Die Kraft des Wassers erleben: Giessenbachklamm und Hechtsee
Am Kieferbach entlang
Vom Bahnhof in Kiefersfelden geht es rechts über die Wilhelm-Kroener-Straße hinauf in den Ort. Dort halten wir uns auf der Kufsteiner Straße rechts und biegen nach etwa 300 Metern direkt vor der Brücke über den Kieferbach links in den Egelseeweg ein. Bei den letzten Häusern endet die Straße und geht in einen befestigten Wanderweg über, dem wir am linken Ufer des Kieferbachs entlang folgen.
Nach etwa 30 Minuten Gehzeit dringt unvermittelt ein intensiver Geruch nach faulen Eiern in die Nase. Er stammt von schwefelhaltigem Wasser – was es damit auf sich hat, werden wir später noch genauer erfahren. Zunächst müssen wir bei der Abzweigung zum Hechtsee rechts abbiegen und bei der Brücke den Kieferbach überqueren.
Der »Wachtl-Express«
Wir erreichen die parallel zum Fluss verlaufende Autostraße und folgen dieser links in Richtung Wachtl. Rechts neben der Straße sehen wir die Schienen einer Schmalspurbahn. Auf diesen transportierte bis vor einigen Jahren der »Wachtl-Express« täglich in 12 bis 14 Fahrten jeweils rund 400 Tonnen Kalkstein vom Zementwerk Wachtel auf der 5 Kilometer langen Strecke nach Kiefersfelden. Nach Schließung der Zementfabrik sind es heute nur noch zwei Fahrten, mit denen Steine aus dem dortigen Steinbruch nach Kiefersfelden gelangen.
1990 hat die einheimische Museumseisenbahn-Gemeinschaft drei ausrangierte Personenwagen der Wendelstein-Zahnradbahn erstanden; seitdem findet zwischen Juni und Oktober an sieben Wochenenden ein beliebter Personenverkehr auf dieser Strecke statt.
Strom aus Wasser
Wir folgen etwa 1,5 Kilometer der Autostraße, zwischendurch wechseln wir von der rechten auf die linke Seite der Schienen. Beim Sägewerk Bleiersag beginnt rechter Hand der Weg zur Gießenbachklamm. Außen am Sägewerk dreht sich gemächlich das größte Wasserrad Bayerns. Angetrieben vom Wasser des Gießenbachs erzeugt es Strom für das Sägewerk. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass das Wasser von oben auf die Schaufeln des über 7 Meter hohen hölzernen Rads trifft, obwohl der Bach deutlich erkennbar unterhalb des Wasserrads vorbeiströmt.
Das Geheimnis lüftet sich, wenn wir etwa 300 Meter den Weg in Richtung Giessenbachklamm hinaufsteigen. Hier sehen wir eine große Röhre, in die ein Teil des Wassers hineinfließt und seitlich des Wegs zum Sägewerk geleitet wird. Durch die Höhe der Einleitungsstelle wirkt so viel Druck auf das Wasser, dass es ohne Pumpe die Höhe des Wasserrads erreichen kann.
Durch die Gießenbachklamm
Kurz darauf passieren wir ein Wasserkraftwerk, in dem auf moderne Art mit einer stählernen Turbine elektrischer Strom gewonnen wird. Wenn man genau hinhört, kann man deutlich den Unterschied zur Stromerzeugung mit dem Holzrad feststellen. Von der modernen Technologie geht ein Brummton aus, der wesentlich lauter ist als das fast geräuschlose Drehen des hölzernen Wasserrads.
Direkt beim Kraftwerk steigen wir über mehr als 100 Treppenstufen in die Gießenbachklamm hinein. Die Sonnenstrahlen erreichen den Boden nicht mehr, und tief unter uns ist das donnernde Rauschen des Wassers zwischen den Felsen zu hören. Wir bewegen uns auf einem durch Geländer gesicherten Pfad. An manchen Stellen gibt es einen atemberaubenden Blick in die Tiefe.
Der Weg durch die Klamm endet fast abrupt an einer Staumauer; dahinter beginnen bereits die Wiesen eines flachen und weiten Hochtals. Der Bach fließt hier gemächlich dahin und seine zahlreichen Seitenarme laden die Kinder zum Staudammbauen geradezu ein. Äste und Geröll sind ausreichend vorhanden. Auf der nahe liegenden Schopperalm können wir uns anschließend bei einer Brotzeit stärken.
Abstecher zum Hechtsee
Auf dem Rückweg wandern wir zuerst durch die Gießenbachklamm wieder zurück auf die Straße, steigen aber dann an der Stelle, an der die Brücke über den Kieferbach führt, geradeaus hinauf zum Hechtsee. Der eingangs erwähnte Schwefelgeruch beißt wieder in der Nase. Oben angekommen, können wir den Grund dafür an einer Tafel nachlesen: Über ein Rohr wird Tiefenwasser aus dem Hechtsee abgeleitet, das aufgrund von Sauerstoffmangel eine Schwefelverbindung gebildet hat.
Mit Blick auf das Kaisergebirge wandern wir links um den Hechtsee herum. Das alpine Gewässer ist reich an Fischen, darunter die Raubfische Hecht und Zander sowie Friedfische wie Karpfen und Schleien. Hinzu kommen Forellen, Renken und Saiblinge.
Nach etwa 300 Metern teilt sich der Weg: Man kann entweder unten direkt am Ufer gehen oder etwa 30 Meter parallel dazu etwas oberhalb durch den Wald. Bei dem schön gelegenen Strandbad kommen beide Wege wieder zusammen. Hier kann man gut einige Zeit verweilen und von der Liegewiese aus das herrliche Alpenpanorama genießen. Über den König-Otto-Weg, den Hechtseeweg und die Bahnhofstraße kommen wir wieder an den Ausgangspunkt in Kiefersfelden zurück.
Motto: Wandern am Wasser
GPS-Track
Bildergalerie
Tourendetails
Bahn: Stündliche Verbindung mit der Deutschen Bahn auf der Strecke Rosenheim–Kufstein
Restaurant Seearena am Hechtsee, Tiroler Küche, Tel.: 0043/5372/6 45 16 (kein Ruhetag)