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Fahrrad Bodensee: Die Insel Reichenau

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:00 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
15 m
Abstieg:
15 m

Rundkurs auf dem Weltkulturerbe. Sie ist eine kleine Insel, aber die größte Insel des Bodensees, sie ist UNESCO-Weltkulturerbe dank dreier romanischer Kirchen, dazu Gemüse-, Garten- und Fischereihochburg und Naturschutzgebiet von europäischem Rang: die Reichenau.

Beschreibung

Klöster und Gemüse

Vor der Stadtinsel Lindau und der Blumeninsel Mainau ist die Gemüseinsel Reichenau mit ihren 430 Hektar das größte Eiland des Bodensees – und das Attribut ist durchaus verdient, denn mit 240 Hektar an Beeten und Gewächshäusern wird über die Hälfte der Fläche für den Anbau von Salaten, Zwiebeln, Blumen und Co genutzt. Zu verdanken haben wir dies – wie fast alles auf der Reichenau – den Mönchen, die einst 724, angeführt von dem Wanderbischof Pirmin, hier ihre erste Niederlassung gründeten, um die Alamannen endgültig zu bekehren. Das Inselkloster wurde bald eines der bedeutendsten Europas, gefördert von den Karolingern. Die Äbte berieten und begleiteten die Kaiser des Frankenreichs, ihre Klosterschule wurde zum Ausbildungszentrum der geistigen und geistlichen Eliten im 8. und 9. Jahrhundert.

Um das Jahr 1000 war die Reichenau zudem ein Hort der europäischen Kultur, die Buchmalereien der dortigen Schreiber eine hochgeschätzte Kunst. Die noch vorhandenen Kirchen – es waren einmal bedeutend mehr – entstammen diesem Zeitalter. Seit dem Hochmittelalter ging es schließlich bergab, die Mönche sahen sich eher als Herren statt als Geistliche, lebten in hübschen Häuschen und vor allem über ihre Verhältnisse. 1542 ging die Reichenau in den Besitz des Konstanzer Fürstbischofs über, 1757 wurden die letzten Klosterbrüder vertrieben. Doch ihre zahlreichen Hinterlassenschaften blieben – und wurden als kulturelles Gesamtkunstwerk im Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Seit 2001 leben auch wieder Benediktiner auf der Insel.

Über den Damm

Unsere Inselreise beginnt auf dem Festland, vom Bahnhof Reichenau südlich am neu gebauten Naturschutzzentrum vorbei über die Brücke auf den 1838 aufgeschütteten Fahrdamm. Dieser beginnt an der barocken Kindle­bildkapelle (17.Jh.), die jetzt den Übergang zur Reichenau beschützt. Der Weg über diesen Damm ist in jedem Fall ein erster Glanzpunkt unserer an Höhepunkten nicht armen Strecke: Als geradlinige Allee führt er mitten durch das Wollmatinger Ried, eines der ältesten und größten Naturschutzgebiete der Region (mit 767 Hektar deutlich größer als die Insel). Dieses Schilfmeer ist nicht nur die Heimat zahlreicher seltener Pflanzen- und Tierarten, sondern auch Zwischenstation Tausender von Zugvögeln auf ihrer Reise in den Süden und zurück. Auch die Natur, nicht nur die Kultur, der Reichenau präsentiert sich als von europäischem Rang. Informationen zum Ried bietet das erwähnte Naturschutzzentrum am Bahnhof.

Knapp zwei Kilometer geht es über den Alleendamm, bis wir links auf eine Ruine stoßen. Die Burg Schopflen lag einst auf einer kleinen Vorinsel und wurde von den Äbten Mitte des 13. Jahrhunderts als Wohnsitz erbaut. Doch kaum 100 Jahre später (1369) wurde sie von Konstanzer Bürgern in einem Streit zerstört und größtenteils dem Verfall überlassen, nur ein kleiner Teil wurde Jahrhunderte später wiederaufgebaut. Die wuchtigen Steinmauern sind im Innern heute mit einer Aussichtsplattform ausgerüstet, mit der man ins Ried, nach Konstanz und hinüber auf den Thurgauer Seerücken blicken kann.

Oberzell

Der Klostergründer Pirmin begrüßt uns beim Betreten der eigentlichen Insel Reichenau. Wir bleiben auf dem Radweg an der Straße und fahren schließlich rechts den Weg hoch zur Kirche St. Georg. Durch den klassisch schönen Eingang dieser am Ende des 9. Jahrhunderts erbauten und später nur noch gering veränderten Kirche gelangen wir ins Innere, das schlichte romanische Eleganz ausstrahlt. Naturgemäß erregen ihre Fresken an den Langhauswänden die größte Aufmerksamkeit, die Bilder aus dem 10. Jahrhundert erzählen die Wunder Jesu, eingerahmt von bizarren geometrischen Mäandern. Mehr über die Kirche erfährt man im benachbarten modernen Würfelbau – jedes der drei Gotteshäuser verfügt über ein eigenes Museum. Von St. Georg fahren wir hinunter zum Ufer und dieses entlang bis kurz vor Mittelzell. Wir bleiben auf der Seestraße und biegen schließlich rechts ab zum Hafen am Ufer vorbei am Kräutergarten des Abts Walahfrid Strabo.

Mittelzell

Hier ist ein Abstecher nach links hoch zur nächsten Kirche Pflicht. Erneut stehen wir vor einem beeindruckenden romanischen Kirchenbau, dem Westwerk des Münsters St. Markus und Maria. Hier hatte Pirmin das erste Kloster gegründet und die erste Kirche errichtet, die im Laufe der ersten Jahrhunderte mehrfach erneuert, erweitert und umgebaut wurde. Doch nach dem 11. Jahrhundert erfolgte mit dem Anbau des spätgotischen Chors (15. Jh.) nur noch eine große Veränderung. Darum besitzen wir auch hier ein wunderbares romanisches Bauwerk mit der im Innern herrschenden typischen Atmosphäre. Sämtliche Jahrhunderte haben zur Ausstattung beigetragen, die sich über den weiten Raum verteilt – über die Kirchen, ihre Ausstattung (und mehr) informiert der ausliegende Kirchenführer, der zum vertieften Genuss zu empfehlen ist. An die einst reiche Vergangenheit erinnert zudem die Schatzkammer des Münsters.

Auf dem Vorplatz wenden wir uns wieder rechts und kurz darauf links in die Schulstraße, der wir bis zum Sportplatz folgen, an dem wir links vorbeifahren, wieder nahe ans Ufer, wo wir uns stets rechts halten, auch in der kleinen Siedlung Im Winkel, wo wir jedoch anschließend sofort links abbiegen, an der nächsten Kreuzung noch einmal rechts in die Fischergasse. Nun geht es links hoch zur nächsten Kirche.

Niederzell

Die Doppelturmfassade von St. Peter und Paul mutet gotisch an, doch gilt dies nur für die Turmspitzen und die Chorverkleidung. Insgesamt haben wir einen stilreinen Bau aus der Zeit um etwa 1080 bis 1135 vor uns. Es ist der zweite, nachdem sich hier kurz vor 800 der exilierte Bischof von Verona, Egino, niedergelassen hatte. Aus seiner Zeit stammen Bruchstücke der karolingischen Chorschranke und die Altarplatte, auf der zahlreiche Namen eingraviert wurden. Die reich bemalte Apsis wurde um 1100 gestaltet, ein interessanter Kontrast zur romanischen Schlichtheit ist der üppige Stuck des Barockzeitalters. Das dazugehörige Museum befindet sich diesmal direkt nebenan in einer früheren Kapelle.

Über den Friedhof kommt man rechts zur Burg Windeck, auch »Bürgle« genannt. Womöglich hatte der Abt sie als Ersatz für die zerstörte Burg Schopflen errichtet, der heutige Bau entstammt allerdings der Zeit um 1630.

Zurück auf der Südseite

Von Niederzell aus geht es über die Niederzeller Straße auf die Südseite der Insel. Der Radweg verläuft hier nur noch sehr selten am Ufer, sondern windet sich durch die zerstreuten Siedlungen und vor allem die zahlreichen Glashäuser der Gemüsebauern. Der Verlauf kann nicht in jeder Einzelheit beschrieben werden, ist jedoch aus zweierlei Gründen völlig unproblematisch: An allen Kreuzungen ist die Richtung deutlich sichtbar auf den Weg selbst gemalt und letztlich führt immer ein Weg in die richtige Richtung.

Sie sind also relativ frei in der Auswahl, wie Sie nach Unterzell zurückkommen. Verfahren ist ohnehin unmöglich, da wir ja auf einer Insel sind. Der offizielle Radweg führt am Rand von Mittelzell um Schloss Königsegg (16./19. Jh.) herum und unterhalb der Hochwart entlang, dem höchsten Punkt der Reichenau (439 m) mit Rundumblick, durch die Weinberge. Schließlich trifft er kurz vor Beginn des Inseldamms wieder auf die Pirminstraße, rechts geht es nun über den Damm wieder zurück zum Bahnhof auf dem Festland.

Touren-Charakter

Auf dem Damm und der Insel ist man naturgemäß flach unterwegs, der Radweg ist sehr gut markiert, im Süden ist man aber nicht sklavisch an diesen gebunden. Für Familien geeignet.

Ausgangspunkt

Reichenau, Bahnhof

Endpunkt

Reichenau, Bahnhof

Bodensee-Erfahrung: Kleiner Reichenauer Zitatenschatz

»Dort, wo der Rhein von den Höhn der ausonischen Alpen herabfließt,/ Weitet er sich gegen Westen und wird zum gewaltigen Meere./ Mitten in dieses Meeres Flut erhebt sich die Insel,/ Aue wird sie genannt, ringsum liegen Deutschlands Gebiete;/ Sie aber bringt hervor der Mönche treffliche Scharen.« (Abt Walahfrid Strabo, 9. Jh.)»Reichenau, grünendes Eiland, wie bist Du vor andern gesegnet,/ Reich an Schätzen des Wissens und heiligem Sinn der Bewohner,/ Reich an des Obstbaums Frucht und schwellender Traube des Weinbergs:/ Immerdar blüht es auf dir und spiegelt im See sich die Lilien.« (Bischof Ermenrich von Ellwangen, 9. Jh.)

Guten Appetit

Man muss es eigentlich nicht extra erwähnen, aber natürlich deckt man sich auf der Reichenau ordentlich mit Gemüse ein. Angebot in Hülle und Fülle ist vorhanden, direkt von den Erzeugern, vom klassischen Einheimischen bis hin zu Exotischerem. Gesunde Ernährung von der Insel!

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