Fahrrad Bodensee: Sipplingen – Überlingen – Unteruhldingen
Die Pfahlbauten-Tour. Sie liegen fast alle unter Wasser und sind doch so etwas wie das heimliche Wahrzeichen des Bodensees: die Pfahlbauten. Seit 2011 zählen sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Leben im Pfahlbau
Wer im Sommer am Strand sitzt und von Mücken umschwärmt wird, der mag sich vielleicht fragen, wie die Menschen der Steinzeit nur auf die Idee kommen konnten, sich am sumpfigen Ufer anzusiedeln. Nun, diese Frage stellten sich auch die Archäologen, seitdem Mitte des 19. Jahrhunderts eine regelrechte Pfahlbauten-Euphorie nach den ersten großen Entdeckungen ausgebrochen war.
Doch die charakteristischen Siedlungen am und im Wasser mit den Bauten auf Stelzen hatten ihre Vorteile: Das Ufer war meist baumlos, man war recht gut geschützt, konnte sich leicht mit Fisch versorgen und war zudem dank Einbäumen auf dem Wasser sehr mobil. Das Erfolgsmodell Pfahldorf existierte am Bodensee von etwa 4200 bis 600 v. Chr., das gesamte Ufer ist mit Fundstätten übersät, die sich perlenkettenartig aneinanderreihen, etwa 130 solcher Plätze sind bekannt – was auch daran liegt, dass ein Dorf nach einigen Jahrzehnten für gewöhnlich völlig vermorscht aufgegeben und ein paar Meter oder Kilometer weiter neu errichtet wurde. Die Forscher unserer Tage führen übrigens eine Tradition der Pfahlbaubewohner fort: Sie kennen keine Grenzen. Deutsche, österreichische und Schweizer Archäologen arbeiten bei der Erkundung und Konservierung der Bauten eng zusammen. So auch in Sipplingen, unserem Startort.
Im kleinen Park gegenüber dem Bahnhof informieren Schautafeln über die Sipplinger Pfahlbauten, die etwas weiter links im Osthafen liegen. Sie gehören zu den besterhaltenen und fundreichsten des Sees, teils wurden sie in Unteruhldingen rekonstruiert, die Originale sind unter Schutzbauten unterhalb der Wasseroberfläche verborgen. Von 3900 bis 900 v. Chr. waren sie immer wieder bewohnt und neu errichtet worden.
Über Überlingen
Man kann vom Ufer aus direkt über die B 31 nach Überlingen fahren, etwas ruhiger geht es jedoch mit der in Tour 6 beschriebenen Streckenführung – siehe bis Goldbach dort. An der Silvesterkapelle biegen wir dieses Mal nicht ab, sondern fahren geradeaus weiter, durch das neue Gelände der Landesgartenschau hinein nach Überlingen. Da wir uns für die Pfahlbauten interessieren, durchqueren wir die Stadt heute nur, indem wir die Bahnhofstraße entlangfahren, an der Therme vorbei, am Theater (alte Kapuzinerkirche) leicht rechts, über den Landungsplatz und schließlich die Hafenstraße links hoch.
Anschließend rechts, in die Seestraße, am Jachthafen vorbei und dann kurz links hoch und wieder rechts in den Strandweg an der Bahntrasse. Wir folgen dieser nun lange am Strandbad und dem nächsten Segelhafen entlang bis zu den ersten Häusern im benachbarten Nußdorf. Aus dem Strandweg wird die Straße Zum Kretzer, an der Kreuzung biegen wir rechts ab Richtung des Nußdorfer Strandbads (Straße Zur Forelle), vor dem ebenfalls ein versunkenes Pfahldorf liegt, dann wieder kurz links hoch und rechts weiter in der Straße Zum Hecht, wieder an der Bahn bis zum Ortsende von Nußdorf.
Nach Unteruhldingen
Unterhalb der Birnau kommen wir am Schloss Maurach vorbei und halten uns weiter auf dem Radweg an der Bahntrasse. Er führt schnurgerade auf Oberuhldingen zu, doch kurz vor Erreichen des Orts wenden wir uns rechts Richtung Bauernhof und an diesem vorbei links zur Straße nach Seefelden. Unser Weg geht links und gleich wieder rechts an der Kläranlage entlang bis Unteruhldingen.
An den Tennisplätzen vorbei kommen wir ins Ortsinnere. Um zum Unteruhldinger Hafen mit seiner schönen Aussicht in Richtung Mainau und Bodanrück und der kleinen spätgotischen Kirche (1505) zu kommen, folgt man einfach der vorhandenen Beschilderung zu den Pfahlbauten. Unteruhldingen selbst, direkt am See gelegen, ist ein eher unscheinbares Dorf, weist aber mit dem Reptilienhaus (Ehbachstraße 4, im Winter nur am Wochenende, im Sommer täglich von 9.30–18 Uhr geöffnet) und natürlich den berühmten Pfahlbauten am Seeufer gleich zwei weithin bekannte Höhepunkte auf. Vom Hafen aus sind diese rechts an der Seefelder Straße (über die wir hereingefahren sind) leicht zu erreichen.
Das Museum mit integriertem Institut präsentiert dort seit 1922 exemplarisch die verschiedenen Forschungsstände zu den Pfahlbauten des Sees – auch Exemplare aus Sipplingen. Dazu kommen einige moderne Museumsbauten (täglich geöffnet 9–17 Uhr, im Winter eingeschränkte Öffnungszeiten). Vorführungen und Sonderausstellungen gehören zum Programm des Museums, ebenso wie der Einblick nicht nur in das Leben der einstigen Bewohner, sondern auch die Arbeit der zeitgenössischen Forscher.
Auf gleichem Weg geht es schließlich nach Sipplingen zurück; wer möchte, kann auch die Bahn benutzen (Bahnhof Uhldingen-Mühlhofen in Oberuhldingen).
Region
Touren-Charakter
Ufernahe, daher sehr flache Strecke mit Innenstadtdurchquerung in Überlingen. Für Familien geeignet
Ausgangspunkt
Sipplingen, Bahnhof
Endpunkt
Sipplingen, BahnhofBodensee-Erfahrung: Noch mehr Pfahlbauten
Auf unseren Touren begegnen uns mehrfach Pfahlbauten bzw. Museen, die Funde aus jener Zeit präsentieren. So in Konstanz (Tour 1) im Archäologischen Landesmuseum, wo im Inneren Hütten und Räume der Seebewohner nachgebaut wurden, in Wangen (Tour 5) mit dem Pfahlbau neben dem Fischerhaus, in Frauenfeld (Tour 25) im Archäologischen Museum des Kantons Thurgau und in der Römerstadt Arbon (Tour 19), deren Ufer schon lange vor den italienischen Einwanderern von Steinzeitmenschen bewohnt waren. Generell gilt die Faustregel: Wo sich eine noch so kleine Landzunge in den Bodensee erstreckt, dort lebten mit Sicherheit vor Tausenden von Jahren unsere Vorfahren in einem Pfahlbaudorf.
Guten Appetit
Das Hotel und Restaurant Seehalde in Maurach in unmittelbarer Nähe der Birnau liegt direkt am Ufer und lockt einerseits Vorbeifahrende und -wandernde, lädt aber mit seinen Unterkünften auch zu längerem Verweilen ein. Besondere Attraktion sind die »Genuss-Kistle« als Geschenke, Mitbringsel oder zum Selbergenießen.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.