopf.

Touren-Charakter

Alpine Bergwanderung mit ausgesetzten und felsigen Steigen, die gut gesichert sind

Ausgangspunkt

Spielmannsau im Trettachtal

Route

Spielmannsau - Talstation Materialseilbahn 0.30 Std. - Kemptner Hütte 2.30 Std. - Oberes Mädelejoch 0.45 Std. - Großer Krottenkopf 2 Std. Abstieg etwa 1 Std. kürzer als Aufstieg

Höchster Punkt

Großer Krottenkopf, 2656 m

Information

Orientierung: So weit oben gibt es nicht mehr so viele Wege, als dass man viele Mög- lichkeiten hätte, sich zu vertun, alles ist gut ausgeschildert und markiert.

Aus 2 mach 3

Wer noch einen Tag länger Zeit und Lust auf eine Rundtour hat, der kann diese Wanderung einfach erweitern und noch eine Nacht auf dem Waltenberger Haus verbringen. Dafür wandert man nach der Besteigung des Großen Krottenkopfs noch einmal fast zurück zur Kemptner Hütte und steigt dann rechts zum Unteren Mädelejoch auf, um auf dem schönen Heilbronner Weg über die Bockkarscharte zum Waltenberger Haus zu gelangen. Nach einer zweiten geruhsamen Nacht in den Bergen geht es hinab ins Stillachtal, wo ein Bus wieder zurück nach Oberstdorf fährt.

Alpe Oberau

Auf der Sennalpe im malerischen Trettachtal gibt es Käse, Butter und Schinken – alles selbst gemacht! Hier kann man sich gut für die Gipfelbrotzeit eindecken. Auf dem Rückweg sorgen Brotzeiten, Kaffee und Kuchen dann für einen gelungenen Abschluss der Tour.

Bike and Hike

Statt zu Fuß oder mit dem Bus hinter ins Trettachtal zu gelangen, bietet sich auch das Fahrrad an. Von Oberstdorf dauert es eine gute Stunde, bis man an der Materialseilbahn und damit am Ende der befahrbaren Straße angekommen ist. Das ist zwar schon ein bisschen anstrengend, aber spätestens, wenn man wieder unten ist, freut man sich über die rollende Rückfahrt, die fast keine Kraft erfordert.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.