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Vergessene / Entdecker Pfade
klettersteig

Klettersteig Dolomiten: Cima dei Bureloni

Anspruch:
schwer
Dauer:
08:45 Std.
Länge:
16 km
Aufstieg:
1500 m
Abstieg:
1500 m

»Vergessener« Dreitausender in der Pala-Nordkette. Wer immer auch für den Bau der Pala gesorgt hat - der himmlische Schöpfer oder ganz irdisch-normale Naturabläufe -, das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine Vielzahl schönster Felsskulpturen, wie geschaffen für den kletternden Homo ludens.

Beschreibung

Das Profil des Cimòn della Pala ist einzigartig in der Pala, geadelt als »Matterhorn der Dolomiten«; die Cima della Vezzana (3192 m) ist der höchste Gipfel des Massivs mit einem leichten Normalweg und einem spektakulären Klettersteig. Und die Cima dei Bureloni, die Nummer drei? Selten besucht, auch von weniger auffälliger Statur, aber trotzdem ein lohnendes Tourenziel mit famoser Sicht weit über die Palagruppe hinaus. Spektakulär auch die nähere Umgebung, dominiert von den wilden Felszähnen der Nordkette und tiefen Geröllkaren. Der Weg zum Gipfel ist allerdings weit, zuletzt steinig und weitgehend weglos, mit leichten Klettereinlagen (I) – ein (fast) vergessener Pfad halt.

Zum Passo del Mulàz

Die große Tour startet amParkplatz (1718 m) im Val Venegia als Straßenwanderung eher gemütlich, gerade richtig zum Einlaufen. Dabei nähert man sich der Pala-Nordkette, hält direkt auf die Cima dei Bureloni zu, die immer eindrucksvoller in den Himmel wächst. Auffallend der markante Nordwestgrat des Berges; ihm folgt eine 1933 von C. Battisti und G. Morandini eröffnete, sehr schöne Kletterroute (IV). Im Campigol della Vezzana (1918 m) verlässt man das weiter zum Passo della Costazza und zur Baita Segantini ansteigende alte Sträßchen und nimmt den steilen Weg hinauf zum Passo del Mulàz, der links eines mächtigen Geröllkegels in grasigen Schrofen ansteigt, dann in den Kessel unter der Scharte leitet. Die Szenerie ist von fast apokalyptischer Wildheit, dominiert von der Cima di Val Grande (3038 m) und mehreren bizarren Türmen, die sich im Nordkamm der Pala aneinanderreihen. In den schattigen Felswinkeln warten schuttbedeckte Eisfelder auf den nächsten Winter; immer wieder ist das Poltern herabfallender Steine zu hören. Die Berge, nur scheinbar Monumente der Ewigkeit…

Über den Passo delle Farangole

Am Passo del Mulàz (2619 m), dem Übergang ins Val Focobon, wird ganz unvermittelt der Blick auf den östlichen Teil der Pala-Nordkette frei, die sich von der Cima del Focobon (3054 m) bis zum Cimòn della Stia (2391 m) erstreckt. Der kleine Cimòn hat mit seinem berühmten Pendant, dem »Matterhorn der Dolomiten«, allerdings wenig gemein, weder in Form noch Höhe noch Farbe. Immerhin, der Cimòn della Stia ist ein Gipfel, fast 1000 Meter höher als der schwäbische Feldberg… Jenseits der Wasserscheide, im obersten Karboden des Val Focobon, steht das Rifugio Mulàz (2571 m), Stützpunkt für diverse Gipfeltouren und Ausgangspunkt des Sentiero delle Farangole, der an der gleichnamigen Scharte den Übergang ins Val Grande bzw. auf die Rückseite der Cima dei Bureloni ermöglicht. Der Weg zweigt wenige Meter hinter dem Mulàzpass rechts ab, wechselt an der Forcella Margherita (2655 m) auf die Westseite und steuert den Felsriegel unterhalb des Passo delle Farangole (2814 m) an. Der Übergang ist mit reichlich Geröll garniert; im Frühsommer muss man eventuell mit harten Altschneeresten rechnen. Drahtseile entschärfen die kurzen Steilpassagen beiderseits der engen, zwischen dem Campanile del Focobon (2969 m) und dem Vierfingerturm (Torre delle Quattre Dita, 2932 m) eingezwängten Scharte.

Zum Gipfel

Nach Süden hin öffnet sich die grandiose Felsarena des Val Grande; über dem quer verlaufenden Val delle Comelle erstreckt sich die buckelige Mondlandschaft des Pala-Hochplateaus (Altipiano delle Pale di San Martino), überragt von der Fradusta (2939 m). Sie trägt auf ihrer Nordabdachung den einzigen größeren Gletscher des Massivs. Allerdings macht der Klimawandel dem Ghiacciaio della Fradusta ordentlich zu schaffen; in seinem Vorfeld hat sich mittlerweile ein kleiner See gebildet, der vom Schmelzwasser gespeist wird. Im obersten Karboden des Val Grande weisen Spuren in das zwischen den Zirocole (3058 m) und der Cima di Val Grande eingelagerte, noch schwach vergletscherte Hochkar. Der Ghiacciaio delle Zirocole ist mittlerweile zu einem kümmerlichen Eisrest geschrumpft, wartet auf sein – wohl absehbares – Ende. Über Geröll und Felsblöcke steigt man neben dem Gletscher auf zu der Einsattelung (ca. 2950 m) zwischen der Cima dei Bureloni und der Cima di Val Grande (Steinmännchen). Nordseitig bricht der Gratrücken in einen scheinbar bodenlosen, von senkrechten Mauern umschlossenen Schlund ab – bitte Abstand halten!Der Gipfelweg führt nach links; über eine gestufte, harmlose Felsrampe (I) gewinnt man den Verbindungsgrat zu den Zirocole (3058 m). Steinmännchen und Spuren leiten aus dem Passo dei Bureloni über den felsigen, aber nur mäßig steilen Rücken zum Gipfel der Cima dei Bureloni (3130 m). Die Szenerie ist von beeindruckender Wildheit, Tiefe rundum und hunderte Gipfel im Panorama. Das reicht an klaren Tagen, etwa bei Nordföhn, nach Westen bis zum Piz Palü (3900 m) in der Bernina und im Osten bis zum Triglav (2864 m). Im Südosten und Süden zeichnen sich (theoretisch) die Höhenzüge der Dinarischen Alpen und des Apennins ab, dazwischen verschwimmen Meeres- und Himmelblau irgendwo draußen in der Adria. Im Mittelgrund sind die Dolomiten-Gipfelpromis omnipräsent; fast alles, was Rang und Namen hat, ist zu sehen. Im Uhrzeigersinn von Nordwesten: Rosengarten, Langkofelgruppe, Geislerspitzen, Marmolada (mit Südwand), Tofane, Cristallo, Drei Zinnen, Sorapiš, Pelmo, Civetta, Agnèr. Was für eine Schau!

Abstiegsvarianten

Wer nicht über den Hinweg absteigen mag, kann zwischen gleich drei Möglichkeiten wählen. Dabei muss man in jedem Fall zunächst bis in die doppelte Verzweigung im innersten Val Grande zurückgehen. Der kürzeste Rückweg verläuft dann über den Sentiero delle Farangole zum Rifugio Rosetta (2581 m) am Westrand des Altipiano delle Pale di San Martino und zur Bergstation der Rosetta-Seilbahn. Eine landschaftlich sehr reizvolle Alternativroute führt durch das Val delle Comelle hinab und hinaus nach Garès (1381 m). Und dann ist da noch der wenig begangene Weg über die Banca delle Fede (siehe Tour 10), die recht spektakulär zunächst über das schmale Band hinausläuft zum gleichnamigen Pass und sich dann, mehrere Gräben kreuzend, hinabwindet nach Garès. In allen drei Fällen ist ein kleines logistisches Problem zu lösen: die Rückfahrt…

Touren-Charakter

Anspruchsvolle Gipfeltour, die Ausdauer und Bergerfahrung verlangt. Teilweise weglos, dazu schwach markiert und mit leichten Kletterpassagen. Nur bei sicherem Wetter gehen; bei Nebel kann die Orientierung im Gipfelbereich problematisch sein. Im Frühsommer Altschneereste (evtl. Steigeisen).

Ausgangspunkt

Parkplatz (1718 m) im unteren Val Venegia

Endpunkt

Parkplatz (1718 m) im unteren Val Venegia

Route

Gesamt 8.45 Std.; Parkplatz - Passo delle Farangole 3.30 Std., Passo delle Farangole - Cima dei Bureloni 1.45 Std., Abstieg auf dem gleichen Weg 3.30 Std.

Schwierigkeit

K2

Höchster Punkt

Cima dei Bureloni (3130 m)

Information

Markierung Bis in das Hochkar knapp hinter dem Passo delle Farangole gut markierter Weg, dann nur noch Pfadspuren und Steinmännchen

Monte Mulaz

Ungleich öfter als die Cima dei Bureloni wird der Monte Mulaz (2906 m), Hausberg der gleichnamigen Hütte, aufgesucht. Der markierte Anstieg verläuft über die ziemlich geröllige Südflanke des Berges, etwa 1 Std. Großartig der Blick auf die Pala-Nordkette mit allen Dreitausendern des Massivs, von der Cima del Focobon (3054 m) bis zum Cimòn della Pala (3184 m). Nach Westen reicht die Sicht an ganz klaren Tagen bis zum Piz Bernina (4049 m) – Luftlinie 150 Kilometer!

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