Fahrrad Bodensee: Rheineck – Rorschach – Arbon
Mit dem Fahrrad in die Römerzeit. Zwischen zwei alten römischen Wachtstationen geht es nah am See durch drei bedeutende Städte am Sankt Galler Seeufer.
Startpunkt Rheineck
Die Enge zwischen Altem Rhein und den Ausläufern der Alpen machte Rheineck schon immer zu einem Durchgangsort – heute drängen sich neben dem Fluss Bahnstrecke, Autostraßen, Autobahn und unser Radweg an dem Ort vorbei, der den Hang hinaufklettert (Tour 18). Vor allem aber war, wie die Burgruine noch immer belegt, Rheineck auch schon immer Grenzort. Von einer spätrömischen Straßenkarte wissen wir, dass am Alten Rhein irgendwo ein Kastell mit dem sprechenden Namen »Ad Rhenum« lag, wo genau »am Rhein« jedoch diese Festung stand, ist bislang unbekannt, Rheineck gilt ebenso als möglicher Standort wie St. Margrethen. Nachvollziehbar ist die strategische Ausrichtung als Schutzwacht für den Rheinübergang – eine Tradition, die sich über das Mittelalter bis in die Neuzeit (Festung Heldsberg) erhalten hat.
Wir starten am neubarocken Bahnhof Rheineck und nehmen hier die Unterführung unter den Gleisen hindurch, in der wir links hoch abbiegen (nicht weiter unter der Autobahn hindurch!). Neben der Bahnstrecke führt der Weg ins Rheinecker Gewerbegebiet, an dessen Ende wir rechts abbiegen, um gleich über Wiesen ins benachbarte Thaler Gewerbegebiet überzuwechseln, in das wir rechts über das Bächlein hineinfahren. Wenn wir auf die Querstraße treffen, zweigen wir links ab, über die Gleise und dann vor der Tankstelle rechts in die Hegistrasse. Recht hübsch zwischen vereinzelten Häusern geht es bis zur Autobahn, unter dieser hindurch und anschließend links. Am Ende des geraden Stücks biegen wir erst rechts ab, an den Bauernhöfen links weiter an der Hügelrippe entlang, die hier von Weingärten gesäumt ist.
Von Staad nach Rorschach
Auf der Fahrt nach Buechen können wir immer wieder aufsteigende und landende Flugzeuge sehen (und hören), ganz in der Nähe ist der Flughafen St. Gallen-Altenrhein. Kurz vor Buechen biegen wir links ab, umrunden zweimal rechts das Sportgelände und fahren dann über die Thalerstrasse an der spätbarocken Kirche (1790) vorbei links hoch in die Wilenstrasse, den einzig nennenswerten Anstieg der heutigen Tour in Angriff nehmend.
Wir verlassen Staad, das auf der anderen Hügelseite am Ufer liegt, und kommen direkt am Schloss Wartegg vorbei, einem im 19. Jahrhundert umgestalteten Bau des 16. Jahrhunderts mit sehr schönem Park. Wenn wir auf der anderen Seite den Hang hochblicken, sehen wir als Pendant Schloss Wartensee mit seinem mittelalterlichen Turm (13. Jh.) um die neueren Gebäude. Kurz nach Schloss Wartegg geht es rechts abwärts (wieder eine Wilenstrasse) und nach dem Fabrikgelände erneut rechts bis zur Brücke über die Gleise, die wir ebenfalls rechts überqueren, um uns nun links parallel zum See auf dem Radweg einzuordnen, der nach Rorschach hineinführt.
Hafenstadt Rorschach
Mit dem Rorschach-Test hat die Stadt übrigens nichts zu tun, dieser geht auf einen Zürcher Psychologen gleichen Namens zurück (der eine Zeit lang in Münsterlingen – siehe Tour 21 – praktizierte). Rorschach, bereits anno 947 mit besonderen Marktprivilegien ausgestattet, war immer eine Handelsstadt. Gerade im 18. Jahrhundert nahm sie u. a. durch die Leinweberei großen Aufschwung, wovon die barocken Wohnhäuser unterhalb des unvollendeten Klosters Mariaberg zeugen, einem Meisterwerk der Spätgotik mit wunderschönem Kreuzgang (15. Jh.), das einst die Abtei St. Gallen ersetzen sollte und nie vollendet wurde – es fehlt die für ein Kloster nicht ganz unwesentliche Kirche.
Durch den Park am See führt unser Radweg auf das zweite Rorschacher Wahrzeichen, das von Johann Caspar Bagnato 1746 bis 1748 erbaute Kornhaus, zu; heute beherbergt es ein Museum. Prägend sind neben dem Kornhaus zahlreiche Bauten vermögender Handelsleute, die katholische Barockkirche Sankt Kolumban (18. Jh.) mit entsprechend reicher Ausstattung und die lange Seepromenade mit Strandbad, auf der wir nun unseren Weg fortsetzen, an der hölzernen »Seebadeanstalt« vorbei, die als eine der schönsten am Bodensee gilt (1923/24).
Über Horn und Steinach nach Arbon
Idyllisch und bequem rollen wir weiter ins benachbarte Horn, eine Thurgauer Exklave, hier begrüßen uns erst links das gelbe, frisch renovierte Schloss mit Dachreiter (16./19. Jh.), dann rechts das stattliche Kurhaus Bad Horn. Wir durchqueren den Ort auf der Durchgangsstraße und biegen dann nach der modernen evangelischen Kirche rechts auf den Radweg ab.
Gemütlich am Ufer umfahren wir einige Hafenbecken und sind bald in Steinach, einst der Hafen der St. Galler Äbte, bevor Rorschach diese Funktion übernahm – das urige Gredhaus aus dem 15. und 16. Jahrhundert erinnert an die Handelszeit. Um zu ihm zu kommen, vermeiden wir es, auf die Hauptstraße zu fahren, sondern biegen rechts in die Weidenhofstrasse ab, dann weiter in die Seestrasse. Über den Seeweg und dann rechts die Gallusstrasse sowie kurz darauf wieder die Quaistrasse schlängeln wir uns durch die Steinacher Gassen. Nun geht es erneut am Ufer entlang mit Blick auf die Arboner Landzunge bis in die Altstadt.
Römerstadt Arbon
Mit der Ankunft in Arbon betreten wir einen der geschichtsträchtigsten Böden am See: zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Pfahlbauten wurden hier ausgegraben, seit den Kelten ist die Besiedelung durchgehend. Die Römer errichteten erst ein kleines Dorf, in der Spätantike auf der Landzunge das Kastell mit dem schönen Namen Arbor felix (glücklicher Baum). Als die beiden Wandermönche Kolumban und Gallus hier 610 vorbeikamen, trafen sie auf eine christliche Bevölkerung mit Kirche und Priester; Gallus kam zurück und starb um 640 in Arbon.
Der Ort ging an den Bischof von Konstanz, der bis 1798 hier das Sagen hatte. Im 19. Jahrhundert begann ein großer Aufschwung, Arbon wurde zwischenzeitlich größte Stadt im Thurgau. Heute lockt vor allem die ruhig und schön gelegene Altstadt mit ihren vielen erhaltenen Bauten. Auf dem Gelände des Römerkastells, von dem noch restaurierte Überbleibsel zu sehen sind, stehen das Schloss Arbon (heute Museum) mit seinem Turm aus dem 13. Jahrhundert, ansonsten geprägt von den Umgestaltungen des 16. Jahrhunderts, die katholische Martinskirche mit ihrem einst frei stehenden gotischen Turm und dem barocken Langhaus (Ausstattung überwiegend modern) sowie dem spätgotischen Chor und die romanische Galluskapelle (12. Jh., Fresken 14. Jh.) gleich nebenan.
Ein Bummel durch die Gassen der Stadt und über die lange Seepromenade lohnt sich, westlich der Altstadt finden Jugendstilliebhaber unter den Bauten des Aufschwungs der Jahrhundertwende einige sehr schöne Exemplare.
Region
Touren-Charakter
Überwiegend flache Strecke mit nur einem nennenswerten Anstieg in Buechen, ab Rorschach am Ufer des Bodensees entlang
Ausgangspunkt
Rheineck, Bahnhof
Endpunkt
Arbon, AltstadtBodensee-Erfahrung: Bergzugfahrten
Wie in Rheineck nach Walzenhausen mit ihrer Steigung von 25 Prozent, so fährt von Rorschach etwas gemäßigter steil die rote Appenzeller Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB) hinauf nach Heiden. Die kurze Strecke mit der Zahnradbahn ist ein Erlebnis für sich: Vorbei (auf der linken Seite) an den beiden Schlössern Wartegg (430 m, 16. bis 19. Jh.) und Wartensee (561 m, 13. Jh. bis 19. Jh.) werden in knapp 20 Minuten fast genau 400 Höhenmeter überwunden.
Guten Appetit
An der Rorschacher Hafenpromenade hat man die Qual der Wahl: nur ein schneller Snack zum Mitnehmen, gerne auch international, in einer urigen Beiz sitzen, den Kaffee am Ufer genießen oder gediegen speisen wie im Seerestaurant – es ist für alle Gäste etwas dabei.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.