JBerg-Verlag
fahrrad

Fahrrad Tölzer Land: Von Wolfratshausen nach Reutberg

Anspruch:
schwer
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
61 km
Aufstieg:
550 m
Abstieg:
550 m

Zwei Städte und zwei Klöster. Das ist eine ideale Hochsommertour. Zunächst entlang der Isar und dann mit viel Schatten erreichen wir den berühmten Biergarten von Reutberg und ganz in der Nähe einen Badesee, wie er schöner nicht sein könnte. Abwechslungsreich und schattig geht es schließlich zum Ausgang zurück.

Beschreibung

Zum Hl. Nantovinus 

Wir beginnen unsere Radtour in Wolfratshausen am Bahnhof der S 7 des Münchner Verkehrsverbundes (MVV). Auf der Sauerlacher Straße geht es nun aus der Stadt, der Fußweg links ist auch für uns Radler freigegeben. Rasch erreichen wir den Friedhof von Wolfratshausen mit der Kirche St. Nantovinus. Diesen einzigartigen Kirchenpatron kennen vielleicht einige aus Franz von Kobells Erzählung »Der Brandner Kaspar«. Der Heilige war ein Rompilger, der hier unschuldig 1286 den Feuertod erlitt. Nach diesem Justizmord entstand eine bedeutende Wallfahrt. Aus den Spenden konnte man 1624 die prächtig ausgestattete Kirche St. Nantovinus bauen. Die verbrannten Knochenreste des Heiligen vermutete man im Hochaltar. Bei der großen Kirchenrenovierung vor einigen Jahrzehnten fand man sie mit deutlichen Brandspuren. Eine C14-Analyse bestätigte das Todesdatum, das über viele Jahrhunderte hinweg nur mündlich überliefert war. Wir finden den Heiligen als spätromanisches Sandsteinrelief, als Gemälde am Hochaltar und als barocke Figur.

Isarauen und Geretsried 

Nach der Besichtigung folgen wir weiter der Straße und biegen kurz vor der Isarbrücke links zur Flosslände hin ab. Dort, kurz vor dem Fluss, können wir unter der Straße durchfahren und finden uns dann auf dem Isarradweg, dem wir stets flussaufwärts folgen. Immer wieder, und das gilt für die gesamte Strecke entlang der Isar, ergeben sich schöne Ausblicke auf den wild fließenden Fluss. Wer will, kann sich abkühlen, es finden sich genügend Trampelwege zu flachen Uferstellen. Hier ist allerdings nichts überwacht, alles geschieht auf eigene Gefahr!

An Farchet, einem Siedlungsgebiet, fahren wir vorbei und treffen auf den Loisach-Isar-Kanal, den wir mit einem Rechts-links-Schwenk auf einer schmalen Brücke überqueren können. Jetzt passieren wir Waldram, das während der NS-Zeit für die deutschen Arbeiter und Angestellten der großen Sprengstoff- und Munitionsfabrik gebaut wurde. Aus diesen Fabriken ist nach dem Krieg die Stadt Geretsried entstanden, die wir bald erreichen. Wir folgen den Schildern »Isarradweg«, sie führen uns mit einer Ausnahme bei der Schule immer zwischen der Bebauung und den Isarauen entlang. Allenthalben stehen noch die Zaunpfosten der ehemaligen NS-Industrieanlagen. Etwas später finden wir im Wald seltsame Hügel. Unter ihnen liegen bis heute die Bunkerreste dieser Zeit. Schließlich erreichen wir die schnurgerade Autostraße zur Tattenkofener Brücke. Ein Schild mahnt uns, hier abzusteigen und vorsichtig über die Straße zu schieben. Auf der anderen Seite der Straße biegen wir links ab und fahren mehr oder weniger parallel zu ihr zur Tattenkofener Brücke und überqueren auf ihr die Isar.

Durchs Mühlthal nach Dietramszell 

Nach der Brücke biegen wir rechts auf den Radweg ab, der allerdings in Einöd endet. Wir folgen der Fahrstraße durch das Dorf und biegen am Ortsende rechts in Richtung Sägewerk ab. Hier beginnt ein Feldweg, der bei der Abzweigung nach Bairawies wieder auf die große Bundesstraße trifft. Wir queren sie, fahren in das Dorf hinein und biegen beim Café freiZeit rechts ab. Am Ortsende halten wir uns, der Beschilderung »Dietramszell« folgend, zweimal links und sind damit schon auf der Straße durch das Zellerbachtal. Abwechslungsreich führt sie durch den Wald, über Felder und Sumpfwiesen nach Leismühl und dann an der großen Untermühlthaler Säge vorbei auf die Straße nach Dietramszell. Dort links und mit wenigen Pedalumdrehungen sind wir an der berühmten Klosterkirche. Sie ist eines der Hauptwerke des Münchner Hofstukkateurmeisters und Malers Johann Baptist Zimmermann und lohnt auf alle Fälle einen Besuch. Ist die Zeit schon fortgeschritten und macht sich bereits ein knurrender Magen bemerkbar, so wäre auch die Klosterschänke unterhalb des Klosters eine Überlegung wert. Nicht nur die gute Küche ist zu loben: Innen sitzt man rustikal und gemütlich, aber auch der nach allen Seiten hin abgeschlossene Biergarten ist weithin bekannt.

Ein Kloster und eine Brauerei 

An der Klosterschänke vorbei führt auch unser Radweg aus dem Dorf, biegt jedoch von der Hauptstraße rechts ab, sodass wir direkt auf das letzte Haus des Dorfes treffen. Hier geht es links in den Wald hinein. Wir folgen bei allen Abzweigungen den Radwegsymbolen und sind um die Trethilfe unseres E-Bikes recht froh, denn es geht immer wieder kräftig bergauf. Gut, dass wir im schattigen Wald fahren! Schließlich erreichen wir Pelletsmühl, einen wunderschönen Bauernhof, auf dem das Recht liegt, das Wasser des Kirchseebachs zu nutzen. Dieses Recht wird noch wahrgenommen. Das Wasser treibt eine Turbine an, die immerhin Strom für 15 Familien liefert. So viel Kraft traut man dem Bächlein gar nicht zu!

Wir fahren weiter und treffen auf eine Querstraße, der wir nach rechts folgen. Vorbei an Reith erreichen wir den Ba­benberger Weiher mit seinen zwei ­Eulen, die aus einer Gabel eines dicken Baumstamms mit der Kettensäge herausgearbeitet wurden. Ein Stück weiter der Straße folgend, passieren wir die Abzweigung zum Kirchsee, die wir erst später einschlagen wollen. Dann haben wir unser Ziel Reutberg, ein Kloster samt Brauerei und Bräustüberl, erreicht. Auf dem großen Parkplatz finden unsere Räder sicherlich Platz. Direkt darüber ist der große Biergarten mit seinen gewaltigen Kastanien. In ihrem Schatten können wir nachsinnieren, was es mit dem Kloster und dem Bier auf sich hat. Das Kloster ist im Vergleich zu anderen Klöstern nicht sehr alt. 1618 wurde es von der Gräfin Anna von Pienzenau als Franziskanerinnenkloster gegründet. Die Erlaubnis zum Bierbrauen erhielten die Nonnen rund 60 Jahre später, seither sind Bier und Kloster untrennbar verbunden. Nach dem ersten Weltkrieg wäre die Brauerei fast geschlossen worden, da wurde auf Initiative des Pfarrers Daisenberger eine Genossenschaft gegründet, die das nötige Kapital aufbrachte, die Brauerei weiterzuführen. Bis heute wird die Brauerei als Genossenschaft erfolgreich in Gang gehalten und konnte sich gegen das große Brauereisterben in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts behaupten.

Zweimal baden 

Nachdem wir uns leiblich im Biergarten und seelisch in der Klosterkirche gestärkt haben, können wir uns auf das Baden freuen. Dazu radeln wir die Straße, auf der wir gekommen sind, etwa 300 Meter zurück und biegen dann links Richtung Kirchsee ab. Wir überqueren den Kirchseebach, den wir schon an der Pelletsmühle kennengelernt haben, und erreichen an den Parkplätzen die Wege zum Kirchseeufer. Einen Radlerparkplatz gibt es nicht, also stellen und sperren wir sie an irgendeiner geeigneten Stelle ab. Dann kann das Badevergnügen beginnen. Wir baden in bestem Moorwasser, dem sogar eine gewisse Heilkraft zugeschrieben wird. An Wochenenden kann es schon mal vorkommen, dass die Stege und Badestellen am Ufer sehr begehrt sind, aber mit unseren Rädern ist das kein Problem. Wir folgen der Kirchseestraße weiter durch den Wald und kommen zur nächsten Liegewiese an der Diensthütte der Wasserwacht, die sehr viel weniger bevölkert ist. Auch im weiteren Verlauf gibt es immer wieder Uferstellen, die man zum Baden nutzen kann. Der Hauptweg, auf dem wir radeln, führt uns am Nordufer entlang und wendet sich dann nach rechts. Weiter geht es durch Wald und über feuchte Wiesen zu einer geteerten Straße. Hier biegen wir links ein und sind dann gleich am Koglweiher, der sich noch einmal als Badesee mit schöner Liegewiese anbietet.

Zurück ins Isartal 

Unsere Fahrt geht auf der Teerstraße über den Weiler Abrain zu einer Kreuzung. Nach rechts erreichen wir Kirchbichl mit seinem für Schweinshaxn berühmt gewordenen Jägerwirt. An der Vorfahrtstraße biegen wir nach rechts in die Straße nach Dietramszell ein und verlassen sie schon nach einem knappen Kilometer nach links. 300 Meter später halten wir uns rechts und sausen mit Schwung hinunter ins Isartal. Etwa an der tiefsten Stelle zweigt links eine Straße ab, die uns endgültig ins Tal bringen soll. Weil an dieser Stelle kein Wegweiser steht und wir voll in Fahrt sind, ist die Abzweigung leicht zu übersehen. Unten beginnt neben der Autostraße ein Radweg, auf dem wir wieder die Abzweigung nach Bairawies erreichen. Jetzt fahren auf dem bekannten Weg zur Tattenkofener Brücke zurück.

Schimmelkapelle 

Diesmal queren wir die Isar nicht, sondern bleiben auf dem Radweg, der uns dann nach links durch den Ort Tattenkofen lotst. Anschließend geht es über Wiesen und Felder auf Ascholding zu. Dabei schaut rechts eine kleine Kirche von einem Hügel zu uns herüber. Ein ganzer Kranz von Legenden und Sagen rankt sich um die Schimmelkapelle. So soll sich einst ein Schimmel in ihr verirrt haben, der dann, weil er nicht mehr herausfand, in der Kapelle verhungerte. Die massiven Fundamentsteine der Kirche deuten jedoch den wahren Hintergrund dieser Geschichte an. Einst befand sich wohl an Stelle der Kirche ein Heiligtum des vorchristlichen Gotts Wotan. Der Schimmel war das Symbol seiner Macht. Durch dessen Tod wurde die Macht Wotans durch die christliche Kirche gebrochen. So interpretiert, wäre die Erzählung verständlich.

Oberbayerische Paradedörfer 

In Ascholding fahren wir zur Dorfstraße und folgen ihr nach links. Wunderschön mit Geranien geschmückte alte Bauernhäuser säumen die Hauptstraße. Neben uns fließt der Mooshamer Weiherbach, der uns schließlich nach rechts auf der Schlossstraße zum alten Wasserschloss zuführt. Es liegt in einem großen Park, hohe Bäume verdecken die Sicht auf den Bau. Vor dem verschlossenen Tor biegen wir links ab, passieren den Holzwirt und nehmen danach die Straße rechts nach Norden. Jetzt geht es durch den Wald und entlang feuchter Wiesen, dann erreichen wir an den Fischweihern die ersten Häuser von Oberegling. Kurz danach sind wir am Ortsrand von Egling. Gleich nach dem ersten Bauernhaus, der Sebaldmühle, biegen wir scharf nach links ein und erreichen die Kapelle St. Sebaldus an ihrem Weiher. Vor der Kirche geht es nach links steil aufwärts auf einem schmalen Pfad in den Wald. Dieser Wegabschnitt ist nur kurz und lässt sich besser schiebend bewerkstelligen. Am Waldrand geht es dann schon wieder flacher weiter und wir bleiben geradeaus.

Jetzt radeln wir am markanten Veiglberg mit seinem einzelnen Baum vorbei, der rundum von Weitem sichtbar ist. Uns erst links, dann rechts haltend, erreichen wir Neufahrn. Im netten Café Hanfstingl können wir uns noch einmal stärken, bevor es nun endgültig auf dem Pupplinger Weg ins Isartal hinabgeht. Vor der Kapelle in Hochreuth bei Puppling radeln wir weiter abwärts zur Autostraße. Nach rechts sind wir in wenigen Minuten an der Isarbrücke und – wer möchte – im urigen Biergarten Aujäger. Jetzt geht es nur noch links über die Isar und damit auf dem uns bekannten Weg zur S-Bahn in Wolfratshausen zurück.

Touren-Charakter

Eine längere und deshalb schwere Tour auf geteerten und ungeteerten Radwegen, Feld- und Waldwegen mit unterschiedlichen Belägen sowie Nebenstraßen mit wenig Autoverkehr. Im Wald nach Dietramszell und nach Egling gibt es einige Anstiege.

Ausgangspunkt

Wolfratshausen, Bahnhof

Endpunkt

Wolfratshausen, Bahnhof

Information

E-Ladestation: Wolfratshausen: Loisachhalle; Dietramszell: Klosterschänke; Reutberg: Bräustüberl

Dunkle Gemäuer

Über das Bräustüberl und den Biergarten von Reutberg sollte man die Klosterkirche nicht vergessen. Sie wird nicht von Licht durchflutet wie andere Barockkirchen, sondern ist eher düster. Vor allem der Hochaltar verschwindet fast im Dunkel. Auf Wunsch der Stifterin sollte nämlich das Heilige Haus von Loreto bei Ascona nachgebaut werden. Im 17.Jahrhundert, als die Kirche in Reutberg errichtet wurde, gab es genügend Pilger, die Loreto bereits gesehen hatten. So baute man die Apsis der Reutberger Kirche genau nach deren Vorgaben – eben dunkel und nur von einem winzigen Fenster beleuchtet.

Für Geschichtsinteressierte

Wer mehr über die junge Geretsrieder Geschichte erfahren möchte, kann in der Stadt das sehr informative Museum besuchen. Es beleuchtet die Schreckensjahre der Nazizeit, die Anfangsjahre der Kommune und die Ankunft der Heimatvertriebenen.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.