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Vergessene / Entdecker Pfade
klettersteig

Klettersteig Dolomiten: Rund um den Sorapiš

Anspruch:
schwer
Dauer:
15:30 Std.
Länge:
26 km
Aufstieg:
1760 m
Abstieg:
1760 m

Ein »Giro« der besonderen Art. Der Sorapiš (3205 m) gehört zur berühmten »Conca d'Ampezzo«, er ist einer der Kulissenberge des Nobelortes Cortina d'Ampezzo - und ein ganz einsamer Koloss dazu, mit ausladenden Graten und einem türkisfarbenen See mittendrin.

Beschreibung

Giro del Sorapiš

Doch wer weiß, dass man diesen Berg, der eigentlich ein Gebirge ist, auch umwandern kann, und das auf markierten Wegen? Wobei der Begriff »Weg« sich eigentlich nur auf den Hüttenzustieg bezieht. Der Rest ist Klettersteig oder weglose Route, abwechslungsweise im Geröll, in Fels oder zwischen Latschen verlaufend, selten im Flachen, viel öfter auf- oder absteigend – und das rund 15 Stunden lang. Da muss eine Übernachtung fast zwingend eingeplant werden, recht komfortabel im bewirtschafteten Rifugio Vandelli, eher spartanisch in der »Red Box« des Bivacco Slataper. Letztere bietet dafür den Luxus einer Mondscheinaussicht auf die fahl-grauen Südabstürze der Ponta del Sorapiš, nebst ein paar Dämmerstunden, die man nicht so bald vergessen wird. Der gesamte Giro del Sorapiš gliedert sich in vier Abschnitte von sehr unterschiedlichem Charakter: einen Hüttenzustieg, eine klassische Via ferrata (Vandelli), einen Höhenweg mit Nähmaschinenprofil (Minazio) und eine finale Route, die all das einschließt, dazu noch einige heikle Kletterpassagen (I–II) im Abstieg. Insgesamt also ein Unternehmen für komplette Bergsteiger.

Zum Rifugio Vandelli

Der gut markierte und ausgebaute Hüttenweg zweigt etwa 200 Meter östlich vomPasso Tre Croci (1805 m) rechts von der viel befahrenen Staatsstraße ab (Tafel). Die Sandpiste führt zunächst über Wiesen sanft bergab, dann im Wald um einen namenlosen Buckel herum und – jetzt als Wanderweg – in den Graben In Po’ Tamei. Dahinter steigt der komfortable Pfad kurz bergan gegen den Rücken des Col Cuco und läuft dann flach unter den imposanten Ostwänden der Zimes de Marcuoira (2428 m) hindurch. Hoch über dem tief eingeschnittenen Graben des Ru de Sorapiš wandert man taleinwärts; Eisentreppen helfen über eine felsige Geländestufe, Drahtseile sichern ein schmales Horizontalband. Man genießt freie Sicht auf den Ostflügel des Sorapiš-Massivs, an dem die Ferrata Vandelli verläuft. Allmählich rückt der Talboden näher; fast flach führt der Weg durch lichten Lärchenwald, zwischen Bergsturztrümmern hindurch, zum Sorapiš-Bach und kurz aufwärts zum Rifugio Vandelli (1928 m).

Die Via ferrata Vandelli

Hinter der Hütte weist ein Schild zur Ferrata Vandelli. Die markierte Spur führt – zunächst ansteigend, dann ohne Höhengewinn – südostwärts in das ausgedehnte Karstgelände des Circo del Sorapiš. Farbtupfer und Steinmännchen weisen den Weg über den blanken, in Jahrtausenden vom Wasser zernagten Fels zum Einstieg (ca. 2110 m). Drahtseile und neun Leitern erleichtern dann den Aufstieg durch Rinnen und steile Felsabsätze auf ein Bandsystem, das – kaum mehr an Höhe gewinnend – die von Schluchten durchzogenen Westabstürze der Sora el Fo (2567 m) quert. Einige kurze Passagen sind sehr exponiert, bieten packende Tiefblicke. Schließlich endet dieser luftige Gang zwischen Tal und Gipfel auf einem  Wiesenbuckel (ca. 2370 m) mit herrlich freier Sicht bis zu den Drei Zinnen (Rastplatz). Die (sparsam gesetzten) Markierungen leiten über einen Grashang abwärts, dann scharf links in einen Graben. Man steigt in ihm ab (Spur), quert anschließend unter Felsabbrüchen nach rechts auf einen Latschenhang. Drahtseile helfen über kurze Felsstufen hinunter zur Mündung des mächtigen Geröllkars Busa de Banco, eine schmale Spur führt zwischen Latschen und durch lichten Lärchenwald weiter abwärts zum Bivacco Comici (2020 m).

Sentiero attrezzato Minazio

Vom Biwak aus ist der Weiterweg in die Forcela Bassa de Banco (2128 m) bereits auszumachen. Die deutliche Spur steigt im Zickzack am gegenüberliegenden Hang hinauf zu der Mini-Scharte. Sie vermittelt noch nicht den Überstieg auf das rund zwei Kilometer lange Bändersystem der Collineri, wie ein Hinweis – »No!« – unmissverständlich klarmacht. Erst etwa 40 Meter höher leiten die Markierungen nach links. In felsigem Gelände steigt man kurz ab auf ein schmales Band, das – teilweise mit Drahtseilen gesichert – auf eine mächtige Hangterrasse leitet. Mit viel Auf und Ab geht’s dann hoch über dem Val de San Vido taleinwärts; Blickfang ist der markante Turmbau des Corno del Doge (2615 m). Später kommt auch der Torre dei Sabbioni (2531 m), ein schlanker Felsturm über der Forcella Grande, ins Bild. Unter gewaltigen Überhängen (Drahtseile) quert der Sentiero Minazio auf einen Schrofenrücken. Man steigt über ihn ab und gelangt so in das Wiesengelände unter den Tre Sorelle (3005 m). An der folgenden Verzweigung (Hinweis) hält man sich rechts und folgt der rot-weiß markierten Spur, die zunächst am Fuß mächtiger Felswände ansteigt, dann nach links umbiegt und schließlich in jenen Weg mündet, der von der Forcella Grande herüberkommt. Er führt ansteigend in das gewaltige, von der Ponta del Sorapiš (3205 m) und der Croda Marcora (3154 m) überragte Geröllkar von Rusecco. Mühsam im Geröll und über blanken, vom Eis glatt polierten Fels in dieser dantesken Kulisse aufwärts, zuletzt einen Aufschwung rechts umgehend, zum Bivacco Slataper (2620 m).

Percorso attrezzato Berti

Hier deutet noch nichts auf den abrupten Szenenwechsel hin, doch dann – nach kurzem Anstieg – steht man unvermittelt an der Abbruchkante (Forcella del Bivacco, 2670 m), schaut über fast senkrechte Felsen hinunter in einen wilden, ummauerten Karwinkel. Auf einem schmalen Band (Drahtseile) quert die Route nach rechts, dann »stürzt« sie buchstäblich ab, mit einem halben Dutzend Leitern, Eisenbügeln und Seilen ausgestattet. 100 Meter tiefer entsteigt man der Vertikalen, quert im Geröll – noch etwas absteigend – zum Ansatzpunkt einer Rinne. Leitern und Drahtseile sichern den senkrechten Zehn-Meter-Aufschwung, der auf ein schmales, luftiges Felsband mündet. Es leitet hinaus in die Südwestflanke der Croda Marcora, bietet dabei grandiose Tiefblicke ins Val Boite. Das schmale Band mündet auf die Terrazza, einen gewaltigen Geröllhang fast anderthalb Kilometer über dem Talboden. Der Percorso alpinistico Berti setzt sich als dünne, gelegentlich etwas schwer erkennbare Spur fort, die hinüberquert zum Westgrat der Croda Marcora. Hier betritt man nach einer kurzen gesicherten Passage das Cengia del Banco, ein breites Geröllband, das zu einer markanten Geländeschulter ansteigt (ca. 2600 m). Es vermittelt den Einstieg von oben in das »End’ der Welt« der Tonde de Sorapiš. Der Abstieg in die monumentale Geröllmulde erweist sich als nicht ganz einfach; die Farbtupfer führen zwei-, dreimal in Felsabbrüche. Konzentriert klettert man in teilweise brüchigem Gestein (I–II) ab, folgt dann den deutlichen Markierungen. Eine von der Natur geschaffene »Pforte« vermittelt den Ausgang zum Circo del Sorapiš; rechts bietet sich ein packender Blick in den von senkrechten Felsen umschlossenen westlichen Sorapiš-Gletscher. Im Geröll steigt man ab zum smaragdgrünen Lago del Sorapiš (1923 m). Links um das (im Spätsommer oft fast ausgetrocknete) Gewässer herum und kurz aufwärts zum Rifugio Vandelli.

Abstieg

Knapp unterhalb der Hütte mündet von links der Zustieg vom Tre-Croci-Pass. Auf ihm zurück zum Ausgangspunkt dieser einmaligen Dolomitentour.

Touren-Charakter

Sehr anspruchsvolle »kombinierte« Tour: Klettersteige (bis K3), leichte ungesicherte Kletterpassagen (I-II), Wanderung. Als Tagespensum etwas für absolute Konditionsbolzen; am schönsten mit einer Übernachtung im Biwak Slataper. Nur bei absolut sicherem Wetter gehen; markierte Zwischenabstiege vom Bivacco Comici und über die Forcella Grande. Nicht zu empfehlen ist der kaum markierte, wilde Abstieg von der Terrazza ins Val Boite.

Ausgangspunkt

Passo Tre Croci (1805 m), Straßenpass zwischen Cortina d'Ampezzo und Auronzo

Endpunkt

Passo Tre Croci (1805 m), Straßenpass zwischen Cortina d’Ampezzo und Auronzo

Route

Gesamt 15.30 Std.; Passo Tre Croci - Rifugio Vandelli 2.30 Std., Rifugio Vandelli - Bivacco Comici 3.30 Std., Bivacco Comici - Bivacco Slataper 3.30 Std., Bivacco Slataper - Rifugio Vandelli 4 Std., Rifugio Vandelli - Passo Tre Croci

Schwierigkeit

K3

Höchster Punkt

Forcella del Bivacco (2670 m)

Information

Markierung Wege und Klettersteige sind ausreichend markiert.

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