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Fahrrad Bodensee: Gottlieben – Ermatingen – Schloss Arenenberg

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:00 Std.
Länge:
13 km
Aufstieg:
60 m
Abstieg:
60 m

Am napoleonischen Ufer. Nach dem Untergang des napoleonischen Reichs siedelte sich zahlreiche Verwandtschaft des französischen Ex-Kaisers am Thurgauer Unterseeufer an. Bis aus einem der Schlösser der nächste französische Kaiser hervorging.

Beschreibung

Gottlieben

Der Ort mit dem verheißungsvollen Namen Gottlieben, eine der kleinsten Gemeinden der Schweiz mit kaum 350 Einwohnern, hat seinen festen Platz in der Weltgeschichte. Vom Bahnhof Gottlieben-Tägerwilen aus wenden wir uns nördlich in Richtung Seeufer, hierfür fahren wir rechts zum stattlichen Gasthof Ochsen und an diesem links ins Dorf hinein. Geradeaus stoßen wir ins beschauliche, aber einmalig schöne Ensemble zwischen der Burg rechts und einem der schönsten Riegelhäuser der Schweiz links, der Drachenburg (1617), einem vornehmen Gasthaus, zu dem auch das nebenstehende Hotel Waaghaus, ebenfalls ein beeindruckendes Fachwerkgebäude, gehört.

Von welthistorischer Bedeutung jedoch ist die Burg mit ihren beiden mächtigen Türmen, Überbleibseln der staufischen Burganlage aus dem 13. Jahrhundert, die sich die Konstanzer Fürstbischöfe hier errichtet hatten. In dieser Nebenresidenz schmachteten zur Zeit des Konstanzer Konzils (1414 bis 1418) der dort später verbrannte Jan Hus und der abgesetzte Gegenpapst Johannes XXIII. Eine der Hauptpersonen unserer heutigen Tour, ein gewisser Louis Napoleon (1808–1873) erwarb die Burg 1836 und ließ sie im Stil der Zeit neugotisch umbauen. Wir fahren an der Seepromenade mit der Schiffslände und dem Blick auf das Wollmatinger Ried (siehe Tour 2) und Konstanz entlang und überlegen, ob wir noch ein paar Gottlieber Hüppen mitnehmen, international bekannte und als Marke geschützte gefüllte Waffelröllchen.

Über Triboltingen nach Ermatingen

Von der Seepromenade aus fahren wir über die Espenstrasse, von dort rechts in die Ländlistrasse zurück auf den Radweg. An schier endlosen Schilffeldern vorbei geht es nun bis Triboltingen.

Der Weg führt an die Bahntrasse, wo uns ein martialischer Bunker erwartet. Er war Teil des im Zweiten Weltkrieg gegen Nazideutschland errichteten und in den 1970er-Jahren, nun wegen der kommunistischen Bedrohung, noch einmal erneuerten und erst 1995 aufgegebenen Kreuzlinger Festungsgürtels. An diesem Bunker geht es rechts entlang der Bahnlinie weiter – wer möchte, sollte allerdings diese kurz queren und Triboltingen mit seinen schönen Fachwerkhäusern im Innern und der romanischen Nikolauskapelle mit ihrem spätgotischen Chor und mittelalterlichen Fresken aufsuchen. Zurück am Bunker – und gleich an einem zweiten vorbei – geht es nun wieder zwischen Bahn und Schilf weiter bis Ermatingen.

Dort haben wir die Wahl: Durch die Bahnlinie getrennt besitzt Ermatingen zwei Ortskerne. Das nördliche Stad an der Schiffslände rechts bietet erneut wunderbare Fachwerkhäuser direkt am See. Wer links abbiegt und die Gleise überquert, kommt am Bahnhof vorbei über die Poststrasse Richtung zweites Zentrum um die Paritätische Kirche St. Albin mit ihrer interessanten evangelisch-katholischen Ausstattung.

Hier findet sich auch das Hotel Adler, eines der ältesten der Schweiz und oft Unterkunft illustrer Besucher auf Schloss Arenenberg. Natürlich lässt sich, etwa auf Hin- und Rückfahrt, der Besuch beider Teile verbinden. Den Weg zurückzufinden ist ohnehin leicht: Man hält sich ans Ufer. Am Strandbad vorbei geht es nun wieder am See weiter, am nächsten Bahnübergang – hier aufpassen! – wechseln wir auf die andere – südliche – Seite der Gleise, auf den Radweg.

Schloss Arenenberg

Dieser bringt uns mit stetem Blick auf die Insel Reichenau nach Mannenbach, das mit dem höher liegenden Salenstein zusammengewachsen ist, einem Ort, der von Burgen und Schlössern geradezu umringt ist. Am auffälligsten thront auf den ersten Blick die gleichnamige Burg Salenstein über dem Ort, ein wohnturmartiger Bau aus dem 16. Jahrhundert, der jedoch leider nicht zugänglich ist.

Doch berühmt ist Mannenbach für Schloss Arenenberg. Hier stand seit dem 16. Jahrhundert ein Ansitz Konstanzer Patrizier mit dem kuriosen Namen Narrenberg, der sich glücklicherweise später zu Arenenberg verschliffen hat. Nachdem Napoleon I. endgültig verbannt worden war, musste seine Verwandtschaft aus Frankreich flüchten. Seine Stieftochter Hortense de Beauharnais, zwischenzeitliche Königin von Holland und unglücklich verheiratet mit Napoleons Bruder, kam über die Schweiz nach Konstanz und erwarb 1817 Arenenberg, das sie großzügig umbauen, ausstatten und mit einem »englischen« Garten versehen ließ. Ihr Sohn Louis Napoléon wuchs hier auf, der sich bestens in der Region integrierte, ein beliebter Gesellschafter und sogar Angehöriger der Schweizer Armee wurde. Trotzdem versuchte er mehrfach, in Frankreich die Macht an sich zu reißen, was ihm durch einen Staatsstreich schließlich 1851 gelang: Als Napoleon III. wurde er Kaiser. Seine Mutter war 1837 auf Arenenberg gestorben, das Schloss ging zwischenzeitlich in andere Hände über. 1855 kaufte Kaiserin Eugénie das Schloss für ihren Gatten Napoleon III. zurück. Allerdings kam dieser nur noch ein einziges Mal, 1865, hierher zurück. Nach seinem Tod nutzte es seine Witwe noch öfter als Sommerresidenz und vermachte es schließlich 1906 dem Thurgau aus Dankbarkeit.

Heute beherbergt es ein sehenswertes Museum im alten Schlossgebäude, das sich der napoleonischen Zeit widmet, dazu gibt es ein Hotel und Restaurant und eine Landwirtschaftsschule. Äußerst sehenswert ist der seit einigen Jahren wieder in Teilen rekonstruierte Park. Hoch zum Schloss, ein recht ordentlicher Anstieg, kommt man vom Bahnhof Mannenbach, gegenüber in die Arenenbergstrasse durch die Weinberge.

Die Rückfahrt

Hortenses Anwesenheit lockte die Verwandtschaft in den Thurgau. So gesellte sich ihr Bruder Eugène zu ihr, ihm verdanken wir Schloss Eugensberg im Salensteiner Hinterland, zudem Hortenses Cousine Stéphanie von Baden, die anstelle einer alten Kaplanei neben der mittelalterlichen Wallfahrtskapelle (von Arenenberg aus gut zu sehen), in der seit Kreuzfahrertagen ein Splitter des heiligen Kreuzes aufbewahrt wird, Schloss Louisenberg (so benannt nach einer späteren Bewohnerin) errichten ließ. Dazu kamen französische Besitzer aus dem Umfeld des Kaiserhauses auf den Schlössern Sandegg (heute Ruine), Wolfsberg und auch Salenstein.

Wir können vom Arenenberg auf der anderen Seite direkt nach Ermatingen zurückfahren, an der N 13 rechts, am Vinorama Museum vorbei und hier zur Kirche und auf schon bekanntem Weg weiter. Wer nicht wieder nach Gottlieben hineinmöchte, kann hinter Triboltingen dann direkt geradeaus fahren, bis man schließlich rechts zurück zum Bahnhof kommt.

Touren-Charakter

Überwiegend flache Tour in Ufernähe mit kräftigerem Anstieg hoch zum Schloss Arenenberg. Für Familien geeignet

Ausgangspunkt

Gottlieben-Tägerwilen, Bahnhof

Endpunkt

Gottlieben-Tägerwilen, Bahnhof

Bodensee-Erfahrung: Steckborn

Nicht weit von Arenenberg und gut mit dem Rad zu erreichen ist das sehr schön gelegene Örtchen Steckborn. Die evangelische Kirche innerhalb des schönen Ensembles wurde von Franz Anton Bagnato Ende des 18. Jahrhunderts gebaut, in den engen, mittelalterlich wirkenden Sträßchen finden sich zudem das prächtige Rathaus mit seiner schönen Fachwerkfassade (1667), durch dessen Tor man zur Schiffslände gelangt. Das Steckborner Wahrzeichen ist der Turmhof, ein Wehrbau des 14. Jahrhunderts mit später zugefügtem Türmchendach. Einst Burg des Reichenauer Abts, beherbergt er heute das Steckborner Heimatmuseum (im Sommer Mi, Do und am Wochenende nachmittags geöffnet).

Guten Appetit

Nicht nur Kultur, sondern auch Kulinarik bietet der Arenenberg. Das Bistro Louis Napoleon gleich neben dem Museumsladen bietet vom Frühstück bis zum Abendproviant Spezialitäten aus eigenem Anbau. Diese können auch für Eiligere unabhängig vom sofortigen Verzehr erworben werden.

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Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.