Wandern Allgäu: Alpe Melköde
Im Angesicht des Hohen Ifen. Die Wanderung führt uns ins obere Schwarzwassertal. Reizvoll ist dieses durch seine Kessellage zwischen dem Hohen Ifen im Norden und dem Grat mit Steinmandl und Grünhorn im Westen. Nach Süden trennt uns der Berg-zug mit dem Walmendinger Horn von den Hauptorten im Kleinwalsertal.
Bergsturz nach der Eiszeit
Ab dem Parkplatz bei der Auenhütte und der Talstation der Ifenbahn ist das Ziel dieser Tour bereits angeschrieben. Damit folgen wir der Beschilderung an der Talstation vorbei und nutzen den als leichten Wanderweg ausgewiesenen Fahrweg Richtung Melköde. Er führt uns zwischen dem niedrigen Geißbühel und dem Bärenköpfle – einem Nebengipfel des Hohen Ifen – sowie am Abzweig nach Hirschegg vorbei in den Rüchewald.
Auffallend auf diesem ersten Abschnitt sind zahlreiche große Felsbrocken, die lose verstreut in der Landschaft liegen. Sie stammen aus der Südwand des Hohen Ifen und sind nach ihrem Sturz hier liegen geblieben. Vor Ort informiert ein Schild, dass sich nach der Würmeiszeit über zehn Millionen Kubikmeter Fels aus dem Hohen Ifen gelöst und damals den nur schwach bewachsenen Talgrund komplett bedeckt hatten. Weil die Felsbrocken eine Besiedlung mit Bäumen erschweren, gelangt bis dato viel Sonnenlicht bis auf den Boden. Dadurch konnte sich im Bergsturzgebiet eine reiche Strauchschicht mit Preisel- und Heidelbeeren sowie Rauschbeeren und Heidekraut entwickeln.
Raritäten im Kleinwalsertal
Auf den nächsten Metern erhalten wir Einblicke in die Tierwelt. Eine Rarität im Kleinwalsertal ist der Natternwurzperlmutterfalter. Der bevorzugte Lebensraum des Schmetterlings reicht von feuchten, 1200 Meter über dem Meer gelegenen Bergwiesen bis zu den fast ganzjährig schneebedeckten Hochlagen auf 2800 Metern. Auch bietet die felsige Landschaft ideale Voraussetzungen für Kreuzottern. Zu erkennen ist die Vipernart an ihrem dunklen Zickzack-Band auf dem Rücken. Ein weiteres typisches Merkmal sind die Augen, deren Pupillen sich tagsüber zu einem senkrechten Schlitz zusammenziehen.
Sowie links ein Wirtschaftsweg abzweigt (bei dem wir uns rechts halten), erreichen wir die Galtöde. Die nach der Schneeschmelze gern unter Wasser stehenden Wiesen wurden in früheren Zeiten mühsam von Hand gemäht. Die Besitzer lebten während der Arbeiten in sogenannten Koch- und Heuhütten, die mittlerweile jedoch aus der Landschaft verschwunden sind. Zu erkennen sind an verschiedenen Stellen jedoch unnatürlich wirkende Ansammlungen von Steinen. Ihre Entstehung geht ebenfalls auf das Wirken der Menschen zurück, die zur besseren Bewirtschaftung der Flächen die Steine zu Lesesteinriegeln zusammengetragen hatten.
Auf der Melköde
Weiter oben markieren eine Baumreihe und – davon nach Nordwesten abknickend – eine Steinmauer die Grenze zwischen der Galtöde und der Melköde. Der wesentliche Unterschied beider Bereiche ist die Nutzung. Während die tiefer liegende Galtöde nur einmal jährlich nach dem 1. September gemäht wird, halten auf der Melköde um die 30 Kühe das Gras kurz. Im Übergangsbereich von der Galtöde zur Melköde befinden wir uns außerdem am Fuß der »Laugeera«. Der Name des Steilhangs geht auf die Schneelawinen, die Laubelen, zurück, die hier im Winter regelmäßig vom Roten Loch ins Tal poltern. Als Folge kann sich höherer Bewuchs nur auf den erhöhten Felsrippen halten, während die Lawinenbahnen von niedrigen Sträuchern und Grasmatten dominiert werden.
Am oberen Ende der Melköde haben wir unsere Lieblings-Familien-Alpe erreicht. Die Geschichte der Alpe reicht bis ins frühe 17. Jahrhundert zurück. In der angeschlossenen Sennerei werden traditionell würziger Bergkäse, Butter, Buttermilch und Quark hergestellt. Über die beim Käsen übrig gebliebene Molke freuen sich die frei laufenden Schweine. Direkt neben dem Ausflugslokal befindet sich der Schwarzwasserfall. Über mehrere, unten breit gefächerte Kaskaden stürzt der Bach in die Tiefe und zieht vor allem Kinder wie magisch an. Hier lässt es sich gut einige Zeit aushalten, ehe wir den Rückweg antreten. Oder die Familie teilt sich: Wer es gemütlich mag, wartet in dem Fall auf diejenigen, welche die Tour noch bis hoch zur Schwarzwasserhütte erweitern wollen.
Verlängerung zur Schwarzwasserhütte
Für den mittelschweren Aufstieg zur Schwarzwasserhütte müssen wir 250 Höhenmeter und zwei bis zweieinhalb Stunden zusätzlich einrechnen. Der Einstieg erfolgt rechts der Alpe Melköde über den deutlich steileren Weg. Dieser ist auf den ersten Metern noch befahrbar und führt uns über eine Kehre an das obere Ende des Wasserfalls. Nach einem flacheren Teilstück wandern wir kurz entlang der Grappa. Im weiteren Verlauf wird der Bergpfad im Wald steiler, und kurze Abschnitte erfordern Trittsicherheit. Sowie wir den oberen Waldrand erreicht haben, trennen uns noch 300 Meter von der Schwarzwasserhütte. Oben angekommen haben wir uns die Einkehr wahrlich verdient, ehe wir auf demselben Weg wieder hinunter zur Melköde wandern. Dort können wir uns dann gegenseitig von den Erlebnissen der letzten Stunden berichten, ehe es wieder vereint zurück zur Auenhütte geht.
Region
Touren-Charakter
Barrierefreie Streckenwanderung durch das autofreie Schwarzwassertal. Die Verlängerung zur Schwarzwasserhütte erfolgt auf teils steilem Bergweg
Ausgangspunkt
Talstation Ifenbahn
Endpunkt
Talstation IfenbahnLawinenunglück von 1952
In der Nacht zum 11.Februar 1952 löste sich unterhalb vom Roten Loch am Südhang des Hohen Ifen eine gewaltige Lawine und begrub weite Teile der Melköde unter sich. Das Naturereignis zerstörte drei Hütten und forderte insgesamt 20 Menschenleben. Die noch stehenden Gebäude wurden danach an einen sichereren Ort versetzt.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.