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klettersteig

Klettersteig Dolomiten: Der Monte Tudaio

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:15 Std.
Länge:
13 km
Aufstieg:
1270 m
Abstieg:
1270 m

Spannende Gipfelüberschreitung. Streng genommen gehört der Monte Tudaio bereits zu den Karnischen Alpen, die Aussicht richtet sich aber, bedingt durch die Lage direkt über dem Zusammenfluss von Ansiei und Piave, vor allem auf die Dolomiten, mit Antelao, Marmarole und Sextenern.

Beschreibung

Ein Blick auf die Landkarte reicht, um die strategische Lage des Monte Tudaio (2140 m) im Rücken der Alpenfront zu erkennen: hoch über dem Zusammenfluss von Ansiei und Piave, mit freier Sicht auf die Sextener Dolomiten und einen Abschnitt des Karnischen Haupt- und Grenzkamms. Da erstaunt es kaum, dass dieser nordwestliche Eckpfeiler der Karnischen Alpen eine Festung erhielt. Sie gehörte zu einer ganzen Kette ähnlicher Anlagen, die von der italienischen Heeresleitung im Rücken der Grenze zu Österreich noch vor dem Kriegseintritt angelegt wurde als Sicherung im Falle eines Fronteinbruchs. Auch die Westseite des Piavetals war befestigt (Col Vidal); die mächtige Festung am Monte Rite sollte das Boitetal kontrollieren.

Gipfelfestung

Auf dem Monte Tudaio befand sich eine Geschützstellung mit vier Armstrong-Kanonen vom Typ 149A, die eine Reichweite von mehr als zehn Kilometern hatten. Versorgt wurde die Gipfelbesatzung über eine kunstvoll trassierte Zufahrt und zwei Materialseilbahnen; eine dritte Teleferica verband die Gipfelbastion mit der Waldsenke von Pramosei. Zu den Festungsanlagen gehörte neben der großen Kaserne und Munitionslagern auch ein Observatorium. Das ist längst zerstört; ersatzweise informieren heute einige Panoramatafeln über die prächtige und ganz friedliche Rundschau.

Sentiero dei Mede

Die Festungsstraße ist gut erhalten, also durchaus auch eine Option für den Aufstieg. Erfahrenen Berggängern bietet der Sentiero dei Mede einen interessanteren, landschaftlich ungemein reizvollen Zugang. Man »schleicht« sich dabei sozusagen von hinten an über die enorm steile, zum Val di Ciariè abbrechende Südflanke des Bergstocks. Einige Passagen sind gesichert, Ausdauer ist unerlässlich, im Hochsommer sei auch ein sehr früher Aufbruch dringend angeraten.

Aufstieg

Gleich hinter dem Chalet Pino Solitario (878 m) weist ein Schild die Richtung: »Sentiero dei Mede, ore 4«. Ein Ziehweg, der bald zum schmalen, aber deutlich erkennbaren Pfad wird, führt taleinwärts. Nach etwa einer halben Stunde leitet die Spur über das breite Geröllbett des Giao de Ciariè, nochmals gut 30 Minuten später verlässt man den Graben nach links und steigt – zuletzt steil und steinig – hinauf zur Mündung einer gewaltigen Schuttreiße. Sie wird gequert, dann geht’s erneut steil bergan. Die grün-erdige Rinne mündet auf ein System von teilweise recht schmalen Horizontalbändern, denen man nach links bis zum Rand einer wilden Klamm folgt. Dann heißt es erneut: hinauf! Die Spur leitet in einen steinigen Graben (Sicherungen), dann auf einen schmalen Latschenrücken, an den ein mäßig steiler Wandaufschwung anschließt. Er ist mit Drahtseilen bestens gesichert. Der Antennenstachel am Gipfel ist nun bereits recht nahe; ein letzter Anstieg über einen Krummholzhang leitet hinauf zur Umfassungsmauer der Gipfelfestung. Bei der großen Kaserne betritt man die ausgedehnte, in Teilen noch recht gut erhaltene Anlage. 20 Meter höher, am abgeflachten Gipfel des Monte Tudaio (2140 m), gibt’s das große Panorama. Der erste Blick geht dabei meistens ins Val d’Ansiei und hinauf zu den Drei Zinnen. Die hießen übrigens früher bei den Einheimischen in Auronzo nicht Tre Cime di Lavaredo, sondern ganz schlicht und zutreffend Monte Bello.

Links-rechts

Durch einen Tunnel verlässt man die Festung wieder; dann geht es mit viel Aussicht in Serpentinen an der Westflanke des Tudaio bergab. Am Col del Muto (1960 m) führt die Kriegsstraße am Eingang eines Stollens vorbei. Er leitet durch den Berg zu vier Artilleriestellungen, die einen Schusswinkel von Auronzo bis Santo Stefano im Visier hatten. Auronzo und die südöstlichen Sextener Dolomiten bleiben auch beim weiteren Abstieg noch eine Weile im Blickfeld, auch der Koloss im Westen, der alle anderen Berge hier überragt: der Antelao (3264 m).

Der Fahrweg mündet schließlich in den Geröllgraben des untersten Val di Ciariè. Hier kann man noch einen kleinen Abstecher zu den während des Faschismus angelegten Stellungen unternehmen (Hinweistafel). Beim Chalet Pino Solitario endet die spannende Überschreitung eines schwer befestigten Gipfels, der nie in militärische Operationen verwickelt war.

Touren-Charakter

Der Aufstieg verläuft durch das wildromantische Val di Ciariè und über die felsige Südflanke des Monte Tudaio, ist anstrengend, auf kürzeren Abschnitten gesichert und im Sommer extrem schweißtreibend (ausreichend Getränke mitnehmen!). Der Abstieg folgt den vielen Kehren einer ehemaligen Kriegsstraße. Sie ist vor allem im unteren Teil recht steil und grobschotterig.

Ausgangspunkt

Restaurant Chalet Pino Solitario (878 m)

Endpunkt

Restaurant Chalet Pino Solitario (878 m)

Route

Gesamt 6.15 Std.; Aufstieg 4 Std., Abstieg 2.15 Std.

Schwierigkeit

K2

Höchster Punkt

Monte Tudaio (2140 m)

Information

Markierung Sentiero dei Mede gut markiert, Abstieg auf der alten Militärstraße nicht zu verfehlen

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