Wandern in der Schwäbischen Alb: Bei Albstadt
Traufgänger auf der Hossinger Leiter. Voller Sagen ist die Schwäbische Alb. Wer sich an den Traufgang Hossinger Leiter wagt, bekommt eindrucksvolle Fernblicke und viel Geschichte geboten. Neben dem spektakulären Aufstieg warten eine Keltenburg und der Felsen einer Sagengestalt, die tatsächlich lebte: der Kübele Hannes!
Eine Narrenzunft in Albstadt-Lautlingen nennt sich Kübele Hannes. Das Kostüm oder Häs besteht aus einer dunklen Hose sowie einem weißen Leinenhemd. Dazu tragen die Narren aus Albstadt eindrucksvolle Holzmasken. Alle von Hand geschnitzt. Diese Masken sollen das markante Gesicht des Kübele Hannes zeigen, den in Albstadt jedes Kind kennt. Mit ihrem breitkrempigen Zimmermannshut wirkt die Maskerade ein wenig finster.
Unsere Tour startet am Wanderparkplatz Brunnental und führt auf die Spur dieser historisch belegten Gestalt. Unfair ist die Lage des Startpunkts in unmittelbarer Nähe der Traufganghütte Brunnental. Wer sieht, wie es sich die Ausflügler unter den Sonnenschirmen bei kühlen Getränken und deftigem schwäbischem Essen gemütlich machen, der mag Zweifel hegen. Ist der Traufgang wirklich die richtige Entscheidung? Ja, denn nach dieser Tour schmeckt das Essen und Trinken noch viel besser.
Auf den Gräbelesberg hinauf
Sanft geht es auf einem Feldweg bergan. Bald ist der Waldrand erreicht, und es geht in einer Linkskurve in den Forst hinein. Vorbei ist es mit der Gemütlichkeit. Steil führt der Waldweg weiter. Immer den Schildern "Traufgänge" folgen, die unübersehbar orange sind. In einer Senke geht es kurz bergab, und der Weg verläuft am Waldrand entlang. Wir halten uns scharf links und wandern wieder in den Wald zurück. Steil führt der Weg hinauf zum Gipfel des Gräbelesbergs. Der ist immerhin 908 m hoch. Wer seine Wanderstöcke (diese sind hier sehr wichtig) zu Hause liegen gelassen hat, schimpft an dieser Passage mit sich selbst. Wie konnte man nur auf die Idee kommen, hier heraufzuwandern?!
Auf den steilen Felsen errichteten die Kelten eine Festung. Leider hat diese Kultur uns praktisch keine schriftlichen Selbstzeugnisse hinterlassen. Es sind die Archäologen, die immer wieder erstaunliche Funde aus der Keltenzeit auf der Schwäbischen Alb entdecken. Bei dieser Festung auf dem Gräbelesberg wurden die Felsen als Verteidigungsanlage genutzt und zusätzlich Wälle aufgeschüttet. Teile der sogenannten Keltenschanzen sind hier noch heute zu sehen.
Zur Hossinger Leiter
Unterwegs bieten sich Panoramablicke ins Eyachtal, und an klaren Tagen ist sogar der Schwarzwald zu erkennen. Vom Gipfel hinab geht es auf einer Hochebene am Albtrauf entlang. Bald ist der markante Kübele-Hannes-Felsen erreicht. Schon von Weitem riecht es, vor allem im Sommer an Sonn- und Feiertagen, nach gegrillten Würsten und Fleisch. Hier befindet sich eine Schutzhütte mit Feuerstelle. Wanderer sitzen gemütlich zusammen am Feuer, halten an angespitzten Stöcken die Würste über die Flammen.
Eigentlich will von so einer Idylle niemand freiwillig weitergehen, doch es gibt einen guten Grund aufzubrechen: die Hossinger Leiter. Am Felsen entlang verläuft die steile Treppe für Wanderer. Von nun an geht’s bergab, und angenehm führt der Weg durch das Brunnental. Bald ist der Wanderparkplatz Brunnental erreicht. Wer so tapfer gewandert ist, hat sich nun eine Einkehr in die Traufganghütte verdient!
Bei Albstadt wandern: Die Route kompakt
- Vom Wandererparkplatz Brunnental aus geht die Route vorbei an der Traufganghütte in Richtung höhere Lage
- Über einen Feldweg führt der Pfad weiter durch den Wald hindurch, ehe die Route immer steiler wird
- Hier folgt man am besten immer den orangefarbenen Schildern
- Nach einem flacheren Teilstück geht es in Richtung des Gräbelesbergs, der auf 908 Metern seinen Gipfel hat
- Von dort aus führt die Wanderung über eine Hochebene am Albtrauf entlang, ehe der Kübele-Hannes-Felsen erscheint und eine Schutzhütte wartet
- Danach geht es weiter in Richtung der Hossinger Leiter, an deren Anschluss es bergab in das Brunnental geht
Region
Touren-Charakter
Abwechslungsreicher geht es kaum. Tolle Fernblicke, Relikte aus der Keltenzeit, ein sagenumwobener Felsen und viele seltene Blumen, dazu die spektakuläre Hossinger Leiter.
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz Brunnental
Endpunkt
Wanderparkplatz BrunnentalKübele Hannes als wahre Sagengestalt
Wie Till Eulenspiegel trickste der Lautlinger Kübele Hannes einen Läufer aus der Nachbargemeinde Hossingen aus. Beide sollten um die Wette laufen und so die Ortsgrenzen in ehrlichem Wettkampf festlegen. Kübele Hannes lief früher als sein Kontrahent los, mit einer Suppenkelle unter dem Hut und Erde aus seinem Heimatort in den Schuhen. Als man ihn wegen Schwindels packen wollte, sagte der Kübele Hannes: »So wahr der Schöpfer über mir ist, stehe ich auf Lautlinger Boden!« So die Sage. Tragisch endete sein Leben. Dazu gibt es einen amtlichen Vermerk vom 9.Juni 1716: »Der Kübell-Hansele erhängte sich selbst und sechs Männer mussten ihn, nachdem sie einen Eid ablegten, in ungeweihter Erde heimlich des nachts begraben.«
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.