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Zeit zum Wandern
klettersteig

Klettersteig Tirol: Auf den Großen Bettelwurf

Anspruch:
mittel
Dauer:
07:00 Std.
Länge:
10.5 km
Aufstieg:
1600 m
Abstieg:
1600 m

Wenige Hütten besitzen eine so aussichtsreiche Lage wie die Bettelwurfhütte. Von der Terrasse bietet sich ein gewaltiger Tiefblick ins Inntal, der Horizont wird von den Gletschern des Alpenhauptkamms eingerahmt. Wegen des südexponierten Aufstiegs nicht zu spät aufbrechen.

Beschreibung

Von der Ladhütte  folgen wir dem gelben Schild »Bettelwurfhütte« und überqueren den Bach. Gleich kommt man aus dem Wald heraus auf eine große, bewachsene Schuttreiße, über die es steiler bergan geht. Bei einer Gabelung halten wir uns halb links. Wir gewinnen weiter rasch an Höhe und wandern in ein beeindruckendes von steilen Felswänden umringtes Kar. Hier quert der Weg flacher nach Westen auf den links liegenden Latschenhang zu.

Unterhalb von den Felswänden  (0:45 Std.) ist der Weg schmal und ausgesetzt (Drahtseile), dann wird er zwischen den Latschen wieder breiter. Es geht in vielen Schleifen bergan, teilweise muss man in dem felsigen Gelände die Hände zu Hilfe nehmen. Auf einem Absatz bietet sich uns ein beeindruckender Blick hinunter ins Halltal und auf den Talschluss des Isstals, das auf eine interessante Geschichte zurückblickt: Bedeutung erlangte das Halltal durch den 1967 geschlossenen Salzbergbau, von dem noch heute viele Überreste zu sehen sind. Das Vorkommen des Salzbergs wurde der Legende nach im Jahr 1272 von dem Ritter Nikolaus von Rohrbach durch Zufall entdeckt.

Im selben Jahr ordnete Herzog Meinhard II. den ersten Stollenanschlag beim heutigen Oberbergstollen an, und es wurden in der Nähe von St. Magdalena die entsprechenden Salzpfannen eingerichtet. Bereits im Jahr 1555 lag das Streckennetz der Stollen bei 20 km Länge. Insgesamt wurden 8 Horizonte (Stollen) angeschlagen. Das gesamte Streckennetz betrug kurz vor der Schließung im Jahr 1967 rund 22 500 m (mit allen aufgelassenen Strecken um die 80 km). Archäologische Grabungen deuten aber darauf hin, dass es schon um 500 vor Christus Salzabbau im Halltal gegeben hat.

Die weit hinten im Tal liegenden Herrenhäuser (Königshäuser) sind seit dem Abgang einer Lawine im Jahr 1999 geschlossen, und die statt­lichen Verwaltungsgebäude des Salzbergwerks sind zurzeit dem Verfall preisgegeben Nach einiger Zeit kommen wir auf einen Latschenrücken, von wo aus wir auch schon die Bettelwurfhütte vor uns liegen sehen. Der Weg wird etwas flacher und führt bald zu einer Gabelung  (2:15 Std.). Hier hat man nun zwei Möglichkeiten:

Alternative 1 

Direkter Anstieg zum Bettelwurf: Man wendet sich (unbeschildert) nach halb rechts, kommt bald aus den Latschen heraus und erreicht über Serpentinen leichtes Felsgelände. (Kurz davor stößt der von der Hütte her kommende Weg hinzu.) Der Weg steigt in östlicher Richtung weiter bergan und erreicht den Eisengattergrat. Über diesen steigt man in z. T. ausgesetztem Gelände über den steilen Gipfelaufbau (Drahtseile) zum Gipfel des Großen Bettelwurfs  (4:15 Std.). Von hier aus hat man sowohl eine großartige Aussicht auf das im Norden liegende Karwendel mit seinen tief eingeschnittenen Tälren und langen Bergketten, als auch nach Süden auf den vergletscherten Alpenhauptkamm.

Der Name des Bettelwurfs geht übrigens auf eine alte Sage zurück: Einst klopfte ein mittelloser Salzberger (Bergknappe), der nichts besaß als eine Stube voll hungriger Kinder, an die Pforte des Klosters der Augustinerinnen in St. Magdalena im Halltal und bat um eine milde Gabe. Unmutig reichte eine Nonne dem lästigen Gast ein Stück hartes Brot. Dem enttäuschten Bettler stieg darauf die Zornesröte ins Gesicht, er tat einen grässlichen Fluch gegen den Himmel und das Kloster und wandte sich mit folgenden Worten ab: »Fresst euch den Bettel selbst, ihr Geizkragen!« Er schleuderte die Gottesgabe mit einem kräftigen Wurf nordwärts gegen die Felswände. Starr vor Entsetzen und voller Angst rief die Klosterfrau in ihrer Bestürzung: »Zur Strafe für deinen Frevel sollst du im Grabe keine Ruhe finden und die Felsbrocken, die von den brüchigen Wänden zu Tal kollern, immer wieder den Hang hinaufschleppen müssen!« Wer das Gestein der Kalkberge kennt, weiß, dass der Unglückliche mit dieser Verwünschung in Ewigkeit nicht zu Ende kommen wird. Seit dieser Zeit geistert er ruhelos in den Klüften hin und her und tritt im Sommer Gestein, im Winter aber die gefürchteten Lawinen von den Wänden los, die schon manchem Ahnungslosen zum Verhängnis wurden. Auf dem Anstiegsweg kehrt man zurück zur Ladhütte  (7:00 Std.) – wobei der kleine Umweg über die Bettelwurfhütte  (5:45 Std.) zwecks Einkehr zu empfehlen ist. Gleich einem Adlerhorst liegt sie auf 2077 m Höhe hoch über dem Halltal.

Alternative 2

Wer später dran ist, die Tour auf zwei Tage aufteilen möchte und vor dem Anstieg also noch auf der Hütte übernachten möchte, folgt an der oben erwähnten Gabelung links dem Schild »Bettelwurfhütte«. Der Weg quert ein felsiges Bachbett (Drahtseile) und führt weiter westwärts zur Bettel­wurfhütte.

Von dort aus geht es anderntags, dem Schild »Großer Bettelwurf« folgend, in einer ansteigenden Querung nach Osten zum oben beschriebenen Aufstieg.

Nach der Tour sollte man unbedingt die Altstadt von Hall in Tirol anschauen. Die 700 Jahre alte Stadt war im Mittelalter wesentlich größer und bedeutender als die heutige Landeshauptstadt Innsbruck. Reiche Salzvorkommen ließen das Städtchen schon im 13. Jh. aufblühen. Als im 15. Jh. die herzogliche Münze von Meran (Südtirol) hierher verlegt wurde, nahm die Bedeutung der Stadt weiter zu. In Hall wurde die erste Silbermünze (Thaler) geprägt; dieser Thaler ist der Namensgeber des Dollars.

Touren-Charakter

Teils steile Bergpfade

Ausgangspunkt

Zweite Ladhütte im Halltal GPS: 47.32596°N, 11.50866°E

Freud & Leid

Es lohnt sich auch bei dieser Tour, über eine Hüttenübernachtung auf der toll gelegenen Bettelwurfhütte nachzudenken.

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