Fahrrad Hessen: Barbarossas Erbe an der Kinzig

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Langenselbold

Mit ein paar Cocktails im Pera Restaurant am Bahnhof kann man sich noch einstimmen, bevor wir geradeaus radeln, dann links und rechts auf die Landstraße. Mit dieser überqueren wir die Kinzig und folgen rechts dem kleinen Radschild nach Gelnhausen. Der hessische Fernradweg R 3, dem wir im Wesentlichen folgen, hat sich unauffällig zu uns gesellt. Bei Hochwasser muss man weiter geradeaus in den Ort fahren, wo man auf die Hochwasserroute des R 3 stößt. Mehrfach sind so kleine Alternativpassagen beschildert.

An dieser Stelle empfiehlt sich diese Route auch für alle, die in Langenselbold das barocke Schlossensem­ble samt Park und Querkirche oder das historische Gasthaus Zum Goldenen Engel sehen möchten. Via Regia Der Untergrund geht bald in teilweise nagelneuen Asphalt über. Das Kinzigtal ist auf der Strecke dieser Tour mittelbreit. So haben wir auf der sehr alten Verkehrsader meist eine angenehme Distanz zur Auto- und Eisenbahn. Zwischen Vogelsberg im Norden und Spessart im Süden ermöglicht das Tal die Passage vom Rhein-Main-Gebiet nach Fulda. Als Hohe Straße und Via Regia ist dieser Weg in die Geschichte eingegangen, verlief aber früher nicht im seinerzeit versumpften Talgrund. Der gleichnamige Nebenfluss des Rheins im Schwarzwald ist übrigens etwas länger und taucht deshalb bei der Internetsuche in den Ergebnislisten immer zuerst auf.

Barbarossastadt Gelnhausen

Südlich vom Örtchen Lieblos überqueren wir die A 66 und die Kinzig auf der Landstraße. Direkt nach der Brücke geht es halb rechts weiter. Die Radwegschilder sind durch einen Verkehrsunfall verdreht. Am äußersten Stadtrand von Gelnhausen, nach etwa einem Drittel der Gesamtstrecke, folgen wir rechts dem Rhein-Main-Vergnügen 6 Richtung Hallenbad, während der R 3 hier im westlichen Bereich der Stadt sehr widersprüchlich beschildert ist.

Wir folgen der Straße am Ende rechts um das Hallenbad und etwas weiter ebenfalls rechts um den Jüdischen Friedhof herum. Die günstigste Gelegenheit für die Auffahrt zum höher gelegenen Untermarkt bietet sich am Ziegelturm. Dort lädt neuerdings das Altstadt-Café gegenüber der Büste von Telefonerfinder Philipp Reis zum Niederlassen ein. Eine Fülle von Sehenswürdigkeiten wartet rundherum: Romanisches Haus, Hexenturm, Rathaus, Obermarkt, Gotisches Haus, Kunsthaus Living Room und die ehemalige Synagoge.

Kaiserpfalz

Die Kaiserpfalz alias Barbarossaburg wartet als bedeutendste Sehenswürdigkeit unten am R 3. Sie gilt als die am besten erhaltene Pfalz der Stauferzeit. Im 12. Jahrhundert ließ Stadtgründer Friedrich I. Barbarossa sie auf einer Kinziginsel errichten. Die romanischen Mauern mit Portal, Fensterarkaden und Kapitellen ruhen auf Tausenden Eichenpfählen. Eine Besichtigung ist lohnend. Wir fahren weiter kurz auf der Barbarossastraße, bevor es am Freibad, dem Barbarossabad, rechts Richtung Wächtersbach wieder auf einen Radweg geht.

Salmünster

Zu guter Letzt passieren wir eine gefasste Solequelle der Stadt mit Rastplatz.

Wächtersbach

Mehrfach queren wir die Kinzig. Am Ortseingang von Wächtersbach folgen wir dem Radweg auf der linken Straßenseite und nach dem Baumarkt links über die Brücke. Der R 3 führt über ruhige Straßen durch den Ort. Wer zum Schloss Wächtersbach möchte, das gleichfalls auf Barbarossa zurückgeht, biegt in die Bahnhofstraße links ein, auf der man nach 600 Metern das Schloss erreicht. Am Ortsende will man hinter der Unterquerung der B 276 intuitiv nach links fahren und der Hochwasserroute folgen. Die Hauptroute führt aber scheinbar zurück nach rechts und dort sehr schön durch die Wiesen.

Am Zusammenfluss von Salz und Kinzig haben wir einen Blick rechts auf Salmünster mit dem Franziskanerkloster und der Kirche St. Peter und Paul. Das nach den Plänen von Hofbaumeister Andrea Gallasini errichtete barocke Bauwerk gilt als Perle des Kinzigtals. Bad Soden Der Weg führt an der Salz entlang nach Bad Soden zur zweiten Hälfte der Doppelstadt. Unterhalb der Burgruine Stolzenberg liegt links der Kurpark mit Bänken, Liegen, Wasser-Barfuß-Parcours und dem sehr eisenhaltigen König-Heinrich-Sprudel vor dem Spessart-Forum. Dahinter liegt die Spessart-Therme mit warmem Thermalwasser. Reichlich Gastronomie bietet ebenfalls Gelegenheit zur Regeneration für die letzten Kilometer der Tour. Auf dem Heilquellenweg kann man zu weiteren Solequellen und dem Brunnenhäuschen des Pacificus-Sprudels spazieren oder radeln.

Steinau an der Straße

Salz und Sole hinter sich lassend führt der Radweg unter der Bahn und der A 66 hindurch auf die Südseite der Kinzig. Entlang von Feuchtwiesen und Kinzigstausee, mit Kiosk und Tretbootverleih, aber ohne Bademöglichkeit, erreichen wir Steinau an der Straße. Links vor der Froschkönig­skulptur am Brüder-Grimm-Haus, in dem die Märchensammler Jugendjahre verbrachten, liegt Originalpflaster der Via Regia mit Spuren der Fuhrwerke. Ein paar Meter oberhalb erreichen wir das Ensemble von Schloss, Rathaus, Kirche und Märchenbrunnen samt Gastronomie. Hier kann man vor der Rückfahrt zum Bahnhof auf der anderen Talseite die Tour wunderbar ausklingen lassen.

Ohne Gegenwind

Bei dieser Route in West-Ost-Richtung macht sich Wind besonders bemerkbar: Bei kräftigem Ostwind fährt man die Route besser in umgekehrter Richtung.