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Fahrrad Bodensee: Hilzingen – Tengen – Blumenfeld

Anspruch:
mittel
Dauer:
02:00 Std.
Länge:
30 km
Aufstieg:
150 m
Abstieg:
150 m

Im westlichen Hegau. Vom Barockdorf Hilzingen aus besuchen wir eine urtümliche Burg und ein Renaissanceschloss, römische Gutshofbewohner und eine kleine, aber dreigeteilte Stadt.

Beschreibung

Von Hilzingen nach Riedheim

Nachdem das Kloster Petershausen bei Konstanz im 17.Jahrhundert das Dorf Hilzingen erworben hatte, gestaltete es dessen Zentrum um das Schloss um – dieses selbst wurde vergrößert und umgebaut, daneben eine stattliche Vogtei errichtet, die heute das Porträt des Manns trägt, dem der Ort sein Wahrzeichen zu verdanken hat: Peter Thumb. Das wie aus einem Guss vom berühmten Baumeister geschaffene und innen prächtigst ausgestatte Hilzinger Gottes­haus (1747 bis 1753) gilt manchem als die schönste Rokokodorfkirche Deutschlands. Von ihr aus starten wir am neu angelegten Dorfplatz rechts an der Apotheke vorbei zur Filzfabrik, hier rechts, dann an der Kreuzung links ortsauswärts in Richtung Freibad (Riedheimer Str.). Auf dem Landsträßchen fahren wir ins Nachbardorf Riedheim.

Dort angekommen kurz rechts, dann gleich links in die Burgstraße – nomen est omen und der charakteristische Burgstall von Riedheim ist ohnehin nicht zu übersehen. Das ungewöhnliche, recht archaisch wirkende Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert ist das seltene Exemplar einer Burg in der Ebene. Umgeben von einer hohen Mauer sind der um 1500 aufgestockte Bergfried und einige Innenbauten erhalten; den Riedheimern dient das schmucke Ensemble als Festgelände. Wir machen einen kleinen Bogen über die Turmstraße links und die Eduard-Presser-Straße zur Pfarrkirche (15. Jahrhundert, im Inneren ein wertvolles spätgotisches Schnitzwerk) und vor ihr im spitzen Winkel rechts hoch in die Hofwiesener Straße. Den namensgebenden Weiler erreichen wir nach kurzer Zeit, hier links abbiegen und dann via Rechtskurve weiter.

Der römische Gutshof Büßlingen

Der Weg endet in einer T-Kreuzung, wir biegen hier links ab, fahren zur B 314, überqueren diese in das Sträßchen direkt gegenüber, zweigen aber von diesem kurz darauf gleich wieder rechts ab. Nach kurzer Strecke ist der römische Gutshof von Büßlingen rechts erkennbar, den wir nun aufsuchen. Meist waren es Veteranen, die sich in den Provinzen niederließen. Als Geschenk für ihren Dienst erhielten sie ein Stück Land, auf dem sie einen großen Landwirtschaftsbetrieb errichteten, eine villa rustica. Dies war auch um 75 n. Chr. im Hegau oft der Fall, in der Region sind bislang an die 15 solcher Gutshöfe bekannt. Aus jener Zeit stammt das knapp 5,5 Hektar umfassende Ensemble, das als Freilichtmuseum teilrekonstruiert wurde. Zahlreiche Funde und das Vorhandensein eines kleinen Tempels machen den Büßlinger Gutshof zu etwas Besonderem, auch seine Lage mit Alpenblick bei gutem Wetter war perfekt gewählt. Um 260 allerdings wurde er wie fast alle römischen Niederlassungen ringsum aufgegeben, zwar wurde er nicht zerstört, aber die Gegend war inzwischen zu unsicher, man zog sich bis südlich des Rheins zurück. Die Gebäude, die später von Einheimischen nur kurzzeitig genutzt wurden, verfielen.

Wir kehren auf unseren Weg zurück und fahren ihn weiter, an der nächsten Kreuzung rechts hinabrollend ins Dorf Büßlingen. Hier kommen wir direkt unterhalb der das Dorf dominierenden gotisch-neugotischen Kirche an. Wir fahren links, dann an der Großkreuzung rechts (Ledergasse) und anschließend die zweite (!) Straße links aus dem Ort hinaus. Uns immer auf dem Hauptweg, nicht abzweigend haltend, kommen wir so bis vor den Festplatz von Tengen.

Die dreigeteilte Stadt 

Tengen hat eine etwas kuriose Geschichte. Wie man schnell bemerkt, besteht der Ort aus drei deutlich zu unterscheidenden Teilen. Über den Festplatz kommen wir an der Feuerwehr vorbei links ins Ortsinnere. Hinter dem sehr schmucken Obertor beginnt die kleine Vordere Stadt, deren übersichtliches Inneres seinen gewissen Charme hat. Sie endet an der Burgruine, kaum mehr noch als ein hohes Teilstück des einstigen Bergfrieds, der jedoch immerhin aus der Stauferzeit stammt. Auch dies war nur die Vorderburg, die Hintere Burg ist verschwunden, nicht jedoch die dazugehörige Hintere Stadt. Beide Ortsteile hatten Stadtrechte – und gehörten unterschiedlichen Herrschaften. Man war sich in inniger Abneigung zugetan, gegenseitige Zerstörungen waren keine Seltenheit. Erst 1876 wurden beide Teile zu einer Gemeinde zusammengeschlossen.

Neben der kleinen ehemaligen Burg­kapelle kann man hinuntersteigen in die Mühlbachschlucht mit ihrer Mühlenruine und den sehenswerten Wasserfällen, allerdings nur zu Fuß, das Rad muss man vorher abstellen. Wir fahren anschließend wieder auf gleichem Weg durch das Tor aus Tengen-Stadt, dann geradeaus hinüber durch den Kreisel nach Tengen-Dorf – dem dritten Teil. Hier steht die auf die Frühgotik zurückgehende, später mehrfach veränderte und ausgebaute Pfarrkirche Tengens mit sehenswerter Ausstattung. Wir machen wieder einen kleinen Bogen im Dorf, fahren in dessen Ortskern, hier dann rechts und so über die Ludwig-Gerer-Straße wieder retour zum Festplatz. Hier ganz kurz links auf unseren Hinweg, dann aber gleich links ab und parallel zur B 314 auf den Radweg.

Blumenfeld Engen, Tengen und Blumenfeld sind laut lokaler Weisheit die »schönsten Städt' der Welt«, was vielleicht etwas großzügig gedacht ist, aber zumindest hat Blumenfeld einen anheimelnden Namen und ist eine der kleinsten Städte, wohl nicht der Welt, aber sicher Baden-­Württembergs. Wir radeln direkt auf das imposante Schloss zu, einen Renaissancebau, den der Deutsche Orden errichten ließ, nachdem er den Ort 1511 erworben hatte. Leicht bergab und links abbiegend kommen wir unterhalb des Schlossbergs an, der zudem vom Pfarrhaus, vor allem aber von der Pfarrkirche beherrscht wird, einem sehr einheitlich gestalteten, im Inneren beeindruckenden neugotischen Bau mit altem Turm. Das Schloss ist heute ein Altenheim und leider nicht zugänglich.

Wir rollen aus dem Stadttor hinaus und fahren rechts weiter, nun ausnahmsweise auf der B 314 bis Beuren am Ried, durchfahren den Ort gänzlich, dann an der Kreuzung rechts ab von der Bundesstraße und sogleich wieder links. Dieser Weg führt wieder zum römischen Gutshof, hier auf den uns bekannten Weg, jedoch dann nicht wieder zurück nach Hofwiesen/Riedheim, sondern geradeaus, bis wir südlich von Storzeln wieder auf die B 314 treffen. Hier kurz der Bundesstraße folgen, doch an der nächsten Abzweigung (ins schweizerische Barzheim) rechts und dort links auf den Radweg. Dieser führt uns parallel zur B 314 nach Hilzingen zurück.

Touren-Charakter

Neben bequemen Teer- und Radwegen gibt es zusätzlich von allem ein bisschen: eini­ge Steigungen, Kieswege, Landstraßen, darum insgesamt »mittel«.

Ausgangspunkt

Hilzingen Pfarrkirche

Endpunkt

Hilzingen Pfarrkirche

Guten Appetit

Die Bibermühle unterhalb des Stadthügels von Blumenfeld, gleichzeitig ein Hotel, hat nicht nur ihr noch funktionierendes Mühlrad aufzuweisen, sondern gleich nebenan ein paar sehenswerte Wasserfälle. Innen und außen sitzt man gemütlich, die Gerichte entstammen der regionalen Küche.

Bodensee-Erfahrung: Die römischen Nachbarn

Vom einstigen römischen Gutshof von Homberg in der Nähe von Stockach ist leider kaum mehr als eine Bodenwelle – und die Hinweistafel – zu sehen. Anders dagegen verhält es sich mit der benachbarten villa rustica bei Eigeltingen. Dieses, in jüngerer Zeit archäologisch teilrekonstruierte Landhaus verrät einiges mehr über das Leben der römischen Gutsbesitzer in der Region und hat eine ähnlich hübsche Lage wie Büßlingen mit weitem Blick in die Landschaft. Während das Hauptgebäude unter einem schützenden Hügel verborgen ist, wurden die Grundmauern eines Nebengebäudes sichtbar wiederhergestellt, dazu das wichtigste Fundstück: ein Weihestein für den Gott Silvanus. Im nahe gelegenen Orsingen befand sich die bedeutendste römische Siedlung des Hegaus, allerdings ohne sichtbare Überreste an der Oberfläche.

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