JBerg-Verlag
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Fahrrad Zugspitz Region: Über Ettal zum Schloss Linderhof

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:15 Std.
Länge:
37 km
Aufstieg:
150 m
Abstieg:
150 m

Zwischen Kitsch und König. Der landschaftliche Liebreiz der Ammergauer Alpen begeisterte den Märchenkönig Ludwig II. so sehr, dass er dem Münchner Hofleben den Rücken kehrte und sich lieber hier in der idyllischen Bergwelt das Schloss Linderhof erbauen ließ.

Beschreibung

Ettal und seine Kuppelkirche

Startplatz unserer Tour ist der Bahnhof von Oberammergau. Für ca. 50 Meter geht es auf der Bahnhofsstraße Richtung Ortszentrum. Nach der Ammer-Brücke biegen wir rechts auf den Radweg entlang des Flusses. Nun folgen wir dem Schild »Talrunde/Kloster Ettal« nach rechts über einen kleinen Zulauf der Ammer. Wir passieren die Bärenhöhle, die wir markant über unseren Köpfen im Felsen entdecken. Bis Ettal bleiben wir auf dieser Flussseite und überqueren nur einmal die zum Schloss Linderhof führende Autostraße. Dann erreichen wir den Talschluss und stehen völlig unvermittelt vor dem gewaltigen Klosterkomplex von Ettal. Ettal ist die größte Kuppelkirche Bayerns. Nach vielen Vorgängerkirchen wurde das Barockjuwel 1716 nach Plänen von Zucalli erbaut. Bis zur Fertigstellung sollten aber noch fast 75 Jahre vergehen. Gut Ding will Weile haben, und so sehen wir heute ein Gesamtkunstwerk bayerischen Barocks, an dem viele bedeutende Künstler wie J. B. Straub, J. Schmutzer, oder J. J. Zeiller mitgewirkt haben. Nach wie vor ist das Benediktinerkloster ein lebendiger wirtschaftlicher wie kultureller Mittelpunkt des Tales.

Idyllisches Graswangtal

Nach der Besichtigung fahren wir neben dem Hotel Bayern in den Notalmweg. An seinem Ende erwarten uns zwar ein paar Treppenstufen, über die wir unsere Räder auf einen Wiesenweg hinuntertragen. Dahinter geht es über eine Wiese, aber am Waldrand biegen wir rechts schon wieder in einen größeren Feldweg ein. Jetzt geht es durch lichten Mischwald etwas bergauf. Der Blick zurück lässt das Kloster Ettal noch einmal in seiner ganzen Pracht und Größe erscheinen. Doch bald schon rollen wir über eine kleine Holzbrücke bergab und folgen nun immer dem Radwegschild »Graswang/Linderhof«. Wir überqueren die Straße nach Linderhof und haben uns eine Brotzeit am rustikalen Mühlrad der Ettaler Mühle wohl verdient. Jetzt müssen wir auf die Uhr schauen und überlegen, ob wirklich noch genug Zeit ist, die zwölf Kilometer lange Strecke ins Graswangtal zu radeln. Landschaftlich und kulturell lohnt es sich ganz sicher und, versprochen, es geht fast nur flach und somit mühelos dahin. Wir überqueren den Mühlbach und folgen links dem Radwegschild. Idyllisch geht es am glasklaren Bach entlang, vor der Ammerbrücke biegen wir links ein und folgen nun immer den Radwegschildern zum Schloss Linderhof. Der Weg führt durch den schattigen Wald, rechts von uns liegen versteckt die Ammerquellen. Wir queren den Kühalpenbach, passieren das Forsthaus Dickelschwaig und biegen unmittelbar nach der Brücke über die meist ausgetrocknete Linder links ein. Gleich darauf radeln wir am Weiler Graswang vorbei.

Prunk und Pracht in Linderhof

Nach weiteren sechs Kilometern erreichen wir über die Staatsstraße und die Parkplätze den Schlosspark am Alten Tor. Zur Besichtigung lassen wir die Räder stehen oder schieben am Schloss vorbei (der Schlosspark ist frei zugänglich). Schloss Linderhof wurde lange von vielen Kunsthistorikern als reiner Kitsch abgetan. Die Millionen Besucher, die sich durch die ursprünglich dem König allein vorbehaltenen Räume drängen, haben sich davon nie beeindrucken lassen. Ihnen gefällt der überschwängliche Neo-Rokokostil. Schließlich hat man erkannt, dass das Beharren des königlichen Auftraggebers auf höchste Perfektion dem Kunsthandwerk neue Impulse gab und auch die Technik ein gutes Stück vorantrieb. Der König kümmerte sich um jedes Detail. Was ihm nicht gefiel, wurde verworfen, musste neu, besser gemacht werden. Für die elektrische Beleuchtung der Venusgrotte baute Werner von Siemens einen der ersten Stromgeneratoren der Welt. Die Besucherattraktion ist jedoch das berühmte »Tischlein-deck-dich« im Speisezimmer. Der Tisch wurde in der darunterliegenden Küche gedeckt und über einen mechanischen Aufzug nach oben gefahren. So blieb der König während des Essens ungestört.

An der Ammer zurück

Die einfachste Rückfahrt führt über den gleichen Weg bis nach Graswang zurück. (Alternative: Über den sogenannten Kohlbachweg, der ist aber nur Mountainbikern zu empfehlen. Er beginnt oberhalb des Schlosses und endet ebenfalls in Graswang.) In der Ortsmitte von Graswang folgen wir für die Rückfahrt nun der Unteren Dorfstraße an einigen schönen alten Bauernhäusern vorbei und radeln dann in den Sonnenbergweg. Am Ortsende halten wir uns rechts und radeln nun der Beschilderung »Ettal/Oberammergau« nach in den Sonnenweg. So kommen wir zurück in das Ettaler Weidmoos. Am Ende biegen wir in die kleine Teerstraße links ein und radeln unterhalb der Falkenwand vorbei, in der oft Kletterer ihr Können beweisen. Dann stoßen wir wieder an das Ammerufer, dem wir nun einfach flussabwärts folgen. So kommen wir sicher zurück bis zum Startplatz.

Oberammergauer Lüftlmaler 

Ober­ammergau ist für seine Schnitzkunst und die mit Lüftlmalerei geschmückten Häuser berühmt. Mit »Malen an der frischen Luft« hat das Wort nichts zu tun. Dieser Begriff entstand durch den Freskant Franz Zwinck (1748–1792), dessen Bilder an vielen Häusern im Ort erhalten sind. Zwinck lebte im Haus »Zum Lüftl« in der Judasgasse 2. Damals war es üblich, neben seinem Taufnamen auch den Hofnamen zu verwenden. Sein Haus machte ihn somit zum Lüftlmaler. Einige der schönsten Häuser sind: das Pilatushaus, das Forstamt und vor allem für Kinder die mit Märchen verzierten Häuser in der Ettaler Straße. Im Erdgeschoss des Pilatushauses in Oberammergau gibt es jeden Nachmittag eine lebende Werkstatt. Kunsthandwerker lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schultern blicken und beantworten gerne Fragen zu ihrer Kunst.

Touren-Charakter

Ruhige und fast ebene Rundtour, überwiegend auf Forst- und Radwegen entlang der Loisach. Für Besichtigungen von Kloster Ettal und Schloss Linderhof sollten wir uns Zeit nehmen und das Fahrradschloss nicht vergessen!

Ausgangspunkt

Oberammergau, Bahnhof

Endpunkt

Oberammergau, Bahnhof

Oberammergauer Passion

Die Passionsspiele von Oberammergau werden nur alle zehn Jahre aufgeführt und gehen auf das Jahr 1633 zurück, in dem die Pest im Ort wütete. Das einstige Gelübde ist heute ein perfekt inszeniertes Schauspiel.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.