JBerg-Verlag
fahrrad

Fahrrad Pfaffenwinkel: Von Hohenpeißenberg nach Schongau

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
48 km
Aufstieg:
575 m
Abstieg:
575 m

Im Klosterland. Mit Elektromotor-Unterstützung radeln wir durch das hügelige, weite und unverbaute Bauernland links und rechts des Lechs. Kulturelle Höhepunkte wie die Wallfahrtskirche St.Leonhard im Forst, Altenstadt und Schongau liegen auf der Strecke.

Beschreibung

Um den Hohen Peißenberg 

Wir beginnen unsere Radtour am Bahnhof von Hohenpeißenberg und fahren die Bahnhofstraße in weiten Schleifen bergauf. Schon sind wir über das E-Bike glücklich, denn 60 Höhenmeter müssen wir bewältigen, ehe wir auf die Hauptstraße von Hohenpeißenberg treffen und dieser nach links folgen. Einen abgetrennten Radweg gibt es trotz des beachtlichen Verkehrs nicht, aber immerhin ist ein Teil der breiten Straße für uns Radler reserviert. Wo die geschlossene Bebauung endet, wendet sich die Hauptstraße in einem weiten Bogen nach links. Wir halten uns jedoch geradeaus, bewundern den riesengroßen Gasthof Hetten und fahren dann in einem weiten Rechtsbogen um die Neubausiedlung Hetten herum. Am anderen Ende der Siedlung beginnt die Forster Straße, der wir für gut zwei Kilometer folgen. Dann biegen wir an einem Waldrand links ab, der große Wegweiser schickt uns Richtung Forst.

Das Klosterland 

Bis fast hinüber zum Lech fahren wir nun durch ein Land, in dem es wenig Dörfer gibt. Die Bauern leben in Weilern mit zwei, drei oder vier Bauernhöfen. Bis heute hat das den Vorteil, dass das Land, das sie bewirtschaften, in unmittelbarer Nähe der Höfe liegt. Früher war das nur möglich, weil sie über Jahrhunderte hinweg in Frieden lebten. Einst waren die Bauern Untertanen der Klöster Wessobrunn oder Rottenbuch. Deren Land wurde im Gegensatz zum Grundbesitz adeliger Grundherren nie vom Krieg verwüstet. Durch die Weiler Faistenau und Rohrmoos kommen wir nach Linden. Hier wartet eine Überraschung auf uns. Rechts direkt neben der Straße steht ein riesengroßer Lindenbaum. Der kleine Bildstock mit einer Muttergottesfigur verschwindet förmlich in dem gewaltigen Stamm mit einem Umfang von fast zehn Metern. Sein Alter wird auf 800 bis 900 Jahre geschätzt, nach ihm haben auch die Höfe in Linden ihre Namen erhalten: Lindenbauer, Lindengeiger und Lindenkramer. Das weist darauf hin, dass der Baum bei der Landnahme im Mittelalter schon gestanden hat. Unsere Fahrt geht im Auf und Ab auf der Straße weiter nach St. Leonhard im Forst, der einzigen größeren Gemeinde.

Der Viehpatron und ein Malergenie 

Die Kirche ist dem hl. Leonhard geweiht, dem himmlischen Schutzpatron der Tiere. In der Kirche finden wir Deckenfresken mit Bildern aus seinem Leben. Vor allem das große Bild über dem Kirchenschiff verdient Beachtung. Es stammt von Matthäus Günther, der gar nicht weit von hier 1705 in Tritschenkreut unterm Hohenpeißenberg geboren wurde. Seine Bilder finden wir in mehr als 40 Kirchen im süddeutsch-bayerischen und im Tiroler Raum. Er beeinflusste die süddeutsche Barockmalerei nachhaltig. 1769 malte er das große Deckenfresko in St. Leonhard. Es zeigt Maria mit den drei christlichen Tugenden und am Rand Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons. Charakteristisch für ihn ist, dass er nicht nur großen Dingen Beachtung schenkt, sondern auch das ganz alltägliche Leben zeigt: Ein Hase sitzt gut versteckt neben einem Felsen, daneben ruhen sich Schafe aus oder Pferde weiden im Gras. Auf die Arbeiten dieses herausragenden Barockkünstlers werden wir überdies in Schongau und vor allem auf dem Hohenpeißenberg bei einem Abstecher nach unserer Radrunde treffen. Von St. Leonhard aus fahren wir noch einen guten Kilometer nach Norden, um dann nach dem Weiler Berchtold links abzubiegen. Nördlich von uns liegt jetzt das wasserreiche Tal des Schlittbaches mit dem alten Kloster Wessobrunn, das der Legende nach von Herzog Tassilo III. 735 gegründet wurde. Es taucht immer wieder zwischen den Bäumen auf.

In Pentscher stoßen wir auf eine Querstraße, die wir etwas rechts versetzt überqueren. Wir fahren nun einen weiten Linksbogen, um in Gmain auf eine breitere Straße zu treffen. Wir folgen ihr nach rechts. Bei den ersten Häusern des Dorfes Birkland biegen wir in die Staatsstraße rechts ein und passieren die Häuser von Birkland, das keinen richtigen Ortskern besitzt. Das nächste Dorf wäre Aich mit seiner Anna Kirche, in der sich ein Hochaltar von Johann Baptist Zimmermann befindet. Wer ihn besuchen will, fährt ein kurzes Stück den flachen Berg zur Kirche hinauf. Wir biegen noch vor den Häusern von Aich der Radwegmarkierung folgend links ab.

Über den Lech 

Durch den Gumpengraben geht es schließlich steil abwärts, dann stehen wir plötzlich vor dem verschlossenen Tor einer Kläranlage. Wenn auch das Radwegschild fehlt – wir sind trotzdem richtig. Auf dem ziemlich überwachsenen Weg fahren wir nach rechts um die Anlage herum, um bei der ersten Gelegenheit nochmals rechts in den Auwald hinein abzubiegen. Das Waldstück ist keine 50 Meter breit, dann stehen wir vor dem Laufwasserkraftwerk Klein Kinsau, eines der 22 Kraftwerke, die das Wasser des Lechs zur Stromerzeugung nutzen. Wir überqueren den Fluss auf der Staumauer, fahren nach rechts zur Staatsstraße und folgen ihr nach links leicht bergauf in den Ort Kinsau. Dabei passieren wir den Schlosswirt, der leider nur abends geöffnet hat, und biegen dann links in die Hohenfurcher Straße ein.

Durch den Lechrain 

Jetzt sind wir nach Süden durch den Lechrain unterwegs. Der Lechrain ist ein Landstreifen westlich des Lechs, der sich von Rain am Lech an Augsburg vorbei bis zu den Bergen hinzieht. Es war und ist eine typische Grenzregion, das sagt schon der Name, denn »Rain« bedeutete im Althochdeutschen einfach »Grenze«. Wir radeln also über die Felder des Lechrains und erreichen dann leicht abwärts Hohenfurch, das sich quer zur Bundesstraße B 17 entlang der Schönach entwickelt hat. Von hier aus bietet sich ein Abstecher nach Altenstadt mit seiner romanischen Basilika an. Dafür folgen wir dem gut markierten Radweg zuerst dem Bach entlang Richtung Schwabniederhofen. Gleich nach der Querung der Bahn biegen wir nach links. Aufwärts über eine kleine ­Höhenstufe geht es nun weiter nach Altenstadt. Rechts sehen wir die großen Gebäude der Franz-Josef-Strauß-Kaserne, inder Fallschirmspringer ausgebildet werden. Über die Schongauer Straße und die Kirchenstraße erreichen wir das romanische Gotteshaus, um einen Blick in die Kirche zu werfen. Weite Rundbögen tragen das Gewölbe über dem dreischiffigen Innenraum. Im Chorbogen hängt der »Große Gott von Altenstadt«, ein eindrucksvolles Kreuz aus dem frühen 13. Jahrhundert, das Christus nicht leidend, sondern als König darstellt.

Nach dem Besuch der Kirche folgen wir der Radwegbeschilderung »Schongau« über den Friedhofsweg, die Schäfgasse und den Köllenweg. Dieser bringt uns über die Bundesstraße, dann folgen wir der Schönlinderstraße nach rechts. Wo einseitig die Häuser enden, beginnt links ein Rad- und Fußweg. Er führt uns an der Hangkante entlang und wir genießen die Aussicht auf die Schongauer Altstadt. Nach dem Friedhof biegen wir rechts ab und erreichen wieder die Schönlinder Straße, die uns nach links zur großen Marktoberdorfer Straße leitet. Dort folgen wir dem Radweg auf der linken Seite bergab zum Kreisverkehr. Jetzt geht es rechts an den Schulen vorbei und dann freuen wir uns erneut über die Schubkraft unseres Motors, denn bergauf erreichen wir so komfortabel den Frauenberg und dahinter die Altstadt von Schongau.

Schongau und der Hl. Geist 

Nachdem wir bereits in St. Leonhard Matthäus Günther kennengelernt haben, lassen wir uns seine Fresken in der Schongauer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt auch nicht entgehen. Sie erzählen von einem Ereignis, das sogar bis Rom vorgedrungen ist. Den Heiligen Geist in Menschengestalt abzubilden war schon seit dem späten Mittelalter unüblich – 1745 hatte das Papst Benedikt XIV. durch ein Dekret sogar ausdrücklich verboten. Als nun beim Neubau der Schongauer Kirche 1748 das Gerüst entfernt wurde, war der Skandal da. Im Chor sah man Maria als Braut. Der Bräutigam war kein Geringerer als der Heilige Geist in der Gestalt eines eleganten jungen Mannes. Das war eine offene Auflehnung gegen Rom! Das Dumme an der Sache war nur, dass man das so einfach nicht ändern konnte. Man hätte sowohl ein neues Gerüst aufbauen als auch den Maler zur Umarbeitung überzeugen müssen. Das wäre viel zu teuer geworden. Trotzdem meldete der Pfarrer pflichtbewusst die Angelegenheit nach Rom. Aber dort ist sie wohl in Vergessenheit geraten, denn man hat nie mehr etwas davon gehört. So dürfen wir uns heute noch an dieser sehr seltenen Darstellung erfreuen.

Nach einem Bummel durch die Altstadt – vielleicht mit einer Kaffeepause am Marienplatz im Ballenhaus, dem ehemaligen Lagerhaus der Stadt – geht es weiter nach Peiting. Dazu fahren wir an das nördliche Ende des langgestreckten Marienplatzes und biegen nach rechts in die Weinstraße ein. Unter der Stadtmauer hindurch geht es steil abwärts zum Bahnhof. Dort folgen wir rechts der großen Straße bis zu ihrem Ende, überqueren erst dann das Bahngleis und gleich anschließend den Lech. Nun geht es in einer Linkskurve auf der Peitinger Straße weiter, diese verlassen wir jedoch gleich nach links auf einen Radweg, der uns in Flussnähe und dann parallel zur großen Autostraße sicher nach Peiting führt.

Peiting 

Die Schongauer Straße bringt uns zum Hauptplatz von Peiting. Scharf nach links in die Bachstraße abbiegend erreichen wir rechts durch die Freistraße die Bahnhofstraße. Am Ende des Bahnhofsareals überqueren wir die Gleise und schwenken dann sofort in den Lindersmahdweg ein, auf dem wir schließlich die B 472 überqueren. Nach der Brücke geht es links abwärts parallel zur Bundesstraße. Wir fahren sicher abgetrennt an dieser entlang, bis wir etwa 400 Meter nach dem Weiler Hohenbrand durch einen Tunnel die Seite wechseln. Auf der anderen Seite nehmen wir nicht den breiten Bauweg, sondern gleich darauf die alte Straße nach rechts. Sie bringt uns zur bereits bekannten Straße am Bahnhof. Nun nur noch nach rechts und wir erreichen auf ihr unseren Ausgangspunkt.

Touren-Charakter

Eine Tour auf Stadtstraßen, Landstraßen mit wenig Autoverkehr, geteerten oder ungeteerten Radwegen und Feldwegen über die Moränenhügel des Voralpenlandes, die immer wieder unsere Muskeln oder unsere Akkus fordern.

Ausgangspunkt

Hohenpeißenberg, Bahnhof

Endpunkt

Hohenpeißenberg, Bahnhof

Information

E-Ladestation: Hohenpeißenberg: Rathaus; Peiting: Hauptplatz; Schongau: Rathaus

Lohnende Extraeinheit

Wer am E-Bike genug Kraftreserven hat, kann noch den Hohen Peißenberg erobern. Dafür überquert man bereits in Hohenbrand die B472 und radelt auf der Klausenstraße zur Hauptstraße in Hohenpeißenberg. Ein Stück nach rechts, dann geht es nach links knapp zwei Kilometer und gut 200Hm auf der Bergstraße hinauf. Oben lockt das Gasthaus Bayerischer Rigi mit seiner berühmten Aussichtsterrasse. Der Höhepunkt sind die beiden aneinandergebauten Kirchen. Die Wallfahrtskirche St. Maria mit den Deckenfresken von Matthäus Günther erreicht man durch die Pfarrkirche. Die Fresken verknüpfen die Herrlichkeit des Himmels mit dem irdischen Leben, sie gehören zu den schönsten barocken Deckenmalereien in Oberbayern.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.