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Fahrrad Bodensee: Engen – Hilzingen – Singen

Anspruch:
mittel
Dauer:
01:30 Std.
Länge:
24 km
Aufstieg:
50 m
Abstieg:
50 m

Unter Vulkanruinen. Sie sind die Wahrzeichen des Hegaus, die hoch aufragenden Vulkanberge, Monumente einer vergangenen Epoche der Naturgeschichte. Buchstäblich als Krönung trägt jeder von ihnen markante Burgruinen.

Beschreibung

Engen

Bei Vulkanen denken wir an den Vesuv, den Ätna, den Kilimandscharo oder Fuji mit ihren typischen Kegelformen und auf den ersten Eindruck scheinen auch die erkalteten Hegauer Exemplare, die in der Landschaft schon mit bloßem Auge leicht auszumachen sind, diesem Bild zu entsprechen. Doch die vor rund 15 bis 10 Millionen Jahren entstandenen Berge, oft in Form von Zuckerhüten über der Ebene, sind nicht die Kegel, sondern der Inhalt des einstigen Schlots. Es waren die harten Vulkangesteine Basalt und Phonolith, die einst im Innern der Berge stecken blieben und auch den Gletschern der Eiszeit standhielten, die das umgebende Gestein abschliffen. Vulkanischer Untergrund bringt fruchtbaren Boden hervor, wie man weiß, und so sind die einstigen Feuerspeier heute blühende Berge.

Unser erster sichtbarer Altvulkan ist der Hohenhe­wen (844 m) oberhalb der Stadt Engen, dem Startpunkt unserer Tour. Die Lage Engens auf einem kielartig gebogenen Hügelrücken mit eng aneinandergebauten Häusern, oft aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ist in jedem Falle ein einmaliges und beeindruckendes Ensemble. Die romanisch-gotische Marienkirche mit ihrer vielfältigen Ausstattung von der Gotik (Fresken) bis zum Klassizismus (Hochaltar) beherrscht den Eingang zur alten Stadt, nördlich davon erstreckt sich die nicht minder ansehnliche Vorstadt.

Das Städtische Museum im alten Dominikanerinnenkloster (18. Jh.) ist wegen seiner historischen Sammlungen und seiner Sonderausstellungen moderner Kunst immer einen Besuch wert (geöffnet Di–Fr 14–17, Sa–So 10–17 Uhr). Das Stadtbild wird abgerundet vom Krenkinger Schlössle, einem Bau des 16. Jahrhunderts, dessen Geschichte viele Rätsel aufgibt. Genießen Sie einfach das Flanieren zwischen diesen geschichtsträchtigen Bauten und im schönen Stadtpark unterhalb der Kirche, bevor wir vom Bahnhof am Fuße der Altstadt unsere heutige Tour starten.

Vulkane, Ruinen und Dörfer

Über die Bahnhofstraße, rechts in die Breite Straße und anschließend weiter sich rechts haltend über die Schillerstraße kommen wir durch die Unterführung auf die Hegaustraße, der wir links folgen. An der nächsten Abzweigung biegen wir links ab und kommen bergan nach Anselfingen, einem noch sehr ländlichen Dörfchen. Es geht noch ein Stück weiter, bis wir im Ort links abbiegen in die Unterdorfstraße, die uns an der im Kern gotischen Kirche mit einem spätgotischen Seitenaltar (um 1480) vorbei und auf den Radweg außerhalb rechts in Richtung Welschingen führt. Rechts von uns erhebt sich der bereits erwähnte mächtige Hohenhewen, der zweithöchste der Hegauvulkane, der wie alle dieser Kegelberge von einer stattlichen Ruine gekrönt wird, die zu den größeren Exemplaren zählt. Der Berg war wohl schon in der Frühzeit besiedelt, bevor 1170 die Burg durch den Engener Adel errichtet wurde, sie teilte das Schicksal vieler ihrer Kolleginnen und wurde im Dreißigjährigen Krieg endgültig zerstört.

Über Welschingen nach Hilzingen

Ins benachbarte Welschingen fahren wir am Bahnhof vorbei über den Radweg rechts, am Kreisel weiter über die Bahnstraße ins Innere, dort dann scharf links über die Turmstraße an der Alten Kirche vorbei, einer einstigen Wehr- und Wallfahrtskirche mit geheimnisvollen Bildnissen aus romanischer Zeit am Turm. Auf der anderen Seite wieder auf den Radweg an der Bundesstraße, der kurz nach Welschingen einen kleinen Knick (rechts-links um ein Firmengelände) zurück zur Geraden macht.

Schon in der Anfahrt auf Mühlhausen taucht dann der geheimnisvolle Mägdeberg (654 m) auf, etwas abgeflachter befand sich auf ihm eine der größten Festungen des Hegaus und eine Wallfahrtskirche, die auf einen vorchristlichen Kult zu drei weiblichen Frauengestalten zurückging. Im lang gezogenen Mühlhausen mit seinem schönen Alten Rathaus, dem zur Brauerei mutierten Schloss und der spätgotischen Pfarrkirche auf der anderen Seite der Straße geht es nun auf den spektakulären Hohenkrähen (643 m) zu, der in seiner Form deutlich den Vulkan­kegel erkennen lässt, um dessen Spitze sich die Ruine schmiegt. Einst uneinnehmbar, verlegten sich die Besitzer der Burg auf das einträgliche Raubrittergeschäft. Ein Landsknechtsheer, ausgestattet mit Geschützen, machte 1512 diesem Treiben und der Burg den Garaus.

Die Besteigung der Ruine ist gleichwohl noch immer sehr anspruchsvoll. Unterhalb des Hohenkrähens kommen wir an einem Wanderparkplatz vorbei, wir halten uns leicht rechts immer nahe an der Straße und kommen nun auf ein Sträßchen an der Bahnlinie, dem wir rechts folgen. Längere Zeit geht es nun wieder geradeaus, während sich vor uns bereits der Hohentwiel (686 m) aufbaut, der bekannteste der Hegauberge mit der erst durch Napoleon geschleiften Festung, heute eine der größten Ruinen Deutschlands. Wir werden den Berg fast komplett umfahren, denn nach kleinem Anstieg an einer Straße angekommen, wenden wir uns (am Hühnerhof) erst kurz rechts, dann aber gleich wieder links, dem Hinweisschild »Hohentwiel« folgend. Diese Straße steigt nun längere Zeit an, an der Kreuzung, wo sich der Weg zum Hohentwiel teilt, halten wir uns rechts – nahe der Autobahn, die hier in einem Tunnel verschwindet.

An der nächsten Kreuzung wenden wir uns rechts, dann wiederum rechts, nun nach Hilzingen hineinfahrend. Wir bleiben hier im Ort stets geradeaus, bis wir im Ortszentrum angekommen sind. Dort erwartet uns das einstige Schloss (heute Rathaus und Museum) des Klosters Petershausen, doch der Höhepunkt ist die vom Birnaubaumeister Peter Thumb 1747 bis 1749 geschaffene »schönste Rokokodorfkirche des Hegaus« mit ihrer prächtigen Ausstattung.

Um den Hohentwiel nach Singen

Vom Zentrum fahren wir wieder ein Stück zurück über die Hauptstraße, bis diese auf die Randenbahnstraße trifft, der wir rechts bis kurz vor den Verkehrskreisel folgen, doch biegen wir hier auf den Radweg links der Straße ein, vorbei an der Tankstelle und über die Autobahn, nach der wir links abzweigen. Nun geht es längere Zeit an der Bundesstraße entlang, bis zu einer Unterführung, hier links und danach rechts, auf eine Singener Außensiedlung zu. Hier gilt es, etwas aufzupassen: Wir biegen links in die Virchowstraße ein, dann rechts in die Sauerbruchstraße bis zu deren Ende, dort wiederum rechts an der B 34 entlang bis zur Großkreuzung. Über die Ampel geht es anschließend links zum Waldfriedhof, über dessen Parkplatz weiter zum Radweg über die Bahn und dahinter links am Tierheim auf Singen zu.

An den Gleisen entlang kommen wir zur Parkinsel Wehrd und nehmen hier links die Unterführung, die auf der anderen Seite rechts zum Bahnhof leitet. Um 1800 waren Hilzingen und Engen schon bedeutende Ortschaften, doch Singen nur ein kleines Dörfchen im Schatten des Hohentwiel, der nicht Schutz, sondern Bedrohung versprach: Denn dieser gehörte zum protestantischen Württemberg, das vor allem zu Kriegszeiten von dort aus das katholische Umland terrorisierte.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kreuzten sich dann in Singen drei Bahnlinien: Konstanz–Karlsruhe, Ulm–Basel und Stuttgart–Zürich (später kam noch die Autobahn Singen–Stuttgart–Würzburg dazu), zahlreiche Schweizer Firmen zogen, um den Zoll zu sparen, die wenigen Kilometer über die Grenze hierher – am bekanntesten wohl eine namhafte Suppenfabrik. Heute ist Singen mit 45 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Landkreis Konstanz, Industrie- und Einkaufszen­trum des Hegaus. Ihr modernes Image pflegt die Stadt durch die Förderung zeitgenössischer Kunst – so weist u. a. das Rathaus Wandgemälde von Otto Dix auf.

Mit der Bahn kommt man leicht nach Engen zurück. Wer noch genügend Kraft in den Beinen hat, kann über das schöne Parkgelände der Landesgartenschau auf unsere alte Strecke zurückkommen, unterhalb des Hohentwiels trifft man wieder auf die Stelle, wo wir nach Hilzingen abgebogen sind.

Touren-Charakter

Mit wenigen Ausnahmen auf geteerten Radwegen. Einige kleinere und ein längerer Anstieg am Hohentwiel, ansonsten flach

Ausgangspunkt

Engen, Bahnhof

Endpunkt

Singen, Bahnhof

Bodensee-Erfahrung: Und noch ein Vulkan

Der Hilzinger Hausberg ist der Hohenstoffeln, der durch seine Wannenform mit zwei Gipfeln (832 m) nördlich des Orts deutlich ins Auge fällt. Nicht nur die beiden Gipfel, auch die Fläche dazwischen trug einst eine Burg, Vorder-, Mittel- und Hinterstoffeln wurden erst im späten 16. Jahrhundert unter einer Herrschaft vereint. Lange konnten sie den Burgfrieden nicht genießen. Auch sie wurden kurz darauf im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Guten Appetit

In Mühlhausen liegt das Gasthaus Mägdeberg. Im Biergarten kann man den Blick auf die Vulkane des Hegaus mit ihren Ruinen entspannt bei gutbürgerlicher und preiswerter Küche schweifen lassen. Wer sich zusätzlich sportlich betätigen möchte, dem stehen Kegelbahnen zur Verfügung.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.