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klettersteig

Klettersteig Dolomiten: Via ferrata Renè De Pol

Anspruch:
schwer
Dauer:
06:15 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
1000 m
Abstieg:
1000 m

Klettersteig ins ehemalige Frontgebiet am Foramestock. Die nördlichen Ausläufer des Cristallo-Massivs fristen ein echtes Schattendasein, und das liegt nicht nur an der geografischen Ausrichtung. Hier gibt es keine markierten Anstiege, nur Spuren aus der unseligen Kriegszeit 1915-17. Einzige Ausnahme ist die Ferrata Renè De Pol, eine spannende Route am Foramestock.

Beschreibung

Die nach Norden, zum Gemärk und nach Schluderbach ausgreifenden Grate des Foramestocks, der Schönleitenschneid (2722 m) und des Rauchkofels (2126 m) waren in den Jahren 1915 und 1916 Schauplatz heftiger Kämpfe. Nach dem Kriegseintritt Italiens kam es zunächst zu Angriffen auf die österreichischen Stellungen im Rücken der alten Festung Peutelstein. Nach der Besetzung des schroffen Foramestocks und der Schönleitenschneid durch k. u. k. Truppen im August 1915 konzentrierten sich die Kämpfe auf diese vordersten Stellungen.

Frontgebiet

Die Überschreitung des Foramestocks zur Grünen Scharte (Forcella Verde) vermittelt einen guten Eindruck von diesem Abschnitt der Cristallo-Front. Der steile Aufstieg (Via ferrata De Pol) verläuft durch die schattig-düstere Nordflanke. Was für ein Kontrast dazu der Blick über das Val Felizon hinweg zum markanten, in der Sonne stehenden Felshorn der Hohen Gaisl, die ihren italienischen Namen Croda Rossa den rötlichen Felsen verdankt!Von der grünen Scharte aus überblickt man dann größere Teile der Cristallo-Front: die italienischen Stellungen vom Col dei Stonbe über Zurlòn, Vecio del Forame bis zur Forcela Stounies und den von österreichischen Truppen besetzt gehaltenen Schönleitenkamm. Eine Seilbahn mit Talstation beim Feldlager Gemärk (Sórabances, 1530 m) versorgte die Truppen mit Nachschub. Sie wurde am 20. Juni 1916 in Betrieb genommen. Ausgerüstet mit einem 16-PS-Benzinmotor, schaffte die Bahn in 20 Minuten rund 250 Kilogramm Last über eine fast zwei Kilometer lange Strecke hinauf zum Lager Schönleiten. Der landschaftlich sehr reizvolle Abstieg durch das wilde Val Prà de Vecia führt an der Station Forame, deren Fundamente noch stehen, vorbei. Beim Weiterweg hinaus zur Wasserscheide Im Gemärk entdeckt man am östlichen Hang mehrere gegen die Schönleitenschneid ansteigende, weitgehend verfallene Wege, an der Talmündung dann Überreste des Lagers Gemärk (Fundamente, Kavernen).

Bahnwandern

Die Runde startet oben an der weiten Wasserscheide Im Gemärk (1530 m), folgt zunächst der ehemaligen Bahntrasse, die heute eine frequentierte Radlroute ist, und führt vorbei an den seichten kleinen Quellseen des Rufiedo: drei Kilometer flache Strecke. Rechts, nur wenig höher, verläuft die Strada statale No. 51, die »Alemagna«. Am Pian del Forame (1495 m) wechselt das Sandsträßchen auf die linke Talseite; direkt an der Brücke weist ein Schild zur Ferrata Renè De Pol.

Zum Klettersteig

Die deutliche Spur leitet im Wald bergan, teilweise parallel zu einem ziemlich verwachsenen Schützengraben der ehemaligen Rufreddo-Stellungen (Rufiedo). Über kurze, steile Kehren kommt man zu einer Abzweigung (ca. 1820 m; alte Hinweistafel »Forcella Verde«), an der sich der Weg nach links wendet und einen Geröllgraben quert. Drei Kavernenlöcher (Tre Fori) machen deutlich, dass man sich den Kriegsstellungen nähert. Der Lärchenwald geht in Latschenbewuchs über, zuletzt steigt man auf einer Geröllspur hinauf zum Fuß der Forame-Westwand. Jenseits des Val Felizon thront als echter Blickfang die Hohe Gaisl (3146 m), weiter links, durch die markante Senke der Forcella Lerosa (2020 m) abgesetzt, erhebt sich der breite Rücken der Croda de R’Ancona (2366 m). Über ihn verlief eine Verteidigungslinie der Österreicher. Auf Schützengräben stößt man auch am Fuß der Forame-Wand. Sie erstrecken sich – teilweise noch recht gut erhalten – links bis zum ehemaligen Kommando der österreichischen Truppen (Tafel; ca. 1980 m).

Via ferrata Renè De Pol

Über eine kleine Felsstufe (Drahtseil) steigt man an zu der Kaverne (Comando Austriaco) mit dem Routenbuch. Wenig weiter links mündet unter der Pareta nera (Schwarze Wand) eine Schlucht. Drahtseile leiten ansteigend zu einer senkrechten Leiter, die über einen Felsriegel hinweghilft. Man verlässt den Graben nach rechts und folgt der ausgetretenen Spur, die über einen Geröllhang und eine harmlose Felsstufe ansteigt und anschließend rechts zu weiteren Stellungen führt. Links von ihnen mündet eine enge Rinne mit Klemmblock: die Schlüsselstelle. Ein paar lange Eisenstifte entschärfen diese Passage, wenig höher in dem Graben ziehen Drahtseile nach rechts auf eine Geländeschulter mit schöner Aussicht. Eine ausgetretene Spur führt zur nächsten Felsstufe, von der aus man auf eine Kuppe steigt. Rechts in der senkrechten Wand ragen rostige Eisenstangen aus dem Fels – Überreste eines halsbrecherischen Zugangs zu einem Handgranatenwurfstand. Weit weniger spektakulär gestaltet sich die Fortsetzung der Ferrata; mit Drahtseilsicherung leitet sie auf eine Kuppe, die im Krieg ein Beobachtungsposten war (ca. 2340 m). Über einen Geröllhang gewinnt man schließlich die Punta Forame Ovest (2385 m) mit bemerkenswerter Umschau. Gut einzusehen ist auch der Weiterweg in die Forcella Verde. Er führt vom Gipfel zunächst hinab in die Scharte vor der Punta Forame de Inze (2445 m), dann weiter absteigend rechts unter dem abweisend felsigen Bergstock hindurch und mit einem recht anhänglichen Gegenanstieg zurück auf den Kamm. Nächste Wegstation ist die Forcella Gialla, die Gelbe Scharte (ca. 2400 m; Tafel) mit Stellungsresten. Hier widersteht man trotz einer Wegspur besser der Versuchung, ins oberste Val Prà de Vecia abzusteigen (unangenehmer Geröllhang), folgt vielmehr weiter dem De-Pol-Steig, der mit leichtem Zwischenabstieg auf gesicherten Bändern den südlichen Vorgipfel (2450 m) der Punta Forame de Fora umgeht und auf der Forcella Verde (2380 m) ausläuft (Wegweiser).

Hinab durchs Val Prà de Vecia

Auf den Wiesensattel schauen aus den Felsen düstere Kavernenlöcher. Nach Süden öffnet sich die riesige Geröllschüssel des Forame-Kars, umrahmt von einem Gipfelhalbrund, und im Osten zeichnet sich der lange Felsrücken der Schönleitenschneid (2722 m) gegen den Himmel ab.

Der Abstieg zur Wasserscheide

Im Gemärk ist rot-weiß markiert. Er leitet aus der Grünen Scharte zunächst über einen Schrofenhang hinunter zum ehemaligen Lager Forame, dann in vielen kurzen Kehren durch das oberste Val Prà de Vecia abwärts. Eine Klammstrecke umgeht der alte Militärweg links in den Latschen, ehe er wieder in den Talgrund absteigt. Man quert das Bachbett nach rechts und wandert weiter talauswärts. Im Mündungsbereich der Val Prà de Vecia wird aus dem Weg schließlich eine Sandpiste, die zurückführt zum Ausgangspunkt der Tour am Sattel Im Gemärk (1530 m).

Touren-Charakter

Nur mäßig schwieriger Klettersteig; Selbstsicherung ratsam, Helm wegen der erheblichen Steinschlaggefahr unerlässlich. Sehr steiler Zustieg zur Ferrata, insgesamt überwiegend schattiger, weil nordseitiger Anstieg. Überall Überreste aus dem Ersten Weltkrieg

Ausgangspunkt

Im Gemärk (Sórabances, 1530 m), Wasserscheide zwischen Boite und Rienz

Endpunkt

Im Gemärk (Sórabances, 1530 m), Wasserscheide zwischen Boite und Rienz

Route

Gesamt 6.15 Std.; Zustieg 2.15 Std., Klettersteig - Col Verde 2.15 Std., Abstieg 1.45 Std.

Schwierigkeit

K2-3

Höchster Punkt

Forcella Verde (2380 m)

Information

Markierung Durchwegs ordentlich markierte Wege

Rauchkofel

Alte Kriegssteige kann man auch im Nordosten des Cristallo-Massivs erkunden, am Rauchkofel (2126 m). Ausgangspunkt ist Schluderbach (1438 m) bzw. der südlich vorbeiführende Radlweg nach Cortina d’Ampezzo. Ein Steig führt ins Sigmundsbrunntal, ein anderer in vielen Kehren hinauf zum Rauchkofel (ca. 2 Std.). Steinmännchen und verblasste rote Punkte helfen bei der Orientierung, die alten Trassen sind an manchen Stellen abgerutscht oder von Muren verlegt – Vorsicht ist bei der Begehung also angezeigt. Vom Rauchkofel toller Blick in den Circo del Cristallo.

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