Fahrrad Stuttgart: Im Jagdrevier des Königs
Zum Bärenschlössle und durchs Lindental nach Feuerbach. Entspannte Feld-, Wald-, Wiesentour für gemütliche Radler, Familien mit Kindern oder einfach für einen netten Sonntagnachmittag mit ausgiebiger Einkehr im Bärenschlössle.
Der Aufzug bringt die Radler vom S-Bahnsteig mitten auf den Campus der Stuttgarter Universität im Stadtteil Vaihingen. Die Betonbauten lässt man sogleich hinter sich und radelt bequem durchs liebliche, unter Naturschutz stehende Büsnauer Wiesental. Gemächlich mäandert der Katzenbach durch die Talsenke, Trollblumen leuchten gelb, seltene Vögel brüten. An zwei Weihern vorbei ist rasch der Wald erreicht und der viel befahrene Kreisverkehr an der Magstadter Straße. Eine neue Radler- und Fußgängerbrücke führt sicher auf die andere Seite ins Naturschutzgebiet Rot- und Schwarzwildpark.
Eine weitere Attraktion ist, neben Wald, drei Seen und zwei Tiergehegen, das Bärenschlössle. Herzog Carl Eugen von Württemberg – umtriebig, verschwendungssüchtig und mit mindestens 77 (unehelichen) Söhnen gesegnet – ließ es 1768 als Lustschlösschen errichten. Nur zwei kleine Löwenfiguren an der Treppe vom Bärenschlössle zum See haben die Zeiten überdauert. Der heutige, sechseckige Bau mit seiner sonnenschirmgesprenkelten Terrasse geht auf einen Jagdpavillon König Wilhelms I. von Württemberg aus dem Jahre 1817 zurück. Kinder lieben die beiden großen Bronzebären vor dem Ausflugslokal, das schwäbische Gerichte, Weißwurst, Flammkuchen und Vesper serviert, dazu Kaffee und recht guten Kuchen, alles, nur keine Pommes. Bärensee, Pfaffensee und Neuer See unterstützten bis 1998 die Stuttgarter Trinkwasserversorgung. Heute gehört der See Hechten, Eisvögeln, Enten – und illegal ausgesetzten Wasserschildkröten.
Vom Bärenschlössle aus folgt man dem breiten Weg (Wanderzeichen Rotes Kreuz) links entlang der Spielwiese. Die nächste Abzweigung rechts (Glemsweiherweg) führt zu einem winzigen Weiher, von dort das Calwer Sträßle zum »Römischen Haus« nehmen. Welchem Zweck der Bau aus dem 2. Jh. n.Chr. diente, ist unklar, sodass Archäologen von einer »kultischen Nutzung« durch die einheimische keltische (nicht-römische) Bevölkerung ausgehen. Rekonstruiert sind einzig die Grundmauern, was sich für druidisches Treiben abgespielt hat, bleibt der Fantasie überlassen.
Nächstes Ziel ist das Rotwildgehege. Dort sprudelt auf der einen Seite der dorthin führenden Kastanienallee die Glemsquelle, auf der anderen grasen Hirsche, die Grillhütte hingegen ist verrammelt – seit 2015 ringt die Forstverwaltung um den richtigen Umgang mit den alten und oft morschen Bäumen im Rotwildpark. Damit kein fallender Ast Jogger, Wanderer und Radler trifft, wurden teils die Baumveteranen radikal gestutzt, teils müssen auch die Besucher zurückstecken und auf Grillhütten und Bänkchen verzichten. Rechts am Hirschgehege vorbei führt der Waldweg schnurstracks zu den Wildschweinen im Schwarzwildpark.
Romantisches Lindental
Topfeben leitet ein Waldweg am Wildgehege entlang und bis zum Forsthaus an der Oberen Kirchhalde, einem kleinen Autosträßchen. Dieses überquert man, saust auf dem Teufelsbrückweg ins Obere Lindental und immer dem Lindenbach nach bergab. Kurz bevor der Wald und die rasante Abfahrt enden, liegt links das Hasenbrünnle. Offiziell spendet es kein Trinkwasser, inoffiziell zapfen manche Quellwasserfreunde hier ihr Teewasser ab. Einen Blick sollte man aufs Brünnle werfen: Das Hasenrelief schuf der Künstler Fritz von Graevenitz, der auf Schloss Solitude sein Atelier hatte und Leiter der Stuttgarter Kunstakademie war. Weit öffnet sich das »Lindentäle«. Bequem und ebenerdig führen die letzten Kilometer durch eine durchsonnte Wiesenlandschaft, um in einer längeren Waldpassage dem Stadtteil Feuerbach zuzustreben.
Region
Touren-Charakter
Landschaftlich großartige Tour durch Stuttgarts schönsten Wald und ein idyllisches Tal; kein Verkehr, meist Schotterwege; für Familien mit Kindern geeignet (zahlreiche Spiel- und Grillplätze).
Ausgangspunkt
Start: Stuttgart-Vaihingen, S-Bahn-Haltestelle Universität; Ziel: Stuttgart-Feuerbach, U-Bahn-Haltestelle Sportpark
Endpunkt
Start: Stuttgart-Vaihingen, S-Bahn-Haltestelle Universität; Ziel: Stuttgart-Feuerbach, U-Bahn-Haltestelle SportparkNaturschutzgebiet Rot- und Schwarzwildpark
Insgesamt 25Prozent der Stuttgarter Stadtfläche sind bewaldet und der mit Abstand eindrucksvollste Baumbestand wächst und vergeht im Rotwildpark. 1815 erklärte König FriedrichI. von Württemberg das Gebiet zu seinem Jagdrevier und zog einen Zaun drumherum, der Rehe, Wildschweine und Hirsche drin und die Bevölkerung draußen hielt. Mit der Monarchie fiel auch der Zaun. Seit 1939 steht der Park unter Naturschutz, sind doch über 2500 der dort wachsenden Eichen und Buchen zwischen 200 und 600Jahre alt.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.