Fahrrad Stuttgart: ­­­­Tour de Murg

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Nur wenige Stuttgarter kennen das Murgtal – zu Unrecht: Atemberaubende Natur, romantische Rastplätze und kulturelle Sehenswürdigkeiten säumen den Weg durch eines der tiefsten und längsten Schwarzwaldtäler.

Los geht’s am Stadtbahnhof Freudenstadt auf über 750 m Höhe. Schon nach wenigen Metern stehen wir auf dem Marktplatz, dem größten seiner Art in ganz Deutschland – und dem offiziellen Startpunkt der Tour de Murg. Steil geht’s los, an Christophstal vorbei sausen wir nach Baiersbronn, das für seine Gourmetküche berühmt ist. Durch das freundliche Tal mit seinen sonnigen, von dunklen Waldbergen umrahmten Wiesen kurven wir genussvoll abwärts, mal links, mal rechts der gemütlich dahinplätschernden Murg. Bei Klosterreichenbach und bei Huzenbach bieten Kneippstellen Abkühlung für heiß gelaufene Waden.

Hinter dem Kurort Schwarzenberg verengt sich das Tal und wird zur wilden Schlucht mit felsigen Granitklippen. Infotafeln er­innern an die Murgflösserei: Bis weit ins 19. Jahrhundert war die Murg eine wichtige Handelsstraße, auf der das geschlagene Holz unter erheblichen Gefahren bis nach Holland transportiert wurde. Die Flößerei war einträglich: Der Holzabbau wurde schließlich so intensiv betrieben, dass damals der Nordschwarzwald praktisch kahl geschlagen war. Spektakulär ist hier auch die Linienführung der Murgtalbahn, die mit zahlreichen Brücken und Tunnels aufwartet. Im Bereich der Schlucht überqueren wir außerdem die Grenze zwischen dem ehema­ligen Königreich Württemberg und dem Groß­herzogtum Baden. Bei Sasbach bilden große Granitblöcke in den Wassern der Murg im Sommer einen angenehmen schattigen Rastplatz.

Forbach mit seiner historischen Holzbrücke schmiegt sich eng in das Tal ein. In Gausbach sind die Heuhüttentäler sehenswert, eine kulturhistorische Besonderheit, die auf Einwanderer aus Tirol und aus der Schweiz im 17. Jahrhundert zurückgeht. Nach einer kurzen Gegensteigung führt der Weg steil abwärts. Die Luft wird milder, das Gefühl südlicher: Obstbäume, Heuwiesen und erste Weinberge tauchen auf. Über Obertsrot thront Schloss Eberstein. In Gernsbach warten zahlreiche Cafés und eine schmucke Altstadt auf müde Radwanderer.

Auf dem letzten Abschnitt wird die Tour de Murg städtisch: Gaggenau mit seinen Industrieanlagen gilt als eine der Wiegen der südwestdeutschen Automobilindustrie. Von 1951 bis 2002 wurde hier der Unimog gebaut. Der Radweg führt uns geschickt am Autoverkehr vorbei, sodass wir entspannt in Rastatt einfahren. Rastatt war ein zentraler Schauplatz der – gescheiterten – demokratischen Revolution 1848 / 49 in Baden und beherbergt eines der bedeutendsten Barockschlösser Deutschlands. Sein Stadtzentrum verprüht südliches Flair – das haben wir uns verdient!

Nationalpark Schwarzwald   

Wenige Kilometer westlich der Tour de Murg liegt der 2014 ins Leben gerufene Nationalpark Schwarzwald. Unberührte Bannwälder, geheimnisvolle Karseen und die tundraartigen baumlosen Hochflächen, die so genannten Grinden, bilden ein einzigartiges Landschaftsmosaik. Wer einen weiteren Tag Zeit hat, sollte den Abstecher unbedingt unternehmen.