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Radtouren am Wasser
fahrrad

Fahrrad Hessen: Von Alzey nach Ingelheim

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
56 km
Aufstieg:
190 m
Abstieg:
190 m

Im Selztal. Eine wunderbare Passage durch das hügelige Rheinhessen bietet das Selztal. Am schmalen Fluss gleiten wir, in der Regel vom Westwind unterstützt, von Alzey hinab zur Mündung in den Rhein bei Ingelheim. Weingüter säumen den Weg, daneben auch alte Burgen, Schlösser und Türme.

Beschreibung

Rossmarkt Alzey

Der Bahnhof Alzey ist mit knapp 200 Metern Meereshöhe höchster Punkt der Tour, es sei denn, man radelt übermütig noch die elf Kilometer zur nicht wesentlich höher gelegenen Quelle der Selz bei Orbis. Der Bahnberg ist eine Einbahnstraße. Deshalb fahren wir vom Bahnhof aus gesehen rechts parallel zu den Gleisen, am besten auf dem Radweg auf der linken Straßenseite. An der nächsten Ecke dann mit den Radwegschildern links hinunter. Unten auf der Hospitalstraße angekommen, versteckt sich das Schild nach links hinter der rechten Hausecke. Kurz sind wir nun auf dem offiziellen Selztalradweg. Das nächste Schild von Selztalradweg und Hiw­wel-Route ist nicht eindeutig: Es geht erst an der nächsten Ecke rechts in die Wilhelmstraße. Die führt auf den Rossmarkt, das von Fachwerkhäusern geprägte Herz von Alzey. Am Brunnen ist das Schlachtross von Minnesänger und Spielmann Ritter Volker aus Alzey verewigt. Ringsherum herrscht buntes Treiben mit Eiscafé, Weinstube und Café. Es lohnt ein Blick auf den benachbarten Fischmarkt mit dem späthistoristischen Volkerbrunnen am Deutschen Haus.

Schloss Alzey

Wir biegen am äußersten Ende des Rossmarkts links in die Hellgasse ein. An deren Ende werden wir in den Innenhof der Schlossanlage geleitet. Eine kleine Rundfahrt im Hof lohnt sich, auch wenn das Schloss als Amtsgericht und Mädcheninternat genutzt wird. Außen fahren wir am Schloss entlang nach unten und dann rechts auf der Schlossgasse. Ein überdimensionales Schild warnt vor der Strecke im Tal: »Gefährliche Überquerung Autobahnzubringer«. Der offizielle Selztalradweg versucht so, Radler auf einen längeren Umweg mit einigen Höhenmetern zu locken. Wir fahren trotzdem im Tal weiter auf der Gartenstraße und gelangen so zu einem eigens angelegten Radweg direkt an der Selz. Nach der Autobahnunterquerung muss man eine Straße queren, die offenbar als Gefahrenpunkt gilt, mir aber nicht gefährlicher erscheint als viele andere auf fast jeder Fahrradtour. Aufpassen sollte man immer.

Petersberg

Wir bleiben links und rechts der Selz, bald wieder begleitet vom offiziellen Logo des Selztalradwegs mit Frosch. Bei Framersheim stoßen wir auf zwei Informationstafeln zum Selztalradweg und zur Hiwwel-Route. Nun fahren wir rechts und gleich wieder links. Wiederum links gelangen wir auf die Wormser Straße hinein nach Gau-Odernheim, fahren im Zen­trum rechts und die zweite Abzweigung links. Dann führt eine Brücke wieder über die Selz. Weinberge säumen den Fuß des Petersbergs, einer kleinen Erhebung zur Rechten. Auf dem Gipfel stehen Ruinen der Peterskirche aus dem 10. Jahrhundert.

Untermühle

Durch das Straßendorf Bechtolsheim mit seiner Simultankirche radeln wir auf ganzer Länge. Nun sind neben vielen Bänken auch Weingüter zum treuen Begleiter auf dieser Tour geworden. In Friesenheim gehts schon vor dem Ortskern ab nach links, wo wir den Bahntrassenradweg Amiche kreuzen. Auf diesem kann man zum Rhein nach Nierstein rollen. Durch Köngernheim geht es ein bisschen im Zickzack. Kurz hinterm Ort liegt die Untermühle, eine von ehemals 40 Mühlen an der Selz. Das urige Hotel bietet eine Terrasse mit Blick auf den Wellnessgarten. Vor dem Haus ist eine Radservicestation. Den östlichsten Punkt der Selz bei Selzen spart der Radweg aus. Zwischen Hahnheim und Sörgenloch radeln wir an einem Kneippbecken und einem der ersten renaturierten Abschnitte der Selz vorbei. Hier fließt die Selz, die wegen des geringen Wasserflusses im niederschlagsarmen Rheinhessen auch Selzbach genannt wird, noch langsamer. Am Horizont taucht der 108 Meter hohe Fernmelde­turm Ober-Olm auf.

Nieder-Olm

Nach Unterquerung der Bahnstrecke gehts direkt geradeaus über die Landstraße. Der Pfeil nach links will nur auf die hilfreiche Fußgängerampel verweisen. Die Strecke führt am Ortsrand von Nieder-Olm entlang. Vorsicht beim Gefälle auf der Lindenstraße: Ein Geschwindigkeitshemmer ist schlecht zu sehen und hat schon manchen Radler aus dem Sattel befördert, auch mich. Auf der Pariser Straße kann man links hinunter zum Rheinhessenbad fahren, einem Frei- und Hallenbad. Wir fahren geradeaus auf dem Radweg parallel zur Allee, vorbei am Rheinhessentor von 2016, einer Sandsteinskulptur voller regionaler Details. Entlang der Selz werden wir unter der A 63 hindurchgeführt.

Stadecken-Elsheim

Es geht nun auf einem breiten separaten Radweg an der Landstraße entlang. Im Tal begleiten uns Äcker, am Hang Weinberge, hier und da durch ein paar Bäume belebt. Sehr schön. Schließlich geht es rechts ab direkt an die immer noch schmale Selz. Um den ersten Teil des ineinander übergehenden Doppel­orts Stadecken-Elsheim führt uns der Selztalradweg rechts herum. Geradeaus lohnt aber die Anhöhe von Burg Stadeck einen Abstecher. Ursprünglich stand sie als Wasserburg auf einer Landzunge der Selz. Heute ist sie auf dem Burgberg umgeben von Weingütern und dem Highlander-Pub an der Kirche.

Elftausend-Mägde-Turm

Nun lassen wir uns um den Berg herum über Saulbach und Selz führen. In Elsheim kommen wir durch die gerade neu gestaltete Innenstadt. Das Highlight erreichen wir am Ortsende. Wenn der Radweg rechts um ein Weingut herumführt, sehen wir halb links Ruinen einer Zollstation, den Elftausend-Mägde-Turm aus dem 14. Jahrhundert. Die heilige Ursula soll hier mit 11 000 Jungfrauen auf dem Rückweg von Rom nach Köln durchgezogen sein.

Schwabenheim und Großwinternheim

Der Weg führt nun am Hang entlang. Am Ortsanfang von Schwabenheim lädt der Margaretenhof zu einer Pause. Im Ort kommen wir direkt an der Kirche St. Bartholomäus vorbei, ehemals Teil einer Benediktiner­propstei. Weiter geht es durch Rheinhessen. Urplötzlich werden wir in den grünen Tunnel eines Bahnradwegs geleitet. Hier fuhr in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwischen Frei-Weinheim und Jugenheim-Partenheim die Selztalbahn, wegen ihrer Bedeutung für die Rübenernte auch »Zuckerlottchen« genannt. Großwinternheim hat seinen Namen aus germanischer Zeit, als hier im Winter verschiedene Stämme lagerten. Etwas oberhalb sieht man die neuromanische Pfarrkirche, die wegen ihrer Dimensionen Selztaldom genannt wird. Am Ortsende passieren wir den historischen Selztalbahnhof, inzwischen Privateigentum. Ein großes Foto zeigt den früheren Zustand.

Burgkirche Ingelheim

Durch Wiesen hindurch führt der Weg nahe der Selz nach und durch Ingelheim. Auf dem Radweg bekommt man kaum etwas von der historischen und industriellen Bedeutung der Stadt mit. Ein erster Abstecher lohnt zum ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Engelthal, das durch das Weingut Wasem bewirtschaftet wird. Weiter kann man hier zur spätgotischen Burgkirche samt mittelalterlicher Wehranlage hinauf.

Selzmündung

Vor den Anlagen des Pharmariesen Boehringer Ingelheim unterqueren wir die Bahnstrecke und überqueren die Selz. Rechts liegt bald versteckt der Ikasee mit Grillplatz. Nach Unterquerung der A 60 geht es idyllisch zum Rhein. Am Deich kann man auf Asphalt dem Radweg bis zur Rheinfähre folgen. Wir wollen aber zur Mündung und fahren rechts über den Deich und direkt dahinter scharf links. Der Weg führt durch die Alte Sandlache, einen früheren Seitenarm des Rheins. Von einer Beobachtungsstation aus kann man die Tier- und Pflanzenwelt der Auenlandschaft betrachten. Am Rhein entlang links, dann queren wir auf einer Brücke die allerletzten Meter der immer noch schmalen Selz.

Finale

Ein paar Meter weiter warten im Ingelheimer Ortsteil Frei-Weinheim das Restaurant Weinumer Radhaus oder der Ingelheimer Sommergarten direkt am Rhein. Einen Bus zurück zum rund fünf Kilometer entfernten Ingelheimer Bahnhof gibt es nicht. Mit der Autofähre kommt man bis etwa 21 Uhr bequem auf die andere Rheinseite. Dort sind es nur wenige Meter zum Bahnhof Oestrich-Winkel in Mittelheim, der Mitte zwischen Winkel und Oestrich.

Touren-Charakter

Überwiegend gut ausgebaute Landwirtschaftswege, meist asphaltiert, meist sanft bergab, gelegentlich kleine Steigungen

Ausgangspunkt

Bahnhof Alzey; Aufzüge

Endpunkt

Bahnhof Oestrich-Winkel; barrierefrei

Alternative

Abkürzung(en): Mithilfe des Bahnhofs Nieder-­Olm kann man die Strecke etwa halbieren. Fünf Kilometer vor dem Ende bietet auch der Bahnhof Ingelheim eine Exit-Strategie.

Weinliebhaber aufgepasst

Angesichts der Fülle von Weingütern an der Strecke bietet eine etwas größere Tasche die Chance, die ein oder andere Flasche mitnehmen zu können.

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