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Vergessene / Entdecker Pfade
klettersteig

Klettersteig Dolomiten: Sentiero Bepo de Medìl

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
7.5 km
Aufstieg:
850 m
Abstieg:
850 m

Ein Weg in die Einsamkeit. Der Rosengarten gilt ja nicht unbedingt als Ruhepol in den westlichen Dolomiten und wer an einem schönen Sommertag im Vajolettal unterwegs ist, fragt sich möglicherweise, ob es eine moderne Entsprechung zur berühmten Laurinsage gibt, in der aus einem wunderschönen Rosengarten (Gartl) eine öde Steinwüste wird

Beschreibung

Nicht nur die Wander-Trampelpfade, auch die Klettersteige im Rosengarten erfreuen sich beim bergaffinen Publikum großer Beliebtheit. Mit einer Ausnahme: dem Sentiero attrezzato Bepo de Medìl. Der ist ein richtiger Oldie, in den 1930er-Jahren vom damaligen Wirt der Gardeccia-Hütte, dem Bergführer Giuseppe Desilvestro, vulgo Bepo de Medìl, entdeckt und gesichert. Er vermittelt den Zugang zum Inneren des Larséch-Massivs, jenem Anhängsel des Rosengartens, das auch heute noch ein absolutes Mauerblümchendasein fristet, einem wie ein Gegenentwurf zum Auftrieb um Vajolettürme & Co. erscheint.

Bepos Steig geriet weitgehend in Vergessenheit. Versuche, die durch Steinschlag und Muren immer wieder beschädigte Route zu sanieren, erwiesen sich als wenig erfolgreich – Sisyphus lässt grüßen… So ist der Sentiero bis heute ein Geheimtipp ohne Begehbarkeitsgarantie, ein Abenteuerpfad für gute Bergsteiger, die ausgetretene Wege lieber meiden.

Ein knackig-steiler Aufstieg

Die spannende Tour startet beimRifugio Gardeccia (1950 m). Man quert das (meist trockene) Bett des Soal-Bachs und folgt der dünnen Spur, die zwischen Latschen über den steilen Hang ansteigt. Sie quert zwei breite Geröllrinnen und peilt dann einen markanten Felszahn am Fuß der Larséch-Westabstürze an, wo links der Zustieg von der Vajolethütte (2243 m) einmündet – etwa eine halbe Stunde länger, aber bequemer. Im Rücken des Zackens quert man nach rechts zu einem Geröllkessel. Er verengt sich nach oben zu einer Schlucht (Steinschlag!), die man bis zu einer Gabelung durchsteigt. Hier beginnt der gesicherte Abschnitt: Geröll, leichte Kletterstellen (I), im Frühsommer auch Hartschnee. Schlüsselstelle ist ein Fünf-Meter-Aufschwung, den man mit einem Spreizschritt überwindet. Wenig höher tangiert die Route den linken Rand des »Anfiteatro«, eines mächtigen Geröllkessels, über dem sich die Pale de Mesdì erheben. Über Schrofen und Geröll geht‘s weiter aufwärts, man passiert eine Zone brüchigen Vulkangesteins und erreicht dann die Kammhöhe bei einer kleinen Scharte. Nun rechts mehr oder weniger am Grat entlang, einen Zacken rechts umgehend, zum Gipfel der Pala de Mesdì (2756 m). Das Panorama verdient locker drei Sterne; absoluter Blickfang sind natürlich die filigranen Felsbauten der Vajolettürme, neben denen sich massig die Rosengartenspitze (2981 m) erhebt. Rundum viel Dolomiten-Prominenz, vom Langkofel über die Marmolada bis zum Antelao. Erstaunlich ist die Weite des äußeren Berghorizonts, der im Norden bis zum Alpenhauptkamm (Ötztaler und Stubaier Alpen) reicht. Im Westen zeigen sich die Gipfelgrate von Adamello-Presanella und Brenta. Und dann schaut man ins Innere des Larséch, hinein in dieses Murmeltier- und Gämsenparadies. Es hat seinen Namen von dem (im Spätsommer meistens ausgetrockneten) Lac Sech (secco = trocken). Ein einziger markierter Weg verläuft durch diese Oase der Stille, von der Pforte am Passo delle Scalette bis zum Ausgang am Pas de Laussa (2700 m).

Abstieg ins Vajolettal

Zum »Leiterchenpass« (Scalette) führt auch der Abstieg vom Gipfel: auf dem Hinweg zurück in die Gratscharte, dann in steilen Kehren hinunter in das Kar und über karge Wiesenböden hinaus zum  Passo delle Scalette (2390 m). Über gestufte Felsen (Drahtseile) geht’s südseitig steil bergab, rund 300 Meter tiefer verlässt man das Kraxelgelände über eine neu gesicherte Passage nach rechts. In lichtem Wald wandert man zurück zum Startpunkt der Runde beimRifugio Gardeccia. Eine alternative Abstiegsmöglichkeit führt aus dem innersten Larséch-Kar über den Pas da le Pope (2720 m) zur Vajolethütte (Spur, teilweise alte Markierungen).

Touren-Charakter

Leicht abenteuerliche Gipfeltour, für die ein sicherer Tritt, etwas Kletterfertigkeit und eine stabile Psyche wichtig sind. Über den aktuellen Zustand von Weg und Sicherungen kann man sich im Rifugio Gardeccia informieren. Im Frühsommer im Canalone harter Altschnee (Steigeisen, Pickel), Klettersteigset nicht erforderlich. Reichlich Geröll und mitunter auch fliegende Steine (Helm!). Für die Schinderei entschädigt die monumentale Kulisse. Hoher Einsamkeitsfaktor, auch mitten im Sommer

Ausgangspunkt

Gardecia (1950 m) im Vajolettal. Zufahrt nur mit Shuttlebus von Pera di Fassa bis zum Rifugio Gardeccia. Alternativ Sessellift bzw. Luftseilbahn vom Fassatal, von den Bergstationen je etwa 40 Min. bis Gardecia

Endpunkt

Gardecia (1950 m) im Vajolettal. Zufahrt nur mit Shuttlebus von Pera di Fassa bis zum Rifugio Gardeccia. Alternativ Sessellift bzw. Luftseilbahn vom Fassatal, von den Bergstationen je etwa 40 Min. bis Gardecia

Route

Gesamt 5 Std.; Aufstieg 2.30 Std., Abstieg 2.30 Std.

Schwierigkeit

K3

Höchster Punkt

Pala de Mesdì (2756 m)

Information

Markierung Fallweise verblasste rote Punkte, einige Steinmännchen. Orientierung trotz Wegspur nicht leicht

Cima Scalieret

Die Besteigung der Pala de Mesdì lässt sich leicht mit einer Überschreitung der Cima Scalieret (2887 m) verbinden. Der Aufstieg vom Pas da le Pope (2720 m) ist zwar etwas mühsam (Geröll), aber unschwierig (Wegspur). Vom Gipfel, der ein weites, nur durch den Kesselkogel etwas eingeschränktes Panorama bietet, leitet ein gut angelegter Steig über den Nordgrat in den Pas de Scalieret (2789 m) und weiter über Geröll zum Pas de Antermoia (2770 m). Der Abstieg führt zunächst in den Grasleitenpass (2599 m) mit der gleichnamigen Hütte und dann durch das Vajolettal via Vajolethütte hinab und zurück nach Gardecia (gesamt etwa 7 Std.).

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