Fahrrad Bodensee: Bischofszell – Sulgen – Bürglen – Schönholzerswilen
An der Thur im Thurgau. Von Bischofszell aus geht es an der Thur entlang durch die alte Kulturlandschaft um den Fluss, geprägt von Schlössern, Burgen, Kirchen und Brücken.
Bischofszell
Um 900 gründete der Konstanzer Bischof hier ein Kloster, mit anderen Worten eine Zelle: Aus ihr entstanden Ort und Name der Stadt mit dem wunderschönen Zentrum auf dem Molassehügel über dem Zusammenfluss von Sitter und Thur, dem stattlichen Fluss, der wiederum dem ganzen Kanton den Namen verlieh. Die gotische, innen teils barockisierte Stiftskirche St. Pelagius mit wertvoller Ausstattung und das benachbarte bischöfliche Schloss (13.–16. Jh.) erinnern an 900 Jahre Herrschaft des Bischofs, der freskengezierte Bogenturm trennt Vor- und Altstadt, wobei Letztere nach einem Stadtbrand 1743 größtenteils unter Leitung der Baumeisterfamilie Grubenmann neu errichtet werden musste. Daraus ergab sich eines der schönsten Stadtbilder der Nordschweiz, mit dem prächtigen Rathaus des Johann Caspar Bagnato als Krönung zwischen den Bürger- und Chorherrenhäusern.
Von unserem Startpunkt, der Stiftskirche, aus umkurven wir das Schlossareal in die hinabführende Thurbruggstrasse hinunter zu einem weiteren Highlight – neben uns liegt zudem die Fabrik mit der historischen Papiermaschine –, der ersten Steinbrücke über die Thur, erbaut 1487. Sie ist unser Weg über den Fluss und Sie werden leicht feststellen, warum sie »Krumme Brücke« genannt wird. Geradeaus geht es weiter bis zum Landgasthof Muggensturm, einem stattlichen Riegelbau.
Über Halden nach Sulgen
Hinter dem Fachwerkhaus biegt rechts das Sträßchen nach Halden ab, das für Autos gesperrt ist. Im Wäldchen nach dem Anstieg sehen Sie den Grund: Die Thur hat die Hälfte der Fahrbahn hinab ins Tal stürzen lassen. Mit dem Rad kommen wir aber durch und weiter ins Dörfchen Halden, das wir geradewegs bis zum nächsten Wäldchen durchfahren, woraufhin wir weiter auf der Straße bleiben, bis wir unterhalb des schlossartigen Restaurants nach Schönenberg hineinfahren. Wer sich hier umblickt, sieht rechts am Berg die Ruine Last und links auf der anderen Seite hoch über dem Ufer Schloss Oetlishausen.
An der Kreuzung im Ort wenden wir uns rechts und kommen über die moderne Thurbrücke hinüber nach Kradolf, wo wir kurz links auf der Straße weiterfahren, nur um nach wenigen Metern nach dem Schulgebäude links in die Austrasse einzubiegen. Wieder an der Thur biegen wir in die Siedlung rechts ab und durchfahren diese via Langacker- und Thurstrasse, an deren Ende geht es über die Querstraße hinweg links in den Radweg, weiter an den Schulen vorbei stets geradeaus ins benachbarte Sulgen.
Nach der Mosterei biegen wir rechts über die Bahnlinie ab und hier nach wenigen Metern links in die Bädlistrasse neben dem riesigen Fabrikgebäude. Sulgens alter Ortskern gegenüber wird durch die Kirche auf dem Hügel, auch sie das Werk von Hans Ulrich Grubenmann, markiert, der Ort selbst hat durch Industrie und Verkehr großes Wachstum hinter sich.
Dörfer im Thurgau: Brüder und Römer
Die ruhige Bädlistrasse führt uns schließlich nahe der Bahnlinie, die zu unserer Linken bleibt, ins benachbarte Bürglen, direkt unterhalb des Schlosses, einem mittelalterlichen Bau – der Bergfried ist noch integriert –, der einige Veränderungen im 17. Jahrhundert erfahren hat und heute als Schule dient. Die benachbarte reformierte Kirche ging wohl aus der Schlosskapelle vor.
Bürglen, das zwar nie historische Stadtrechte erlangte, wurde im Mittelalter jedoch als Kleinstadt angelegt, die Ummauerung ist nur noch in spärlichen Resten erahnbar. Am Gemeindeamt biegen wir scharf links ab und fahren über die einst schwer umstrittene Thurbrücke nach Istighofen. Wir bleiben geradeaus, durchqueren den Weiler Moos, nach diesem noch immer geradeaus weiter, nun ansteigend hoch bis Schönholzerswilen. Der kleine Ort kann nicht nur einige sehr schöne Riegelhäuser – besonders auffällig das evangelische Pfarrhaus –, sondern auch gleich zwei Kirchen aufweisen. Die reformierte Kirche (18. Jh.) ist wohl – einmal mehr – ein Werk aus der Grubenmann-Familie, die etwas versteckter im Ortskern liegende kleine katholische Kirche lässt dagegen ein sehr hohes Alter erkennen.
Am westlichen Ortsende fahren wir den Berg hoch (Hagenwilerstrasse), um uns kurz nach der Höhe einer Besonderheit der Region zu widmen: der Bruderlochhöhle. Diese liegt rechts und ist nur über einen engen Pfad erreichbar. Die Räder sollte man am Grillplatz stehen lassen. Die geheimnisvolle Vertiefung im Fels, von Menschen geschaffen und mit mehreren Kammern ausgestattet – eine Verwandtschaft zu den Heidenhöhlen bei Überlingen ist durchaus gegeben –, diente unbekannten Zwecken.
Wieder zurück auf der Strecke geht es kurz hinab, dann wieder hoch bis Hagenwil. Hier an der Kreuzung rechts, weiter bis Hagenbuch, hier dann links ab von der Durchgangsstraße nach Toos. Nach dem Tobel rechts abwärts, dann im Ort wieder rechts. Bergab fahren wir unterhalb einer frühzeitlichen Festungsanlage entlang, die gut erkennbar oberhalb des Einzels Waldi liegt. Von der Bronzezeit bis in die römische Spätantike war das markante Plateau besiedelt – ein Abstecher nach oben lohnt sich.
Unser Weg führt unter dem Vorsprung entlang und bringt uns bald hinein nach Mettlen. Wir fahren rechts auf die Straße ortseinwärts, kurz nach (!) der großen Kreuzung dann links in die Siedlung hoch zur Schule und nach der Kurve rechts in die Sonnenbühlstrasse. Es geht wieder etwas hügelaufwärts, als dessen Bekrönung der Weiler Wertbühl mit seiner barocken Wallfahrtskirche und schönem Ausblick ins Thurtal liegt. Von dort geht es bergab nach Moos, hier links – und schon sind wir wieder auf bekannter Strecke, die uns nach Bischofszell zurückbringt. Oder: siehe Tipp.
Region
Touren-Charakter
Immer mal wieder, vor allem nach Verlassen des Thurtals, mittlere Anstiege. Alle Wege sind geteert.
Ausgangspunkt
Bischofszell, Stiftskirche Sankt Pelagius
Endpunkt
Bischofszell, Stiftskirche Sankt PelagiusBodensee-Erfahrung: Weinfelden
Nach der Thurbrücke kann man in Bürglen links bequem nach Weinfelden weiterfahren. Die junge Stadt (seit 2008) mit altem Ortszentrum um das Rathaus und zahlreiche alte Fachwerkhäuser (viele davon sind heute beliebte Gaststätten – Weinfelden hat seinen Namen nicht umsonst) waren für die Historie des Kantons eminent wichtig: 1798 wurde hier die Unabhängigkeit des Thurgaus erklärt, 1830 eine liberale Verfassung verkündet. Auffallend sind zudem die evangelische Kirche, ein burgartiger Zentralbau des Jugendstils, und das katholische Gegenstück in reinstem Neubarock, beide vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine echte Burg besitzt der Ort auch, hoch über den Weinbergen thront Schloss Weinfelden, das spätmittelalterliche Ensemble erfuhr im 19. Jahrhundert einige Veränderungen, nachdem es zur Ruine verfallen war. Zu allem ist Weinfelden ein sehr beliebter Einkaufsort zum Bummeln.
Guten Appetit
Zugegeben, der Name Muggensturm klingt etwas seltsam – aber dafür ist er leicht zu merken. Vergessen aber werden Sie ihn nach einem Besuch im gleichnamigen Landrestaurant ohnehin nicht mehr. Und das liegt nicht nur an dem an sich schon wunderschönen Riegelhaus, in dem er beheimatet ist, sondern natürlich auch an den servierten Gerichten.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.