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Zeit zum Wandern
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Wandern Dolomiten: Vom Pordoipass auf den Bindelweg

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:45 Std.
Länge:
7 km
Aufstieg:
280 m
Abstieg:
460 m

Er ist ein absoluter Klassiker unter den Dolomitenwegen, der Bindelweg: wenig Anstrengung, dafür viel Aussicht, vor allem auf die Marmolada mit ihrem Gletscher, dem mit Abstand größten in den Dolomiten. Und auf halbem Weg steht eine beliebte Einkehr, das Rifugio Vièl dal Pan.

Vulkangestein am Padònkamm, Hauptdolomit an der Sellawandern, leicht
Vulkangestein am Padònkamm, Hauptdolomit an der Sella© Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner
Beschreibung

Der breite, etwas steinige Weg hat seinen Ausgangspunkt direkt am Pordoijoch . Er steigt – vorbei an einer kleinen Kapelle – unter den Felswänden des Sas Becè (2534 m) an gegen die Grassenke an seinem Südfuß. Hat man zunächst Aussicht auf die Sella und weit über das Buchenstein bis zu den Tofane, wird hier der Blick auf das Fassatal, den Rosengarten und – besonders schön – das Langkofelmassiv frei. Wenig weiter, beim Rifugio Fredarola (0:45 Std.), kommt dann auch die Marmolada (3343 m) mit ihrem unbekannten Begleiter, dem düsteren Gran Vernel (3210 m), ins Bild. Die beiden Dreitausender sind ein treffliches Beispiel dafür, wie nahe in den Dolomiten oft Trubel und Einsamkeit sind.

Wenn sich an Schönwettertagen hunderte Bergsteiger am »Dach« der Dolomiten einfinden, bleibt es am Nachbargipfel ganz ruhig. Das galt früher auch für zwei andere markante Gipfel über dem Val de Contrin, den Colàc (2715 m), der sich vom Bindelweg aus als steiler Felszahn zeigt, und die Cima dell’Uomo (3010 m), deren mächtiger Felsdom mit seinen zersplitterten Graten das Talinnere dominiert. Beide erhielten um 1980 einen Klettersteig, was der Bergesruh schlagartig ein Ende bereitete. Jener an der Cima dell’Uomo wurde nach Unfällen ab­gebaut. In seinen Flanken ist es mittlerweile wieder fast so ruhig wie zu Zeiten der Erstbesteigung (1879). Die geht auf das Konto eines Münchners: Gottfried Merzbacher, geboren im bayerischen Baiersdorf bei Erlangen. Er unternahm später mehrere Forschungsreisen in asiatische Gebirge, u. a. zum Elbrus und ins Tienschan, wo ein periodisch ausbrechender Gletschersee seinen Namen trägt.

Der komfortabel ausgebaute Bindelweg erinnert an einen anderen Bergbegeisterten, den Pädagogen Dr. Karl Bindel, der sich als Mitglied der Alpenvereinssektion Bamberg sehr um alpintouristische Erschließung im Bereich der Sellagruppe verdient machte. Mehr als ein Jahrhundert nach dem Bau des Pfades pilgern alljährlich Zigtausende über den komfortablen Trail. Die Aussichtsroute hält hinter dem Rifugio Fredarola in etwa die Höhe und läuft quer über die Südhänge des Padònkamms. Bald schon kommt der Fedaiasee (2053 m) ins Blickfeld. Über dem gleichnamigen Straßenpass zeigt sich die Civetta mit ihrer Nordwestwand. Vom Südufer des Stausees führt eine Gondelbahn bis ins Gletschervorfeld (Bergstation 2626 m) der Marmolada.

In den letzten hundert Jahren hat sich das Eis hier um fast 300 Meter zurückgezogen. 1915 reichte es noch bis zum Col di Bousc (2494 m). Damals hallten die Berge vom Kanonendonner wider: Krieg in den Dolomiten. Die Front verlief quer über die Marmolada, und selbst in diesem extrem hochalpinen Gelände wurden Stellungen gebaut, wurde gekämpft.

Die Österreicher errichteten am Sas da le Doudesh im Innern des Marmoladagletschers eine regelrechte »Eisstadt«, Unterkunft für immerhin etwa 240 Mann, mit Verbindungsstollen zur Frontlinie unterhalb des Serautakamms und unterirdischem Zugang vom Gletscherrand her. Sie war nicht nur vor feindlichem Beschuss bestens geschützt, sondern auch vor Lawinen. Im Gegensatz zu dem großen Barackenlager am Col di Bousc, wo sich im Dezember 1916 das schwerste Lawinenunglück der Alpenfront ereignete. Eine Million Kubikmeter Schnee lösten sich am Gletscher und fegten in Sekunden das gesamte Barackenlager hinweg. Einige der Hütten wurden bis zu einem halben Kilometer weit durch die Luft geschleudert, 300 Soldaten fanden den Tod.

Etwa auf halbem Weg zum Fedaiasee wartet das Rifugio Vièl dal Pan(1:30 Std.), beliebte Anlaufstelle für Aussichtswanderer. Die Fortsetzung des Bindelwegs steuert die Gratsenke (2437 m) vor dem Sas de Ciapel (2557 m) an, bleibt aber knapp darunter, quert dann in sanftem Auf und Ab die Südflanke des »Hutsteins« (Sas de Ciapel) und der nächsten Gratkuppe (La Forfesh, 2585 m). An der Weggabelung (links zur Porta Vescovo) biegt man rechts ab.

Der Bindelweg hält noch kurz die Höhe, steigt dann über den grünen Rücken, der die Pèles-Wiesen vom Val de Fedaa trennt, ab zur Betonsperre des Fedaia-Stausees (2:45 Std.). Etwas unterhalb steht auf einem Geländesporn das Rifugio Casti­glioni (2044 m). Sein Name erinnert an den italienischen Kletterer Ettore Castiglioni, der im Zweiten Weltkrieg die antifaschistische Bewegung unterstützte und auf der Flucht in die Schweiz 1944 am Fornogletscher (Bergell) in einem Schneesturm ums Leben kam.

Ausgangspunkt

Pordoipass (2239m)

Endpunkt

Lago di Fedaia (2054 m)

Wegbeschaffenheit

Gute Wege, im Abschnitt zwischen dem Pordoijoch und dem Kamm etwas steinig

Zwei Varianten

Statt zum Fedaiasee abzusteigen, kann man die Tour auch zur Porta Vescovo (2478 m; Seilbahnstation) fortsetzen. Nach kurzem Abstieg durch die Nord-flanke des Padònkamms zurück zum Pordoijoch, 4:30 Std.

Zwischen dem Rifugio Fredarola und der Scharte vor dem Sas Ciapel (2437 m) gibt es eine interessante Variante zum Bindelweg. Der Sentiero delle Creste folgt, wie sein Name verrät, dem Padòngrat, bietet deshalb freie Sicht auf beide Seiten. Faszinierend die bizarren Felsformationen aus vulkanischem, fast schwarzem Gestein im Kammbereich. Einige leichte Kletterstellen, nur für geübte Berggänger! Zusätzlicher Zeitaufwand etwa 30 Min.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.