Wandern in Seefeld: Zur Meilerhütte
Die Meilerhütte liegt wie eine Burg eingekeilt zwischen steilen Felsen, mit denen sie geradezu verwachsen scheint. Am scharfen Grat des Wettersteinkamms, auf der Grenze zwischen Tirol und Bayern, bietet ihr nur das Joch des Dreitorspitzgatterls etwas Schutz.
Dennoch heulen hier die Winde entlang der zackigen Grate um die Wette. Das ist nicht jedermanns Sache, aber der fünfstündige Aufstieg und 1350 Höhenmeter sortieren schon früher aus, wer hier hochkommt und wer nicht.
Wilde Felsszenerie und Hammeraussicht - so viel muss gesagt sein: Es lohnt sich. Der Ausblick gen Norden reicht bis nach München und gen Süden über die Tuxer und die Zillertaler Alpen bis ins Stubai. Der Wettersteinkamm zeigt vom Musterstein über die Partenkirchner Dreitorspitze und die Leutascher Dreitorspitze eine wilde Felsszenerie mit gezackten schroffen Graten und Gipfeln.
Im Süden bilden Söllerpass und Öfelekopf die Begrenzung. Dazwischen liegt die imposante, zwei Kilometer lange und 1,4 Kilometer breite Karsthochfläche des Leutascher Platts mit ihren Dolinen und den von Wind und Wasser organisch geformten Kalkgesteinen – eine atemberaubend schöne und karge Hochgebirgslandschaft im Herzen des Wettersteingebirges.
Meilerhütte: Ein schöner, aber saurer Apfel
Die Meilerhütte ist wunderschön und spektakulär gelegen, aber sie hatte eine ausgesprochen schwere Geburt. Es fing damit an, dass ausgerechnet ein Mitglied der Sektion Bayerland, nämlich Leo Meiler, 1898 seinen Kameraden (Frauen wurden nicht in die Sektion aufgenommen) diese Hütte samt Zustieg schenkte.
Dazu muss man wissen, dass die Bayerländer sich wegen eines Hüttenneubaus, dem Münchner Haus auf der Zugspitze, gerade erst von der Sektion München abgespaltet hatten. Die Bayerländer bissen wohl oder übel in den zwar geschenkten, aber sauren Apfel – schließlich war ihre neue Hütte ja nun doch etwas kleiner und bescheidener als das so geschmähte Münchner Haus.
Außerdem war sie nicht bewirtschaftet und es gab kein Bier!
Ein kleines Kruzifix rettet die Meilerhütte
Zehn Jahre nach dem Neubau gab es erneut Streit um die Meilerhütte. Ein Leutascher Bürger wollte ein Wirtshaus am Dreitorgatterl errichten und bemühte das Gericht. Er war der Ansicht, dass das Grundstück, auf dem die Meilerhütte steht, ihm gehöre. Die Bayerländer widersprachen natürlich, und so kam es an einem Herbsttag mit Neuschnee zum Vororttermin.
Aufgrund der beißenden Kälte mussten sich alle Mitglieder des Gerichts in die kleine Hütte verziehen. Dort stand alsbald Aussage gegen Aussage – wem gehörte denn nun das Grundstück auf der Tiroler Seite des Wettersteinkamms? Der Richter ließ die Tiroler und die Bayern die Schwurfinger heben, aber es fehlte noch der göttliche Beistand in Form eines Kruzifixes.
Da kramte ein Partenkirchner Zeuge in seinen Taschen und meinte: "I hätt a winzigs Herrgöttle im Geldbeutel, wenn’s reicht, könnt i damit aushelfen." Es reichte, denn der Leutascher fürchtete den Meineid vor dem Herrn und bestätigte den Bayerländern das ältere Recht am Grundstück.
Echtes Hütten-Feeling in der Meilerhütte
Die Meilerhütte ist trotz ihrer bewegten, unruhigen Vergangenheit ein Kleinod sondergleichen. Nur besonders schöne und herausragende Orte schaffen es überhaupt, so die Gemüter zu bewegen wie diese authentische Bergsteigerunterkunft.
Geduscht wird ganz rudimentär mit Regenwasser aus dem Kübel. Plumpsklos müssen reichen, und die legendäre Eistonne im Freien steht für weitere Körperhygiene ebenfalls bereit.
Die Hütte bietet mit gemütlichen Holzzimmern und Matratzenlagern trotzdem allen Besuchern eine stilvolle Unterkunft. Bekannt ist sie auch für ihre legendären Sonnenuntergänge oder den Sonnenaufgang über der nahen Westlichen Törlspitze. Zur Stärkung kann man die traditionelle Küche und die selbst gebackenen Kuchen empfehlen.
Meilerhütte: Der Hüttenzustieg
Das ruhige, landwirtschaftlich geprägte Leutaschtal dürfte einer der schönsten Startpunkte für die Tour zur Meilerhütte sein. Der kleine Friedhof gleich nach dem Gasthof Hubertus (1080 m) liegt so bescheiden und still am Waldrand, dass man die Bergsteiger, die dort ihre letzte Ruhe fanden, fast beneiden könnte. Durch lichten schönen Wald mit einigen Abzweigen, die aber gut beschildert sind, nähern wir uns mit etwas Höhenverlust der Bergleinklamm.
Dann steigen wir über steile Serpentinen und manchmal glitschige Schrofen (!) über der Klamm auf. Hier ist Vorsicht angebracht (!) – ein Ausrutscher endet tief unten im Bachbett, das bis weit in den Sommer hinein mit Altschnee gefüllt ist! Auf der gegenüberliegenden Talseite weiden im steilen, schrofigen Grasgelände einige Schafe.
Im Wegverlauf weitet sich das wildromantische Bergleintal, wir passieren die Mustersteinhütte und steigen rechts über dem riesigen Kessel des Leutascher Platts auf. Westlich erhebt sich imposant und vielgipflig die Dreitorspitze, und unter ihr liegt die Karsthochfläche des Leutascher Platts.
In den Südhängen des Mustersteins kann es auf dem schweißtreibenden Anstieg sehr heiß werden. Unterhalb der Mustersteinwände erreichen wir das "Gatterl", eine Steilstufe direkt unterhalb der Meilerhütte. Die letzten 100 Höhenmeter sind steil und felsig, ehe die imposant liegende Meilerhütte erreicht ist.
Region
Touren-Charakter
Lange Tour auf guten Wegen im Wald, dann über schmale Steige; im Leutascher Platt teils steil und schottrig
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz am Hubertushof (Reindlau)
Endpunkt
Wanderparkplatz am Hubertushof (Raindlau)
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.