Bruckmann CMYK quer
Zeit zum Wandern
klettersteig

Klettersteig Europa: Zur Olpererhütte

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:30 Std.
Länge:
10 km
Aufstieg:
890 m
Abstieg:
520 m

Auf unserem Weg von München nach Venedig passieren wir heute das erste und einzige Mal das ewige Eis der Gletscher, wenn wir mit der Friesenbergscharte (2910m) den höchsten Punkt der gesamten Wegstrecke überschreiten. Besondere technische Schwierigkeiten erwarten uns nicht, daher können wir uns - gutes Wetter vorausgesetzt - auf eine erlebnis- und aussichtsreiche Bergfahrt freuen.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Nach dem Aufbruch vom Tuxer-Joch-Haus wandern wir zunächst auf der Zufahrtsstraße zur Hütte bergab in Richtung Sommerbergalm. Der schmale Pfad (0:10 Std.) mit der Wegmarkierung Nr. 326 Richtung Spannagelhaus zweigt ungefähr auf halber Strecke zur Alm rechts ab. Er ist sehr leicht zu übersehen, also aufgepasst!Dann wandern wir gemächlich auf den Tuxer Ferner zu. Die imposanten Wände von Lärmstange und Kaserer begrenzen im Westen das Gletscherbecken. Das Gefrorene-Wand-Kees und das Große Riepenkees bilden zusammen die über sechs Quadratkilometer umfassende Fläche des Hintertuxer Gletschers – 110 m stark an der tiefsten Stelle und bis zu 1000 Jahre alt ist das Eis, dem wir jetzt entgegenstreben. Zahllose Liftanlagen transportieren die Brettlfans zu jeder Jahreszeit in die Eisregion.

Kurz nachdem wir vom Fahrweg abgebogen sind, unterqueren wir als Erstes die Tuxer-Joch-Lifte. Etwa 15 Min. später treffen wir auf die Zufahrtsstraße zum Spannagel- und Tuxer-Ferner-Haus, in die wir rechts einschwenken. Vorbei an gerade erst dem Gletscher entsprungenen Bächen und unter den Anlagen der Kaserer-Lifte und des »Gletscherbus II« erreichen wir das Spannagelhaus (2:00 Std.). Müheloser gelangt man hierher unter Benutzung der letztgenannten Kabinenseilbahn. Hierzu verlassen wir die Fahrstraße zum Tuxer-Joch-Haus nicht, sondern folgen ihr bis zur Sommerbergalm, wo wir uns unter die Skifahrer mischen und mit der 1996 errichteten Bahn zum Tuxer-Ferner-Haus schweben (Betriebszeiten täglich 8.15 bis 16.30 Uhr). Von dort sind es nur ­wenige Schritte bergab zum Spannagelhaus.

Vom Spannagelhaus aus führt ein mit der Markierung 526 inzwischen sehr gut bezeichneter Weg zur Friesenbergscharte. Dennoch kann der an sich unschwierige Aufstieg durch die weitläufigen Urgesteinshalden bei schlechten Wetterverhältnissen oder wenn die roten Wegzeichen auf Blockwerk und Geröll durch Neuschnee verdeckt sind, zu einem gefährlichen Unterfangen werden. Insbesondere allein gehenden Wanderern raten die Hüttenwirte unter solchen Umständen häufig von der Begehung ab.

Bald nach dem Schutzhaus queren wir auf einer kleinen Brücke einen Gletscherbach. Im ersten Wegteil geht’s über Blockwerk eher gemütlich bergan, später stapfen wir über Geröll hinauf zur Scharte. Der gerade mannsbreite Durchschlupf zwischen den steilen Felszacken ist mit dem Auge kaum auszumachen, zur Orientierung wurde daher ein Markierungspfosten in den Schartendurchgang gesetzt.

Am Scheitelpunkt der Friesenbergscharte (3:30 Std.) angekommen, öffnet sich uns ein neuer, entzückender Ausblick. Wie ein Auge in der Landschaft schaut der Friesenbergsee neben der kleinen Berghütte herauf. Dahinter erstrecken sich zu beiden Seiten des Greinerkamms die tiefen Furchen des Zemmgrunds und des Schlegeisgrunds.

Der Abstieg auf der anderen Seite beginnt steil und ist mit Klammern und Drahtseilen versehen, doch haben wir dieses Teilstück bereits nach wenigen Minuten hinter uns gebracht. Bei der Weggabelung (4:15 Std.), auf die wir nun unweit der Scharte treffen, hielten sich die Venedigwanderer früher mehrheitlich links Richtung Friesenberghaus. ­Anschließend stieg man zum Schlegeisspeicher und der Dominikus­hütte ab. Da aber mittlerweile ein neuer, gut angelegter Weg von der Olpererhütte hinüber zum Pfitscher Joch führt, ist es wesentlich günstiger, die Olpererhütte als Nachtquartier anzusteuern. Diese sehr schöne Hütte ist allerdings oft überfüllt und vorherige telefonische Reservierung daher ratsam.

Wir biegen nun also an der Weggabelung rechts ab und fädeln wenig später auf den Berliner Höhenweg ein. Dieser leitet uns ohne große Höhenunterschiede durch den Süd­osthang unterhalb der GefrorenenWand-Spitzen zur Olpererhütte (6:00 Std.). Wir beschließen den Tag auf der herrlichen Aussichtsterrasse des Schutzhauses, ein Logenplatz mit bester Aussicht in die Gletscherwelt zwischen Großem Möseler und Hochfeiler.

Variante über die »klassische Route«

 Mit dem Friesenberghaus und der Dominikushütte stehen auf dieser Etappe alternative Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Falle des Friesenberghauses halten sich Höhen- und Zeitverlust für uns in übersichtlichen Grenzen. Man kann es daher durchaus auch nur für eine Jause ansteuern und hernach Richtung Olpererhütte weiterwandern (ca. 160 Hm und 1,2 km zusätzlich, Weg Nr. 526, Berliner Höhenweg). Soll jedoch das Tagesziel der Etappe die Dominikushütte am Schlegeisspeicher sein, so nehmen wir nach kurzer Rast im Friesenberghaus den sehr bequemen und gepflegten Weg Nr. 532 und erreichen in weniger als 2 Std. unser Übernachtungsdomizil. Die alte Hütte musste den Fluten weichen, als der Stausee 1972 fertiggestellt wurde. Bei einem Abendspaziergang zur Staumauer können wir uns anhand der dort aufgestellten Hinweistafeln über technische Details des künstlichen Sees informieren, der ein bisschen an einen norwegischen Fjord erinnert.

Die Spannagelhöhle

Eine abenteuerliche Führung mit interessantem Besichtigungsprogramm kann man in der Spannagelhöhle erleben, deren Eingang direkt beim gleichnamigen Gasthaus zu finden ist. Als geologische Besonderheit verläuft hier eine im Urgestein des Alpenhauptkamms eingebettete Marmorschicht. Während der einstündigen Höhlentour besichtigt man verschiedene Sinterbildungen, Tropfsteine, Kristalle, farbige Marmore u. v. m. (ganzjährig geöffnet).

Das Frisenberghaus

Die Einkehr im Friesenberghaus sollte Anlass geben, über die wechselvolle Geschichte dieser Hütte nachzusinnen und der Menschen zu gedenken, die sie erbaut haben. In den Jahren 1921 bis 1924 begann mit der zunehmenden Ausgrenzung der jüdischen Bergfreunde und allen, die zu ihnen hielten, das dunkelste Kapitel der alpinen Ver­eine. Einige norddeutsche Sektionen, insbesondere die Sektion Berlin, wehrten sich bis zuletzt gegen die angestrebte Arisierung des DÖAV. Letztendlich wurden die unerwünschten Bergkameraden jedoch ausgeschlossen und durften vorhandene Schutzhütten nicht mehr betreten. Sie waren daher gezwungen, eigene zu errichten, zu denen das 1931 fertiggestellte Friesenberghaus gehört. Im Jahr 1938 wurde das Haus schließlich enteignet und der Wehrmacht überlassen, die es als Ausbildungsstätte nutzte. Nach dem Krieg erhielten die ehemaligen Besitzer das Friesenberghaus zurück, doch zu wenige hatten die Herrschaft der Nationalsozialisten überlebt. Deshalb wurde es 1968 der Sektion Berlin anvertraut, die es bis heute betreibt.

Region

Ausgangspunkt

Tuxer-Joch-Haus; N47 05.921 E11 38.987

Endpunkt

Olpererhütte; N47 02.528 E11 41.300

Wegbeschaffenheit

Hochalpine Bergtour, Abstieg teilweise drahtseilversichert, Trittsicherheit erforderlich

Information

Markierung: Wegmarkierungen 326 und 526

Freud & Leid

N47 05.921 E11 38.987N47 02.528 E11 41.300Auf dem Tuxer Gletscher bot bis 2013 das traditionsreiche Spannagelhaus Unterkunft. Es war ein Alternativquartier für Venedig-Wanderer, vor allem wenn wegen schlechtem Wetter der Übergang über die Friesenbergscharte unmöglich war. Weil sich kein Pächter mehr fand, wurde das alte Haus abgerissen; der Neubau ist nur noch ein Restaurant.

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