Fahrrad Hessen: Im Meer des Rheingauer Rieslings

Anfahrt
Anfahrt planen

Pestpatron in Eltville

Vor dem Bahnhof von Eltville starten wir gemütlich nach rechts die Straße hinunter und radeln am Ende links. Jetzt immer geradeaus bis zum Rhein. Schon streift man Fachwerkhäuser und das mittelalterliche Ambiente von Eltville. Am Sebastiansturm fahren wir rechts rheinabwärts auf den Radweg. Der Heilige wurde nach den Pestjahren 1666/67 zum Stadtpatron erkoren. Der Rheinradweg ist hier als EuroVelo-Route 15 und hessischer Fernradweg R 3 beschildert und führt vorbei am Rosenbad, dem örtlichen Freibad. Am Ortsausgang von Erbach sehen wir Schloss Reinhartshausen, heute ein Tagungshotel. Wegen des geringen Gefälles hat der Rhein hier Inseln gebildet und wird fast einen Kilometer breit. Wir passieren zunächst die Königsklinger Aue und dann die Mariannenaue.

Weinverladekran Oestrich

Die Weinorte Oestrich, Mittelheim und Winkel reihen sich am Ufer aneinander. Sie bilden inzwischen die Stadt Oestrich-Winkel, die schon länger durch die gemeinsame Bahnstation in ihrer Mitte verbunden wurde. Zunächst erhebt sich in Oestrich zwischen Radweg und Rhein ein alter Weinverladekran. Von 1745 bis 1926 wurden hier Weinfässer und Baumstämme mit zwei Mühlrädern, die Kranknechte in Schwung brachten, auf Schiffe befördert. Einen Kilometer weiter kann man mit der Autofähre auf die andere Rheinseite nach Ingelheim übersetzen, nach einem weiteren Kilometer kann man jenseits der Bundesstraße das Graue Haus erspähen, von manchen Forschern als ältestes Steinhaus Deutschlands bezeichnet. Brentanohaus Winkel Kurz darauf verlassen wir in Winkel den Rheinradweg und nutzen den Tunnel unter der Bundesstraße, um auf der Gänsgasse zur Hauptstraße zu kommen.

Auf dieser fahren wir links und bald ist man am Brentanohaus mit seinem im Originalzustand erhaltenen Goethe-­Zimmer. In ihm wohnte der Dichter bei seinen Rheinreisen 1814/15. Die Frank­furter Familie Brentano, lombardischer Ur­adel, zählte hier auch die Brüder Grimm zu ihren Gästen. Wir radeln weiter auf der Hauptstraße, bis rechts der Kapperweg über die Bahnstrecke führt. Diesem Weg folgen wir bis zum Ortseingang von Johannisberg Grund. So sind wir vom hessischen Fernradweg R 3 am Rhein zum R 3a auf halber Höhe gekommen, der jetzt zurück nach Osten führt. Nach ein paar Metern in den Ort hinauf biegt er rechts ab.

Schloss Johannisberg

Unser Weg führt am Fuß von Schloss Johannisberg entlang, das sich über einem Meer von Weinreben erhebt. Der Bau stammt von 1715. Zuvor existierte hier jahrhundertelang ein Kloster. Wer die Höhenmeter nicht scheut, kann den steilen Aufstieg auf der linken Seite nehmen und auf der anderen Seite auf verschiedenen Wegen zurück zur Radroute finden. Die meisten Bereiche des Schlosses sind nicht zu besichtigen, aber in der Gutsschänke gibt es den vielfach international ausgezeichneten Johannisberger Riesling und einen tollen Ausblick.

Nun streifen wir den nördlichen Rand von Winkel und Oestrich. Der Weg bietet auf halber Höhe der Rheingausüdhänge freien Blick über die Rebstöcke auf den Fluss und das gegenüberliegende Rheinhessen in Rheinland-Pfalz. An der südlichen Spitze von Hallgarten geht unsere Route direkt rechts Richtung Tal und bald wieder links, weiterhin auf dem R 3a, dem wir bis zum Kloster Eberbach folgen. Zuletzt auf der Eberbacher Straße.

Kloster Eberbach

In einer Spitzkehre ist die Zufahrt zum Kloster Eberbach. Mehrere Hundert Mönche lebten einst in der Zisterzienserabtei, die berühmt für ihren Weinanbau wurde. Dreharbeiten für den Film »Der Name der Rose« nach dem Roman von Umberto Eco haben sie weltbekannt gemacht. Von der mittelalterlichen Anlage sind zahlreiche Bauwerke erhalten: Dormitorium, Refektorium, Kreuzgang, Hospital und Basilika. Weine der 1803 verstaatlichten Güter gibt es in der Klosterschänke und in der Vinothek. Hattenheim Wir rollen ein paar Meter zurück auf der Eberbacher Straße, fahren aber nun weiter geradeaus hinunter zum Rhein nach Hattenheim.

Nach der Bahnüberquerung am Ortseingang geht es rechts durch das von prachtvollen Fachwerkhäusern gesäumte Zentrum. Oberhalb des schicken Marktplatzes liegt die um 1100 erbaute Burg Hattenheim. Von der Hauptstraße gelangen wir links in die Pfarrgasse. Mit dem letzten Gefälle unterqueren wir gefahrlos die Bundesstraße, hinter der wir wieder auf den Rheinradweg treffen. Dem folgen wir wieder zurück am Rosenbad vorbei nach Eltville. Wein-, Sekt- und Rosenstadt Eltville Die Stadt begrüßt Radler mit der von Weinhändler Matheus Müller gegründeten Sektkellerei. Touristisches Epizentrum ist die im 14. Jahrhundert erbaute Burg, einst Residenz der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten, mit üppigem Rosengarten. Die gesamte Altstadt ist äußerst charmant, das gastronomische Angebot gut und vielseitig.

Besonders schön sitzt man direkt am Rhein in und an dem unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Personenschifffahrtsgebäude Anleger 511. Die genüssliche Tour an Rhein und Reben kann man hier wunderbar ausklingen lassen. Zuletzt kommt man am besten wieder vom Sebastiansturm aus am westlichen Ende der Altstadt zurück zum Bahnhof von Eltville.

Kellereiführung

Die Sektkellerei MM in Eltville kann nur am zweiten Sonntag im Mai, dem Deutschen Sekttag und Muttertag, besichtigt werden.