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Wandergenuss
wandern

Wandern Bayerischer Wald: Über den Schuhnagelkopf auf den Großen Rachel

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:40 Std.
Länge:
9.7 km
Aufstieg:
490 m
Abstieg:
570 m

Gipfelglück und mystischer See. Der Große Rachel mit seinem sagenumwobenen See war schon immer ein beliebtes Wanderziel. Die urigen Wälder um den Berg im Nationalpark Bayerischer Wald und die fantastische Aussicht von seinem Gipfel in den Böhmerwald sind der Grund dafür.

Beschreibung

Zum Waldschmidthaus

Von der Bushaltestelle G'fäll starten wir nach Norden an den Toiletten vorbei mit der Markierung Auerhahn in Richtung Rachel. Nach 30 Metern steigen wir an der Weggabel rechts aufwärts. Die mittlere Steigung ist sehr lang und ohne Unterbrechung und daher anstrengend. Bald zeigt in freiem Gelände ein Blick zurück nach Süden bei guter Sicht die Alpenkette und im Westen die Donauebene. An einem Abzweig bleiben wir rechts und erreichen den Berggasthof Waldschmidthaus.

Auf den Großen Rachel

An der Wegkreuzung oberhalb vom Schutzhaus steigen wir geradeaus den Treppenweg hinauf zum Gipfel des Großen Rachels. Die Aussicht auf dem Rachel ist umwerfend. Im Norden erkennen wir die Höhenzüge des Böhmerwalds im angrenzenden Nationalpark Šumava. Im Nordwesten erheben sich Falkenstein, Großer Osser sowie Großer und Kleiner Arber. Im Süden zeigt sich an klaren Tagen die Alpenkette und im Südosten stehen der Lusen und der Dreisessel im Dreiländereck. Die offen liegenden Felsen auf dem Rachel zeigen sich in der Struktur mit den Faltungen anders als die körnigen Granitfelsen auf dem Lusen. Der Große Rachel besteht aus Gneis, einem Gestein, das durch Metamorphose, also durch Umwandlung unter hohen Druck- und Temperaturbedingungen in den Tiefen der Erde, entstand. Genau genommen handelt es sich hier um Orthogneis, das metamorphe Umwandlungsprodukt von Feldspat und quarzreichem magmatischem Granit. Er wird auch als Granitgneis bezeichnet. Im Fall des Rachels ist das früher überliegende Material erodiert.

Zur Rachelseekapelle

Wir wandern vom Gipfel hinunter an der Bergwachthütte vorbei auf dem Goldsteig in Richtung Racheldiensthütte über eine große Totholzfläche weiter. Im Mai und Juni blüht der bis zu 60 Zentimeter hohe Bärwurz (Ligusticum mutellina) auf den Hängen des Rachels. Die weißgelblichen Blüten der Dolden ähneln dem Fenchel. Der Bärwurz trägt aber nussbraune, sechskantige Früchte. Im Bayerischen Wald wird der Bärwurz zum hochprozentigen Schnaps gebrannt. Dafür wird die Pflanze aber schon lange in Kulturen angebaut. Die natürlichen Bestände am Rachel, Lusen und Arber stehen unter Naturschutz. Seit Jahrhunderten wird die Pflanze als Medizin zur Verbesserung der Verdauung verwendet. Die Bayerwaldler schwören auch heute noch auf den Bärwurz als Medizin für alles und gegen alles. Gemeint ist aber heute die hochprozentige Variante der Bärwurzereien, die den starken »Saft« in traditionelle Steingutflaschen abfüllen. An einem Abzweig kommen wir rechts zur Rachelseekapelle. Der Tiefblick von dem Felssporn in der steilen Seewand zeigt den Rachelsee, der wie ein tief blaugrüner Lapislazuli im grünen Wald liegt. Der Rachelsee ist ein Relikt aus der Eiszeit.

Zum Rachelsee

Wir kommen wieder auf den oberen Weg in Richtung Rachelsee mit der Wegmarkierung Buntspecht. An einer Wegkreuzung gehen wir rechts in Richtung Rachelsee an einem alten Wassergraben entlang und verlassen hiermit den Goldsteig. An einer T-Kreuzung schlendern wir rechts in einem kurzen Abstecher zum idyllischen Rachelsee. Der fast sechs Hektar große versauerte See ist nur 13 Meter tief und wegen seines Mangels an Mineralien und Nährstoffen arm an Wassertieren und Fischen. Ab 1900 gab es um den See keine Holznutzung mehr. Seit der Einrichtung des Naturschutzgebiets wurde hier natürlich auch kein Baum mehr gefällt. So konnte sich ein Urwald herausbilden, der nur auf dem Urwaldlehrpfad durchquert werden darf. Der Rachelsee ist der ruhigste See im Nationalpark, da er nur zu Fuß zu erreichen ist.

Zur Racheldiensthütte

Vom See müssen wir zurück zur T-Kreuzung und bleiben dort geradeaus in Richtung Racheldienst­hütte. An der Weggabelung vor einem Platz mit Toiletten nehmen wir den linken Weg unter die Sohlen. Wir sind auf dem Urwald- und Eiszeitlehrpfad mit Informationstafeln. In dem nachfolgenden Buchenwald fallen die mächtigen nordamerikanischen Douglastannen aus dem Rahmen. Auch einige dunkelgrüne Eiben stehen im Unterholz. An einer Weggabel gehen wir geradeaus auf einer Forststraße weiter, die bis zur Racheldiensthütte mit einigen Picknicktischen führt. Von dem Forsthaus geht es rechts weiter abwärts und dann links über einen kleinen Pfad als Abkürzung hinunter zur Bushaltestelle Racheldiensthütte. Mit dem IGEL-Bus geht es zurück zum Startpunkt an der Bushaltestelle G'fäll.

Als Variante könnte diese Tour auch als Rundwanderung gestaltet werden. In diesem Fall wandert man von der Weggabelung Furt nach dem Rachelsee rechts in Richtung G'fäll zurück (2,5 Kilometer mehr). Der Parkplatz G'fäll darf aber zwischen 15. Mai und 31. Oktober in der Zeit von 8 bis 18 Uhr nicht mit dem Privat-Pkw angefahren werden. Doch ist schon aus Gründen des Umweltschutzes die Fahrt mit dem IGEL-Bus zu bevorzugen.

Touren-Charakter

Mittelschwere, vorwiegend sonnige Tour auf Pfaden und Forststraßen durch Wälder und Felsgebiet

Ausgangspunkt

Bushaltestelle G'fäll GPSN48°57'38.4'E13°22'29.0', Höhe 945m ü.NN

Endpunkt

Bushaltestelle RacheldiensthütteGPS N48°57‘10.1“ E13°25‘33.9“, Höhe 855 m ü. NN

Route

G'fäll - Waldschmidthaus 1:30Std. - Großer Rachel 0:20Std. - Rachelseekapelle 0:30Std. - Rachelsee 0:20Std. - Racheldiensthütte 1:00Std.

Der mystische Rachelsee

Der stille Rachelsee nimmt die Menschen seit jeher in seinen Bann. Zahlreiche Mythen ranken sich um das scheinbar so ruhige Gewässer. Die Sage vom Rachelseefischer erzählt, dass dieser den geheimnisvollen See ausloten wollte. Eine mysteriöse Stimme warnte: »Ergründest Du mich, verschling ich Dich!« Aber er ruderte in die Mitte des Sees und ließ sein Lot in die Tiefe. Ein Sturm brach los und eine Welle verschlang das Boot. Junge Burschen wurden einst des Nachts von einem Unwetter überrascht und mussten ihr Zelt am Rachelsee aufschlagen. Es tobte und heulte, sodass sie kein Auge zumachten. So schnell, wie der Sturm aufgezogen war, so schnell war er auch wieder vorüber und es wurde still in den Bergen. Als sie am nächsten Morgen aufbrachen, entdeckten sie die Abdrücke eiserner Schuhe rund um ihr Nachtlager. Da eilten sie ins Tal, in dem Wissen, dass sie diese furchterregende Nacht der unerlösten Seele der Rachelhex zu verdanken hatten.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.