JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Achensee: Auf die Lamsenspitze

Anspruch:
schwer
Dauer:
07:30 Std.
Aufstieg:
1245 m
Abstieg:
1245 m

Ein großer und imposanter Karwendelgipfel. Mächtig thront die Lamsenspitze über dem Falzthurntal, steil und hoch und unnahbar sieht sie aus. Tatsächlich hat es die Besteigung auch in sich: Drei vollkommen unterschiedliche Stockwerke musst du durchschreiten, um ihren höchsten Punkt zu erreichen. Und jedes Stockwerk wartet mit ganz speziellen Herausforderungen auf dich.

An der Lamsschartewandern, schwer
An der Lamsscharte© Thomas Bucher
Beschreibung

Das Falzthurntal

ist nicht annähernd so berühmt wie sein Nachbar, das Karwendeltal. Vielleicht liegt es an der Zufahrt, die von München aus etwas komplizierter ist als jene in die Eng. Vielleicht liegt es auch am Talschluss, der nicht ganz so spektakulär ist wie der Große Ahornboden. Oder es liegt an den weniger zahlreichen Almflächen. Wie dem auch sei: An einem durchschnittlichen Sommertag kommen um die zehn bis 15 Reisebusse ins Falzthurntal und schütten 1500 bis 2000 Menschen auf den großen Parkplatz am Ende der Straße. Das reicht eigentlich auch.

Am frühen Morgen

allerdings, wenn du zu dieser großen Tour aufbrichst, ist vom Trubel des Tages noch nichts zu spüren. Außer dir und ein paar Gesinnungsgenossen dürfte nicht viel los sein, und ihr habt den Blick auf den dominierenden Berg des Tales ganz für euch allein. Den Blick auf die Lamsenspitze, die vielleicht schon in den ersten Sonnenstrahlen steht. Weit und hart und schwierig schaut der Weg dorthin aus, oder? Aber genau deshalb ist die Lamsenspitze die prominenteste Herausforderung für Wanderer im östlichen Karwendelgebirge.

Serpentinen in der Morgensonne

Die ersten 30 Minuten befindest du dich auf einem breiten Kiesweg inmitten eines sehr weiten, stetig ansteigenden und latschenbewachsenen Talbodens. Dabei gehst du auf einen gewaltigen Hang zu, der direkt in der imposanten Nordostkante der Lamsenspitze mündet, aber im linken Bereich auch in einen großen Kessel zieht. Dieser Kessel ist dein vorläufiges Ziel und beherbergt die Lamsenjochhütte. Bis du dorthin gelangst, gilt es allerdings, viele steile und anstrengende Serpentinen zu überwinden. Insgesamt zwei schweißtreibende Stunden in der Morgensonne, und du kannst dir einen Kaffee bestellen.

Zwei Möglichkeiten

An der Hütte dann eine völlig veränderte Landschaft. War es auf der ersten Etappe noch grün und bewachsen, so dominiert jetzt die Farbe Grau. Grau sind die steilen Felsen, die den großen Kessel einrahmen, und grau sind die riesigen Schotterfelder, die sich unter den Felsen ausbreiten. Nur wenige und niedrig gewachsene Grasflächen geben der Landschaft noch ein wenig Farbe. Du hast jetzt die Wahl: über den spektakulären Brudertunnel hinauf ins Mitterkar oder über die Lamsscharte, den Normalweg. Zeitlich sind beide Varianten etwa gleich lang, allerdings ist der Brudertunnel ein richtiger Klettersteig (Schwierigkeit C), während die Lamsscharte »nur« ein versicherter Steig ist.

Brudertunnel

heißt zwar der gesamte Klettersteig, aber im engeren Sinn ist damit dessen Finale gemeint: ein schmaler Durchschlupf ganz oben, der den Zugang zum Mitterkar vermittelt. Dort ist auch die steilste Stelle des Steigs, immerhin ein wenig überhängend, aber nicht ausgesetzt – im Gegensatz zum Rest des Steigs. Der führt nämlich recht elegant durch die nahezu senkrechte Felswand, die von der Hütte aus gut einzusehen ist. Der Zustieg zum Brudertunnel-Klettersteig ist gut markiert. Am Ausstieg hältst du dich rechts und gelangst in einer guten Viertelstunde an die (von dieser Seite aus kaum als Scharte erkennbare) Lamsscharte, wo der Normalweg heraufkommt.

Der Normalweg

führt in zahlreichen Serpentinen über den immer steiler werdenden, grasbewachsenen Hang in Richtung Nordostkante der Lamsenspitze. Erst direkt unter der Felswand (eventuell anwesenden Seilschaften kannst du auf den ersten Metern in die Nordostkante direkt auf die Finger schauen) zieht der Weg links haltend über Geröll hinauf und mündet in eine kurze drahtseilgesicherte Passage. Die ist zwar nicht schwierig, aber sehr ausgesetzt. Wer sich unsicher fühlt, darf hier auch das Klettersteigset auspacken. Zehn bis 15 Minuten später ist schließlich die Lamsscharte und damit der Übergang in das Mitterkar erreicht.

Mondlandschaft

– der Begriff ist zwar abgedroschen, beschreibt die Szenerie aber am besten. Im gesamten Kar, das immerhin so groß wie ein mittleres Münchner Stadtviertel ist, kann man die dem Hochgebirge trotzenden Grasbüschel vermutlich an einer Hand abzählen. Entsprechend steinig ist der Weg, der vor dir liegt. Er bzw. das, was davon in den Geröllhalden zu erkennen ist, zieht rechts haltend unterhalb der Südwestflanke der Lamsenspitze (2508m) aufwärts. Die letzte gute halbe Stunde zum Gipfel verläuft dann wieder über drahtseilversicherte Passagen. Es gilt, was auch schon am ersten Drahtseil gegolten hat: Wer sich unsicher fühlt, sollte sein Klettersteigset benutzen.

Der Gipfel selbst

ist klein. Aber dafür ist die Aussicht umso größer. Hinüber zum Alpenhauptkamm, hinaus ins Falzthurntal, hinab zu den Reisebussen, die sich mittlerweile am Parkplatz der Gramaialm gesammelt haben dürften, und entlang des Karwendelhauptkamms, dessen östlicher Vorposten die Lamsenspitze darstellt. Zumindest fast. In öst­licher Richtung ist da noch der Hochnissl, der die Lamsenspitze um 40 Meter überragt. Obwohl dorthin ein Klettersteig führt, ist das Mitnehmen dieses endgültigen Außenpostens des Karwendelhauptkamms an einem Tag ein ziemliches Mammutunternehmen für Leute mit Iron-Man-Kondition. Man sollte dazu lieber auf der Lamsenjochhütte übernachten (siehe Tipp). Die Tour lohnt sich jedenfalls, insbesondere für Klettersteigfreunde auch in Verbindung mit dem Brudertunnel.

Ins Tal zurück geht es entlang des Normalwegs.

Touren-Charakter

Viele Höhenmeter, einige (leichte) Klettersteigpassagen (A/B, bei der Variante Brudertunnel Schwierigkeit C), ziemlich viel Stein und Schotter. Eine Tour, die dem Wanderer alles abverlangt.

Ausgangspunkt

Gramaialm bei Pertisau, 1263m

Information

Höhenmeter: 1320 Hm

Übernachten im Falzthurntal

Das Falzthurntal hat locker genügend Tourenpotenzial für ein Wochenende oder mehr. Je nach Anspruch, Unternehmung und Belieben bieten sich zum Beispiel die Lamsenjochhütte oder die Gramaialm an. Letztere ist weniger eine Alm als ein Hotel, aber durchaus empfehlenswert –, man sollte nur nicht untertags da sein, wenn die vielen Reisebusgäste zum Mittagessen und Kaffeetrinken kommen. Für Lamsenhütten-Gäste empfiehlt sich am Zustiegstag die Tour über den Gramaialm-Hochleger (Einkehr!) und über den Hahnkampl (Gipfel!).

Lust auf mehr?
Wanderparadies Wetterstein und Karwendel
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Wandern vom Feinsten! Dieser Wanderführer wartet mit ultimativen Herausforderungen und besten Belohnungen im Karwendel und Wetterstein auf.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.