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Fahrrad Bodensee: Schaffhausen – Diessenhofen – Stein am Rhein – Öhningen

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
47 km
Aufstieg:
45 m
Abstieg:
45 m

Von Kloster zu Kloster. Wie auf einer Perlenkette liegen nicht weniger als sechs Klöster aneinandergereiht am Hochrhein und dem Ende des Bodensees.

Beschreibung

Schaffhausen

Die einzige Stadt der Schweiz, die komplett nördlich des Rheins liegt, ist sicher eines der beliebtesten Besucherziele der Eidgenossenschaft. Und dies aufgrund eines Missverständnisses, liegt doch der von Amerika bis Japan bekannte Rheinfall eigentlich in der Nachbargemeinde Neuhausen. Doch natürlich hat Schaffhausen ohnehin einiges zu bieten: ein »mittelalterliches« Stadtbild mit Tortürmen und einem Häusergewirr zahlreicher Bauten insbesondere des 16. und 17. Jahrhunderts mit den typischen Erkern, über dem der Munot thront, eine Rundbastion nach einer Idee von Albrecht Dürer.

Dazu kommt unser Ausgangspunkt, die große romanische Münsterkirche des einstigen Klosters Allerheiligen. Das Gotteshaus stammt fast unverändert aus der Zeit um 1100, gut 50 Jahre zuvor hatte ein Nellenburger Adeliger die Stadt aufgewertet und den einst mächtigen Benediktinerkonvent gegründet, der bis zur Reformation bestand. Heute beherbergen die Klostergebäude ein äußerst sehenswertes Museum. Von unserem ersten Kloster geht es hinab über die Moserstrasse zum Freien Platz an der Schiffslände. Hier überqueren wir den Rhein via Brücke hinüber nach Feuerthalen – und sind kurzzeitig in einem nördlichen Zipfel des Kantons Zürich. Der Radweg auf der Straße führt uns durch den Ort weiter ins benachbarte Langwiesen, das wir ebenfalls fast komplett auf der Durchgangsstraße durchqueren, bis wir am Ortsende links von der Straße hinunter zum Rheinufer abbiegen.

Ankunft im Paradies

Falls Sie schon immer einmal wissen wollten, wie es im Paradies aussieht, werden Sie es nun erfahren: Klarissennonnen aus Konstanz (dort gibt es einen gleichnamigen Stadtteil, siehe Tour 1) zogen 1257 hierher ans ruhige Rheinufer. Ihr Kloster überstand die Reformation, doch brannte es 1587 fast komplett herunter – die noch heute vorhandenen Bauten wurden danach errichtet. So ist uns eine der seltenen Frauenklosteranlagen der Renaissance erhalten geblieben – die Kirche, der einzig zugängliche Bereich, weist im Innern eine schöne Barockausstattung auf, lässt aber das karge Ordensleben trotzdem nachvollziehen.

Der Radweg umrundet das Gelände komplett und führt am schönen Tor der Anlage vorbei hinaus zum Naturschutzgebiet Schaarenwald, wir halten uns erst links, dann geradeaus (nicht links zum Rhein). Nicht nur die Natur lockt hier, sondern auch die Geschichte: Das Ufer des Rheins war stets auch Verteidigungsanlage gegen Eindringlinge aus dem Norden. Die Römer hatten hier Wachttürme und Kastelle errichtet, spätere kriegerische Ereignisse brachten weitere Festungen hervor. So wird unser Radweg – hier übrigens grob gekiest und etwas ruppig – an einer Schanze der napoleonischen Koalitionskriege vorbeiführen. Im Schaarenwald stets den gut sichtbaren Radhinweisschildern folgen, die zuverlässig wieder aus ihm hinausführen.

Kloster St. Katharinental

Nach dem Waldende sieht man schon von Weitem die mächtige mittelalterliche Scheuer des Klosters St. Katharinental zwischen den Wiesenhügeln. Auf diese fahren wir geradewegs zu und biegen, obwohl der Radweg oberhalb des Klosters weitergeht, links zu diesem ein, direkt durch das Tor in den Hof der Anlage (heute Kantonsspital). 1242 gegründet, entwickelte sich der Dominikanerinnenkonvent zu einem der wichtigsten Frauenklöster der Region. Wer die Kirche, die als eine der schönsten Barockkirchen der Schweiz gilt – ein Werk von Franz Beer und seinem Sohn Johann

Michael Beer (1732 bis 35) – betritt, wird bei dieser Pracht kaum vermuten, dass viele wertvolle Ausstattungsstücke einst verloren gingen und heute in Museen von Antwerpen bis New York gezeigt werden. Erholung verspricht das sehr hübsche Café direkt am Ufer des Rheins. Wir aber kehren auf unseren Radweg oberhalb der Klosteranlagen zurück und fahren hinein nach Diessenhofen.

Diessenhofen

Zwischen den beiden Touristenmagneten Schaffhausen und Stein führt die kleine Stadt Diessenhofen eher ein Schattendasein – zu Unrecht, denn nicht nur die Lage am Fluss, sondern auch ein komplett erhaltener Stadtkern um die teils romanische Kirche mit vielen Bauten des 16. Jahrhunderts, hervorzuheben der burgartige Unter- und der Oberhof, und umringt noch von großen Teilen der Stadtmauer, steht den beiden Nachbargrößen in nichts nach. Dazu kommt die schöne Holzbrücke (1814 bis 1818) hinüber ins deutsche Gailingen. Mit vielen Cafés und Gasthäusern lädt die Stadt zum Verweilen ein. Ruhe tanken ist ein gutes Motto, denn durch das Obertor geht es nun leider wieder längere Zeit zwar nicht auf, aber doch an der Straße entlang.

Nahe des Rheins fahren wir stets geradeaus, vorbei am historischen Gasthof Schupfi weiter bis zu einem Parkplatz, wo wir abbiegen und links hinunter in das sehr idyllische Dörfchen Rheinklingen hineinfahren, das mit seinen vielen Fachwerkhäusern sehr beschaulich wirkt. Gegenüber auf dem – hier ebenfalls schweizerischen – Nordufer sehen wir die burgartige Bibermüli (16. Jh.). Nach dem Rathaus biegen wir links ab und fahren nun leicht ansteigend zu einem Bauernhof, dort links und dann rechts unter der Auto­brücke hindurch, dort wiede­rum rechts.

Wagenhausen und Stein am Rhein

Der Radweg biegt letztlich wieder auf die Straße ein, wir folgen ihr links hinein nach Wagenhausen, um dort erneut links am Wegweiser zur Propsteikirche abzubiegen. In Wagenhausen direkt über dem Rhein gelegen wurde im 11. Jahrhundert eine kleine Benediktinerabtei gegründet, die sich aus Armut nie recht entwickeln konnte und später als Props­tei der Abtei Allerheiligen in Schaffhausen unterstellt wurde – nicht dem in Sichtweite gelegenen Stein am Rhein. Die finanzielle Knappheit und die Aufhebung durch die Reformation sind, so seltsam dies klingen mag, für uns heutige Besucher ein Glücksfall: So blieb ein fast unverändertes romanisches Gottes­haus von ergreifender Schlichtheit erhalten, nur das nördliche Seitenschiff trug man ab. Auch ein Teil der Klostergebäude mit dem romanischen Kreuzgang blieb bestehen.

Das Ensemble mit seiner schönen Lage über dem Wasser ist ein Geheimtipp abseits des wuseligen Stein am Rhein – zu dem wir uns nun aufmachen, indem wir auf die Hauptstrasse zurückkehren, weiter links auf ihr fahren bis zum Espiweg, dem wir ebenfalls links folgen, bis er nach einer Rechtskurve durch die schönen Wagenhauser Fachwerkbauten direkt vor der Rheinbrücke einmündet. Diese bringt uns links hinüber nach Stein, wo mit Sankt Georgen das vorletzte unserer Klöster wartet: fast komplett bewahrt (die Aufhebung in der Reformation sorgte quasi für die Konservierung des Zustands um 1525 kurz nach mehreren Umbauten der Frührenaissance), treffen wir hier auf die besterhaltene spätmittelalterliche Klosteranlage des Bodensees.

Ein Besuch des Museums (Sommersaison tagsüber geöffnet außer Montag) empfiehlt sich: Neben der Kargheit einzelner Klosterzellen und dem wunderbaren gotischen Kreuzgang präsentiert sich uns die Pracht der reich bemalten Abtsräume. Über allem thront die von außen spätgotische, im Innern noch romanisch geprägte Klosterkirche (unabhängig vom Museum frei zugänglich) mit ihren Fresken.

Eine deutsche Schleife

Von der Klosterkirche fahren wir am Hotel Chlosterhof vorbei leicht rechts in die Oehningerstrasse und biegen von dieser dann rechts ab in den Radweg (Rhigüetliweg), der bald zur deutschen Grenze führt. Geradeaus durch den Weiler Stiegen kommen wir bis zum Strandbad Öhningen, an der dortigen Kreuzung links hoch bis zur Straße, dann links und gleich wieder rechts durch die Sportanlagen ins Klosterdorf.

Nach Frühmittelalter, Romanik und Spätgotik erwartet uns nun eine einmalige Mischung aus Spätrenaissance und Frühbarock, wurde das Augustiner-Chorherrenstift aus dem 12. Jahrhundert doch in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts komplett umgebaut. Der das gesamte Dorf beherrschende einheitliche Block des Klosters ist ein etwas vergessenes Kleinod der an Kulturgütern reichlich beschenkten Region – was jedoch im Umkehrschluss bedeutet, dass man hier recht ungestört die Kunst bewundern kann. Neben der Klosterkirche, heute katholische Pfarrkirche, mit ihrer barocken Ausstattung steht die kleine Totenkapelle, die seit den Pestzeiten des 17. Jahrhunderts noch immer von einer eigenen Totenbruderschaft gepflegt wird.

Über die Straße

An der Stalden kommt man aus Öhningen wieder hinaus, rechts in die Steiner Straße durch den Zoll und dann ist man wieder auf der uns bereits bekannten Strecke; auf dieser geht es retour nach Schaffhausen. Wer Abwechslung vorzieht, kann von Stein aus über die deutsche Enklave Büsingen am Nordufer des Rheins zurückfahren.

Touren-Charakter

Leicht welliges Profil mit einigen kürzeren sanften Anstiegen auf insgesamt gut befestigten Wegen, im Naturschutzgebiet Schaarenwald etwas holprig. Grenzübertritt

Ausgangspunkt

Schaffhausen, Münsterkirche Allerheiligen

Endpunkt

Schaffhausen, Münsterkirche Allerheiligen

Bodensee-Erfahrung:

Noch mehr Klöster … Wer noch immer nicht genug hat, der kann in unmittelbarer Umgebung gleich drei weitere Klöster aufsuchen. Oberhalb von Öhningen liegt die alte Benediktinerabtei Schienen mit ihrer sehr gut erhaltenen romanischen Klosterkirche (11. Jh.). Von Öhningen aus sieht man am gegenüberliegenden Ufer auch auf die ehemalige Propstei Klingenzell im Thurgau, heute noch immer eine beliebte Wallfahrtskirche (18. Jh.), und die Insel Werd, erreichbar über Eschenz, ein absolutes Kleinod der Stille inmitten des Sees mit altertümlicher romanischer Kapelle, betreut von Franziskanermönchen.

Guten Appetit

In St. Katharinental kann man wunderbar am Ufer sitzen. Das Café des Kantonsspitals liegt direkt an den Wässern des Rheins. Im Rücken die enorme Barockanlage des Klosters, schweift der Blick hier stromaufwärts bis Diessenhofen mit seiner Holzbrücke hinüber nach Gailingen auf der deutschen Seite.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.