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Fahrrad Bodensee: Pfyn – Islikon – Ellikon – Frauenfeld

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
35 km
Aufstieg:
10 m
Abstieg:
10 m

Rund um die Kantons­hauptstadt. Wir starten an einem historisch eminent wichtigen Ort, radeln durch die Industriegeschichte des Thurgaus und kommen schließlich in Frauenfeld an, dem Sitz der Kantonsregierung.

Beschreibung

Pfyn

Er liegt etwas abseits und gehört nicht zu den in jedem Reiseprospekt zu findenden Highlights der Region, der kleine Ort Pfyn. Dabei ist er einer der bedeutendsten für die Geschichte des Bodenseeraums und – buchstäblich – eine Fundgrube für jeden Historiker und Archäologen. Unser Startpunkt, der auf einer kleinen Erhebung gelegene uralte Teil Pfyns, das sogenannte Städtli, ist vom Hauch der Geschichte umweht. Doch liegen die Anfänge der Siedlung etwas östlicher in der Gemarkung Breitenloo noch viel tiefer in der Vergangenheit: Die Funde in der dortigen Niederlassung jungsteinzeitlicher Bewohner waren so beeindruckend, dass nach ihnen eine ganze Epoche, die Pfyner Kultur (3900–3500 v. Chr.), benannt wurde, deren Spuren allerorten um den Bodensee zu entdecken sind. Wir jedoch befinden uns auf römischem Boden, das Städtli geht auf eine spätantike Festung (Ende des 3. Jh.) zurück, deren nördliche Mauern noch deutlich zu erkennen sind, sie prägt noch heute den Umriss der Bebauung.

Die urige sogenannte Trotte (wahrscheinlich die Zehntscheuer) und das danebenstehende Schloss, einst um 1535 von Jakob Mötteli vom Rappenstein bewohnt, dem »Tyrannen von Pfyn«, der seine Untertanen knechtete und gerne Streit suchte, sodass er laut Sage noch immer im Keller seines Ansitzes umgehen muss, sind gekonnt mit moderner Architektur zu mit Leben erfüllten Bauten umgestaltet worden: Hier sind die Pfyner Gemeindehalle, der Kindergarten und die Schule sowie ein kleines Museum (Fr 15–19 Uhr und nach Anmeldung) untergebracht. Die beiden Konfessionen dienende Pfarrkirche St. Bartholomäus bildet den Abschluss des einzigartigen Ensembles, ihre Vorgängerin entstammte dem 6. Jahrhundert, der heutige Bau ist ebenfalls von hohem Alter und im Inneren von schlichter Schönheit. 1476 führte ein Brand im Städtli dazu, dass sich die meisten Pfyner nebenan am Bach ansiedelten. Hier gibt es kleinere Läden und mehrere Einkehrmöglichkeiten.

Über Frauenfeld nach Islikon

Unsere Fahrt jedoch führt uns aus dem Städtli hinaus in Richtung Thur via Kastell- und Badistrasse, an deren Ende links über die Brücke und vor der Autobahn rechts – von nun an geht es lange geradeaus am Thurkanal entlang. Wir kommen auf der Nordseite des Militärgeländes vorbei und kurz vor der nächsten größeren Straße (nach Warth) links ab zur Kaserne, mit der Militärstrasse geht es über die Autobahn, geradeaus weiter (Thurstrasse) zum Kreisel, hier leicht links (zweite Ausfahrt) bis zum nächsten Kreisel, geradeaus über die Gleise und dann gleich rechts auf den Radweg an der Bahnstrecke entlang. Noch ist nicht Frauenfeld unser Ziel, sondern Islikon, weshalb wir die Kantonshauptstadt wieder verlassen.

Wieder fällt die Orientierung leicht: Immer nah an den Schienen geht es nun geradeaus weiter bis ins erwähnte Islikon. Hier angekommen, bleiben wir auf der Hauptstrasse durchs Dorf, bis wir an dessen anderem Ende auf schlossartige Bauten stoßen, den Greuterhof. Allerdings handelt es sich keineswegs um einen feudalen Ansitz, sondern um eine der ersten Fabrikbauten der gesamten Schweiz. Ende des 18. Jahrhunderts in repräsentativem Spätbarock hatte der Unternehmer Bernhard Greuter hier seine Textilfabrik errichten lassen, die er unter fortschrittlichen Gesichtspunkten führte. In den letzten Jahren hervorragend renoviert, wurden die Gebäude verschiedenen neuen Nutzungen zugeführt. Wir umfahren das gesamte Ensemble, indem wir rechts nach Kefikon abbiegen.

Kefikon und Ellikon

Wir kommen über die Gleise und dann auch schon in Kefikon an. Auch hier begegnen uns rechts gleich einige weitere altertümliche Industriebauten, die vom frühen Aufschwung dieser Gegend des Thur­gaus Zeugnis ablegen. Daneben gibt es im Ortskern einige schöne Riegelhäuser – und das Schloss, dessen Anfänge auf das 13. Jahrhundert zurückgehen, das jedoch viele Umbauten erfuhr: Heute beherbergt es eine Privatschule. Über Jahrhunderte konnte es eine Kuriosität aufweisen: Die Kantonsgrenze zwischen Zürich und dem Thurgau verlief mitten durch die Schlossgebäude – dies wurde schließlich dann doch irgendwann etwas besser geregelt, heute steht der Bau komplett im Thurgau.

Das Dorf selbst ist allerdings noch immer geteilt, deshalb gibt es auch Kefikon ZH und das größere Kefikon TG. Wir verlassen das Dorf Richtung Norden, kommen über die Autobahn und nun tatsächlich auch über die Kantonsgrenze. Denn Ellikon liegt bereits im Zürcher Gebiet. Nach den ersten Häusern fallen uns die klassizistischen Bauten der Heilanstalt (noch immer eine Klinik) aus dem frühen 19. Jahrhundert auf, dann geht es leicht hinab ins Ortszentrum, erst rechts und dann an der Großkreuzung wiederum rechts in die Frauenfelder­strasse.

Hier kann man kurz einen Abstecher zur hoch gelegenen Kirche machen, einem spätgotischen, barock erneuerten Bau. Wieder einmal geht es länger geradeaus, gleichzeitig zurück in den Thurgau, bis zu den Häusern des Weilers Wald, hier links ab von der Straße, leicht bergab auf das Schulhaus mit Türmchen von Erzenholz zu. Vor diesem dann rechts auf die Straße und wieder lange geradeaus bis über die Autobahn, weiter geradeaus bis zum Kreisel, den wir schon kennen, bis zum Bahnhof und nun sind wir in der Innenstadt von Frauenfeld.

Frauenfeld

Die Kantonshauptstadt ist äußerst sehenswert und lädt zum Einkaufsbummel, zum Kulturbesuch zahlreicher Museen und historischer Bauten oder in eine ihrer Gastwirtschaften ein. Historischer Mittelpunkt ist das alte Schloss mit seinem markanten, für die Region typischen Turm – hier ist das unbedingt sehenswerte Historische Museum des Thurgaus untergebracht. An der Fußgängerzone befinden sich – neben vielen stattlichen Gebäuden, die Frauenfelds Funktion als Regierungssitz unterstreichen – die reformierte und am Ende die nicht zu übersehende neuba­rocke katholische Kirche. Von den Sakralbauten ist außerdem noch die etwas außerhalb gelegene paritätische Kapelle im Stadtteil Oberkirch zu empfehlen, eine der ältesten Kirchen der Region, zudem gibt es auch ein kleines Kapuzinerkloster. Weitere Museen finden sich mit dem preisgekrönten Naturmuseum und dem Archäologischen Museum, wo uns natürlich auch die Geschichte Pfyns wiederbegegnet.

Die Jugend liebt das international bedeutende Openair-Festival am Militärgelände, die noch etwas jüngere Generation den Plättli-­Zoo mit viel Gelegenheit zur ganz nahen Begegnung mit den dort lebenden Tieren. Insgesamt kann man viel Zeit in Frauenfeld verbringen, einer Stadt, die zwar vom industriellen Aufschwung geprägt wurde (und wird), die aber im Kern ihren historischen und gemütlichen Charme bewahrt hat. Von dort geht es auf bereits bekanntem Weg zurück nach Pfyn.

Touren-Charakter

Sehr flache Strecke mit vielen Geraden, ausschließlich auf geteerten Wegen. In Frauenfeld Stadtverkehr. Für Familien geeignet

Ausgangspunkt

Pfyn, Städtli

Endpunkt

Pfyn, Städtli

Bodensee-Erfahrung: Kartause Ittingen

Wir kommen nahe an ihm vorbei, dem einzigen Kartäuserkloster der Nordschweiz, einst gegründet als Augustinerchorherrenstift (1150) und nach wechselvoller Geschichte mit Übergang an die strengen Kartäuser und der Auflösung 1848 heute ein kulturelles Zentrum des Thurgaus. Die für den Orden, dessen Mönche voneinander getrennt in kleinen Häuschen lebten, typischen Bauten mit der im Innern äußerst prächtigen Kirche werden heute als Sanatorium, Kultur- und Bildungszentrum mit Kunstmuseum genutzt. Es besteht die Möglichkeit zur Übernachtung, zur Einkehr und zum Einkauf der vor Ort produzierten Erzeugnisse (www.kartause.ch).

Guten Appetit

Der Greuterhof in Islikon ist nicht nur ein faszinierendes Monument der Schweizer Industriegeschichte, sondern bietet auch Unterbringungsmöglichkeiten. Dazu gehört auch die Schmitte-Bar mit Mittags- und Abendkarte. Und naturgemäß mit viel Ambiente an historischer Stätte.

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