Fahrrad Bodensee: Ravensburg – Markdorf – Bermatingen – Salem
Durch den Linzgau. Von Ravensburg aus startet unsere große Tour durch den Linzgau. Mit Markdorf, Bermatingen und der einst mächtigen Reichsabtei Salem folgt ein Höhepunkt dieser Landschaft unter dem Gehrenberg auf den nächsten.
Von Ravensburg nach Markdorf
Wir starten am Rand der Ravensburger Altstadt (siehe Tour 13), am mittelalterlichen Spital direkt am Untertor (Bachstraße). Stadtauswärts fahren wir geradeaus an der Sparkasse vorbei am Radweg entlang der Meersburger Straße bis zur Mühlbruckkapelle, hinter der wir links einbiegen auf den nun ansteigenden Radweg, der kurz vor den ersten Häusern noch einmal leicht nach links abzweigt, wo er nun weiterhin hochführt, uns dann aber in großer Spitzkehre über die Brücke auf die andere Seite der Schnellstraße bringt.
Hier wenden wir uns rechts, um nun an der Schussen entlang bis zur nächsten Brücke der Schnellstraße (B 33) zu fahren, wo wir rechts in den Wald abbiegen. Dort geht es wiederum rechts hoch, am Forstbetrieb vorbei, wir stoßen bald erneut auf die B 33, bleiben aber – bitte darauf achten! – links von ihr, sie wird uns nun lange bis Bavendorf begleiten. Wenn man sie stets im Blick hat, fährt man richtig – was allerdings nicht allzu schwierig ist, denn der Radweg geht ausschließlich mit ihr geradeaus. Auf gleiche Art und Weise kommen wir durch die Dörfer Bavendorf, Wernsreute und Dürnast, bevor der Radweg hier kurz nach dem Dorf einmal etwas stärker nach links abweicht und sich von der B 33 entfernend über die Nelkenstraße nach Hefigkofen hineinführt. Hier gelangen wir wieder zur Bundesstraße und biegen links ab.
Der weitere Weg bis Markdorf könnte nicht einfacher sein – wir bleiben die nächsten Kilometer stets auf dem Radweg, der die Bundesstraße durch Neuhaus, Stadel, Hepbach und Leimbach begleitet. Zu beachten ist lediglich, dass er gelegentlich die Seite wechselt: Lassen Sie sich also nicht auf Abwege von der B 33 fortführen, sondern nehmen Sie einfach das Pendant auf der gegenüberliegenden Straßenseite. So kommen wir schließlich in Markdorf an, dessen hoher Kirchturm uns schon längere Zeit als Orientierung dient.
Die heimliche Hauptstadt des Linzgaus
Wir fahren noch etwas mit der B 33 tiefer in den Ort hinein, biegen dann aber rechts über den Weinsteig hoch in die Altstadt von Markdorf ab. Auf uns wartet ein sehr schönes Ensemble denkmalgeschützter Bauten: links das Bischofschloss mit seinem von einem Treppengiebel gekrönten unübersehbaren Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert. Die restlichen dazugehörigen Gebäude, heute ein Hotel, entstanden im 18. Jahrhundert. Stadtherr war seit dem 14. Jahrhundert der Konstanzer Fürstbischof, der Markdorf, damals bereits eine Stadt, zum Zentrum seiner Besitzungen im Linzgau und zur Sommerresidenz erhob. So gefördert vermittelt die Stadt bis zum heutigen Tag, obwohl oder gerade weil sie nach dem Dreißigjährigen Krieg etwas an Bedeutung verlor, einen schönen geschlossenen Eindruck mit vielen stattlichen Gebäuden diverser Epochen. Überragt wird der hohe bischöfliche Burgturm durch denjenigen der links vor uns stehenden Pfarr- und ehemaligen Chorherrenstiftskirche St. Nikolaus, einen auf romanischen Vorgängern beruhenden überwiegend gotischen Bau.
Vom weiten Platz hinter der Kirche sollte man eine kurze Runde durch die Altstadt drehen: Richtung Osten in die sehr adrett gestaltete Straße zum Obertor mit seinem gotisch restaurierten Durchlass, vor dem die Mauritiuskapelle (14. Jh.) liegt; Richtung Norden zum Spital, dem ehemaligen Kapuzinerinnenkloster mit barocker Kirche samt Inventar; Richtung Süden zum markanten Hexenturm mit Gefängnis, nun Museum. Im Anschluss geht es über die Marktstraße durch das untere Stadttor.
Nach Bermatingen
Auf der anderen Seite des Tors in der Hauptstraße angekommen, fahren wir geradeaus bis zum Ortsrand, wo der Fahrradweg nach Bermatingen beginnt. Nach kurzer Zeit kommen wir an einem einsamen Hof vorbei, rechts sehen wir den kleinen Ortsteil Wangen an den Weinberghängen. Ein auffälliger Bildstock verweist auf eine düstere Vergangenheit: Hier gingen einst die Verurteilten zum Galgenberg, der sich links von uns erhebt.
Wesentlich entspannter als für diese geht es für uns auf dem Radweg weiter bis Bermatingen: Wir verlassen nun das fürstbischöfliche Gebiet und werden zu Untertanen des nächsten geistlichen Herrn, des Abts von Salem. In dem durch Wein- und Obstanbau landwirtschaftlich geprägten Ort folgen wir der Durchgangsstraße (erst Markdorfer Straße, dann Salemer Straße). Bermatingen ist zurecht berühmt für seine schönen und gut erhaltenen Fachwerkbauten überwiegend des 18. Jahrhunderts, darunter das Rathaus mit seinem Dachreiter und Vordach zum Durchschreiten sowie das Salemer Amtshaus (16. Jh.) gegenüber. Die Kirche dagegen liegt außerhalb am Ortsrand.
Über den Kirchweg links durch die moderne Siedlung kommen wir zu dem sehr großen romanisch-spätgotischen Bau mit dem kräftigen frühgotischen Turm. Das dreischiffige Gotteshaus ist mit wertvollen mittelalterlichen Fresken über und über bemalt. Das Pfarrhaus nebenan stammt übrigens von niemand Geringerem als Peter Thumb, dem Erbauer der Birnau.
Salem
Vom Friedhof aus treffen wir über den Kirchweg links wieder auf die Salemer Straße und erneut links an dieser entlang bis hinter die Tankstelle, wo wiederum links ein Weg unter der Bahnlinie hindurch in ruhigere Gefilde abzweigt. Dahinter geht es am Wegweiser gleich rechts durch die weite Wiesenlandschaft. Der Radweg führt nun bald wieder am Bahndamm entlang – wir bleiben stets links von diesem – bis nach Salem.
Doch Salem ist nicht gleich Salem. Was man landläufig darunter versteht – das heutige »Schloss« – ist genau genommen der kleinste Teil der Gemeinde, aber der namensgebende. Unser erstes buchstäbliches Teilziel ist somit – auch auf den Wegweisern – Neufrach. Weiter hinten links am Horizont ist das Renaissanceschloss Heiligenberg zu erkennen. Dorthin kommen wir zwar nicht, doch unterqueren wir nun schon am Neufracher Ortsrand die Bahnlinie und fahren in Richtung Gasthof Apfelblüte. Wir folgen der Radwegbeschilderung durch die Aachstraße und kommen schließlich zum Verkehrskreisel, wo wir rechts (erste Abfahrt, L 205) den Fahrradweg nehmen.
Die Reichsabtei
Die großen Weiher links von uns waren die Fischgründe des Klosters. Einer von ihnen ist heute ein sehr attraktiv gestaltetes kostenloses Freibad mit großem Freizeitbereich, hier biegen wir links ab. Nun sind wir rechts angekommen in Stefansfeld. Wir können uns aber hier gleich schon mal an die folgenden Prachtbauten gewöhnen und uns links die hochbarocke Stefansfeld-Kapelle (Sancta Maria Victoria) im kleinen Friedhof ansehen, ein Werk von Franz Beer (1710). Im Anschluss erste Wirtschaftsbauten des Klosters.
Dann ist es so weit: Die Straße führt uns direkt auf das außerhalb gelegene Gelände der einstigen Reichsabtei Salem zu. Rückkehr zu Armut und Strenge war einst das Motto der Zisterzienser, als sie das Kloster 1137 im damals noch Salmannsweiler genannten Ort gründeten. So richtig zu merken ist das nicht mehr, insbesondere, nachdem die Abtei zur wichtigsten der Region aufstieg, wirtschaftlich erblühte und nicht wenig Besitz im Umland erwerben könnte. Reformation und Dreißigjähriger Krieg brachten zwar Rückschläge, das 18. Jahrhundert aber noch einmal einen imponierenden Aufschwung, dem wir u. a. das heutige Aussehen und auch die Birnau zu verdanken haben.
Das sehr große, noch immer von einer turmbewehrten Mauer umringte Gelände beherbergt heute allerlei verschiedene Attraktionen. Das Schloss, so genannt nach »Übergabe« des 1803 säkularisierten Klosters an die Markgrafen von Baden (seit 2009 in Besitz Baden-Württembergs) und das Münster sind nur mit Eintritt zugänglich (April–Oktober, Mo–Sa 9.30–18, So 10.30–18 Uhr).
Nachdem wir das rosafarbene Untere Tor durchschritten haben, blicken wir auf den fulminanten Kontrast des hochgotischen Münsters (um 1290 bis 1414) mit den Barockbauten ringsumher. Zeitlich ist der geknickte Lange Bau rechts am zweitältesten (frühes 17. Jh.), doch der Rest musste nach einem Großbrand 1697 komplett neu errichtet werden. Man bot, auch für die Neuausstattung des Münsters, das im Innern wenig von der gotischen Strenge des Äußeren hat, auf, was man an Spitzenarchitekten und -künstlern bekommen konnte. Bekannt ist Salem heutzutage für sein Internat, es bietet aber weit mehr – nicht nur für Kunstgenießer. Verteilt auf die zahlreichen Gebäude finden sich Gaststätten, insbesondere Wein aus heimischer Produktion – es gibt sogar einen kleinen Schauweinberg –, dazu viele Handwerksbetriebe mit Ladenverkauf und ein Feuerwehrmuseum (Öffnungszeiten wie oben).
Von den Parkplätzen aus fahren wir rechts nun direkt über die Wiesen den schnurgeraden Weg zurück nach Mimmenhausen. Wieder auf der Bodenseestraße angekommen, biegen wir im Zentrum am Rathaus in die Bahnhofstraße links ein, der wir bis zum Bahnhof Salem folgen, wo uns die Bahn via Friedrichshafen zurück nach Ravensburg bringt.
Region
Touren-Charakter
Meist flache und gut befestigte Strecke, nur einige kleinere kurze Anstiege. Fast ausschließlich auf ausgewiesenen Radwegen. Für Familien geeignet
Ausgangspunkt
Ravensburg, Spital Heilig Geist
Endpunkt
Salem, BahnhofBodensee-Erfahrung: Affenberg Salem
Überregional weit bekannt und beliebt ist der Affenberg am Salemer Mendlishauser Hof. Mit zwanzig Hektar bietet Deutschlands größtes Affengehege die direkte Begegnung mit Berberaffen, die sich frei auf dem Gelände bewegen dürfen und sich nicht scheuen, Besucher um Futter anzugehen. Dazu gibt es eine Damwild- und eine Storchenabteilung (Öffnungszeiten: März–Oktober 9–18 Uhr).
Guten Appetit
Öxles Schwanenstüble im Herzen von Markdorf bietet eine sehr vielfältige Speisekarte mit einer großen Auswahl insbesondere auch für Vegetarier und die kleinen Gäste. Der Familienbetrieb bezieht Fisch und Fleisch aus der direkten Umgebung.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.