Fahrrad Bodensee: Meersburg – Hagnau – Breitenbach
Mit Annette auf dem Fahrrad. »Man lebt hier recht angenehm und überaus ungeniert«, schrieb Annette von Droste-Hülshoff aus Meersburg in die westfälische Heimat. Offensichtlich genoss sie ihren Aufenthalt am Bodensee.
Die adelige Dichterin am See
Ob Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848) Fahrrad respektive Draisine gefahren ist, wissen wir nicht. Ausgeschlossen ist es nicht, denn sie war Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen, nutzte früh die Eisenbahn. Gesichert ist aber in jedem Fall, dass sie sehr gerne in und um Meersburg spazieren ging und so können wir trotzdem leicht ihren Spuren folgen. Schon 1835 war das adlige Fräulein aus Westfalen einmal am Bodensee, in Eppishausen, Kanton Thurgau, dort bewohnte ihr Schwager von Laßberg das Schloss. Ihre Eindrücke waren damals geteilt, sie traf auf ein allzu bekanntes Phänomen der Region, »das Schlimmste war ein Nebel, aus dem man Brey hätte kochen können«. Doch als die Laßbergs Burg Meersburg erwarben und Annette ihre Schwester dort besuchte, freundete sie sich bald mit dem milden Klima des Sees und der Landschaft an. Ab 1841 kam sie regelmäßig zu sehr langen Aufenthalten nach Meersburg, wo sie, ihr Leben lang stets kränklich, 1848 auch verstarb. Zu diesem Zeitpunkt war sie längst eine der bekanntesten Dichterinnen Deutschlands und ihr Ruhm vergrößerte sich noch mehr.
Wir starten in der Unterstadt, dem planmäßig am Ufer angelegten Teil Meersburgs mit Sehenswürdigkeiten wie der Unterstadtkapelle (mit wertvollem Altar), dem Unterstadttor und dem Gredhaus sowie vielen Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten. Richtung Hagnau, an Hafen und Therme vorbei unterhalb der Weinberge fahren wir stadtauswärts.
Hagnau und Breitenbach
»Ich gehe jeden Tag den Weg nach Haltenau«, so Annette, auch wir fahren an dem historischen Rebgut Haltnau – das auf das Jahr 1225 zurückgeht – vorbei und kommen über Stettener Gemeindegebiet bald in Hagnau an dessen Uferpromenade an. Die Meersburger Straße bringt uns ins Ortsinnere mit seinen vielen Klosterhöfen und Gasthäusern, beides dem Weinanbau zu verdanken. Es fällt sichtlich nicht schwer, allenfalls durch die große Auswahl, ein Gasthaus zu finden, um dort vielleicht einen der örtlichen Rebensäfte zu genießen.
Wir fahren erst einmal die Seestraße entlang, bis wir unterhalb an das lang gestreckte Gebäude kommen, heute Rathaus und Museum, einst Hof der Reichsabtei Weingarten. Links hoch durch das Tor des Gebäudes hindurch, vorbei an der Winzergenossenschaft, führt unser Weg auf die Kirche St. Johannes Baptist zu, deren markanter Turm und Chor der Gotik, das Langhaus dem Barock entstammen. Der Innenraum beeindruckt durch seine farbenfrohe Bemalung. Auffällig ist das Nachbarhaus der Abtei Salem im Norden der Pfarrkirche, unverputztes, grobes Mauerwerk verweist auf hohes Alter, wohl Reste eines Wohnturms aus dem 13. Jahrhundert. Vor der Kirche links, dann weiter rechts hoch in die Fritz-Zimmermann-Straße, über die B 31 in die direkt gegenüberliegende Ittendorfer Straße.
Es geht bergan und dann durch ein Wäldchen, bis wir auf die B 33 stoßen. Auf dieser kurz links und sogleich wieder rechts ab zum Gutshof Breitenbach. Die markanten, schön in der Landschaft gelegenen Gebäude sind schon seit dem Mittelalter im Besitz des Konstanzer Spitals.
Ein besonderes Idyll ist die sehr schöne spätgotische Kapelle, im Inneren schlicht, aber versehen mit jahrhundertealten Grüßen der hier vorbeikommenden Jakobspilger. An ihr vorbei wieder bergan, an den nächsten beiden Kreuzungen geradeaus, bis wir wieder auf ein Landsträßchen nahe Stetten stoßen, hier dann rechts in Richtung Riedetsweiler.
Zurück zu Annette
In Riedetsweiler links, nun geht es wieder nach Meersburg hinein. Die spätgotische Friedhofskapelle mit ihren Fresken steht außerhalb; wer hier den Gottesacker betritt, trifft gleich links auf das Grab der Annette von Droste-Hülshoff, in seiner Schlichtheit angemessen. Sie ist nicht die einzige prominente Persönlichkeit, die hier ihre letzte Ruhe gefunden hat. »Vom Menschsein erlöst« steht auf dem einfachen Grabstein des skeptischen Philosophen Fritz Mauthner (1849–1923) und seiner Frau, der Schriftstellerin Harriet Straub (1872–1945). Weitaus weniger bescheiden dagegen prangt das Grabmal Franz Anton Mesmers (1734–1815) auf einer Art Lichtung innerhalb des Friedhofs: Der geheimnisumwitterte Erfinder des Heilens durch Magnetismus hat sich ein Denkmal setzen lassen voller Symbolik – und mit einem Kompass auf der Oberseite.
Vom Friedhof aus rollen wir hinunter bis vor das Obertor. Hier sollte man das Rad irgendwo abstellen, um sich der Oberstadt widmen zu können. Dort warten die Burg (Museum mit Drostezimmer), die der Legende nach zu den ältesten in Deutschland gehört. Der heutige Bau entstammt dem 12. und vor allem 16. Jahrhundert und diente den Konstanzer Fürstbischöfen solange als Residenz, bis sie im 18. Jahrhundert das Neue Schloss nebenan mit seinem herrlichen Terrassengarten errichteten. In der Ausgestaltung ließ man sich nicht lumpen, Balthasar Neumann trug das Treppenhaus bei, die Kapelle stuckierte Joseph Anton Feuchtmayer. Die barocke Bautätigkeit verhalf Meersburg außerdem zu dem benachbarten Reit- und Stallhof und dem Priesterseminar, die heute mit der Burg und der Kirche (frühes 19. Jh.) die Skyline hoch am Ufer beherrschen.
Pflichtbesuch für uns als Annette-Verehrer ist das Fürstenhäusle, von ihr mitsamt Weinbergen 1843 als persönlicher Besitz erworben. Die Freude war groß, die Dichterin bezeichnete sich ironisch als »GRANDIOSE Grundbesitzerin« und war begeistert von der Lage: »Die Aussicht ist fast zu schön.« Heute ist das kleine Gebäude der Dichterin gewidmet und ein sehr guter Abschluss für unsere Tour.
Region
Touren-Charakter
Anfangs flach am Ufer, ab Hagnau dann jedoch immer wieder mal Anstiege und um Breitenbach unbefestigte Wege
Ausgangspunkt
Meersburg, Unterstadt
Endpunkt
Meersburg, UnterstadtBodensee-Erfahrung: Wallfahrtskirche Baitenhausen
Wer in Riedetsweiler rechts abbiegt, kann einen kurzen lohnenswerten Abstecher nach Baitenhausen unternehmen. Seit 1700 steht die Wallfahrtskirche Maria zum Berge Karmel auf dem Schlosshügel, nachdem man sie vom Dorf hierher verlegt hat. Außen scheinbar wenig eindrucksvoll, überrascht die Kirche im Innern mit einer erlesenen Barockausstattung – als Lieblingsobjekt der Konstanzer Fürstbischöfe wurde sie hervorragend geschmückt. Im linken Seitenschiff erkennt man an der Decke ein schönes Porträt der Stadt Meersburg.
Guten Appetit
Das Rebgut Haltnau ist nicht nur eine beliebte Weingaststätte, sie kann auch ein beträchtliches Alter und ihre hauseigene Sage aufweisen. Hatte doch einst die leider recht hässliche Wendelgard das Gut im Mittelalter der Stadt Meersburg angeboten, wenn man ihr nur Gesellschaft leisten würde. Die Stadtväter zögerten zu lange, die Konstanzer griffen zu. Noch heute gehören die sehr guten Weinlagen der Konstanzer Spitalstiftung.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.