Fahrrad Alpenregion Tegernsee-Schliersee: Von Miesbach nach Weyarn
Entlang Schlierach und Mangfall. Eine lange Allee stimmt uns auf ein Schloss ein, dann führt unsere Radtour an der Schlierach und der Mangfall entlang und wir besuchen die aufwendigen Bauten, die München mit Trinkwasser versorgen. Anschließend bestaunen wir Weltkunst im alten Kloster Weyarn.
Alles fließt – am Wasser entlang
Wir beginnen unsere Radtour am Bahnhof der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) in Miesbach und nehmen, den Bahnhof im Rücken, am Kreisverkehr die dritte Abfahrt. Damit sind wir schon auf der Wallenburger Straße und schalten gleich einmal einen Schub zu, denn wir fahren auf das Hochufer der Schlierach. Hier beginnt eine prächtige Allee mit uralten Bäumen, die uns direkt auf das Schloss Wallenburg zuführt. An einem Pförtnerhäuschen ist die Herrlichkeit zu Ende.
Wir biegen rechts ab, um dann an der großen Scheune wieder links auf das Schloss zuzuradeln. Nach dem Verwaltungsgebäude können wir uns das Schloss nochmals aus der Nähe ansehen, dann beginnt rechts ein Weg, der steil hinunter zum Schlierachtal abfällt. Etwas Vorsicht ist geboten. Unten treffen wir auf die Thalhamer Straße und auf die Gleise der Bahn. Wir folgen dem Weg nach rechts und erreichen ein großes Aquaedukt, das sich über den ganzen Talboden hinwegzieht. Auf ihm fließt ein Teil des Wassers der Schlierach zur Energieerzeugung in den Seehamer See. Kurz darauf können wir nach links die Bahn und anschließend die Schlierach überqueren und erreichen dann einen auffälligen Rundbau, der auch das Schloss eines exzentrischen Adeligen sein könnte. Ein Schloss ist das wirklich, aber ein Wasserschloss. Unter ihm steht Grundwasser in bester Qualität an, das von hier als Trinkwasser in einer langen Leitung nach München gebracht wird. Gebaut wurde dieser Leitungsabschnitt kurz vor dem Ersten Weltkrieg, die für uns überraschende Form galt damals als Baustil für öffentliche Bauten. Wir fahren über die Schlierach zurück, die sich ein paar Hundert Meter später mit der Mangfall vereinigt, und biegen unmittelbar danach links ab. Dann queren wir die Mangfall und sehen entlang des Weges immer wieder bunkerähnliche Bauten. Erneut steckt das Wasser dahinter. Hier hat man lange Stollen in den Berg getrieben, in denen sich das Grundwasser sammelt, das dann ebenfalls als Trinkwasser nach München fließt. Wie das geschieht, zeigt eine Installation des Künstlers Karl Jakob Schwalbach neben unserem Weg. Die Druckleitung nach München liegt sehr viel tiefer als die Quellen rundum. Das Wasser fließt in einer spiralig angelegten Leitung nach unten und wird dann unter Druck nach München gepumpt.
Ins Mühlthal
Nach den Werksbauten bleiben wir zunächst auf der linken Seite der Gleise, queren sie dann aber vor einer Straßengabel. Jetzt fahren wir zwischen Bahn und Mangfall bis nach Mühlthal, das geduckt fast unter der großen Autobahnbrücke liegt. Nach links lohnt sich der Abstecher zum Landgasthof Bruckmühle nur an Wochenenden. Aber keine Angst, den Hunger und Durst können wir im weiteren Verlauf dennoch stillen. So folgen wir dem Radweg nach rechts, der uns aufwärts nach Weyarn bringt. Im Dorf nehmen wir die erste Seitenstraße rechts und erreichen die Bauten des ehemaligen Augustinerchorherrenstifts Weyarn sowie das Klostercafé, in dem wir uns einen Cappuccino genehmigen können. In die Klostergebäude ist seit einigen Jahren der Deutsche Orden eingezogen, die Klosterkirche mit ihrer prächtigen Rokokoausstattung dient als Pfarrkirche. Durch eine Tür am Friedhof kommen wir in einen Kreuzgang, von ihm aus können wir einen Blick in die Kirche werfen. Ein Gitter versperrt allerdings den Zutritt. Zu wertvoll sind die Schnitzfiguren von Ignaz Günther, wie die »Pietà«, die »Verkündigung« oder die »Maria Immaculata«. Das Pfarrbüro (Mo, Mi & Fr 8–12 Uhr, Tel. 08020/905 61 10) organisiert Führungen, Einzelbesuchern wird die Kirche im Rahmen der Bürozeiten geöffnet.
Reichersdorfer Geschichten
Vom Kloster aus radeln wir vor zur Miesbacher Straße und nehmen dann etwas nach rechts versetzt die Wattersdorfer Straße mit ihrem Radweg. In Wattersdorf geht es rechts über Reintal und Neukirchen. Dort biegen wir nach der Kirche links ab und sausen dann den Berg abwärts nach Reichersdorf. Am Dorfeingang fällt der Kapellenrundbau auf, der den Allerheiligen, also allen Heiligen geweiht ist. Sie wurde 1644 als Dank dafür gebaut, dass man einen ergiebigen Brunnen gefunden hatte. Doch das war nicht der alleinige Grund für den aufwendigen Bau. Beim Abteufen des Brunnenschachtes hatte man komplizierte Gänge gefunden, die wohl bereits vor langer Zeit mühsam in den Untergrund gegraben worden waren. Man konnte nicht wissen, ob dabei nicht der Teufel seine Hand im Spiel hatte, wobei man sich nicht traute, sie zuzuschütten. So verschloss man sie mit einer Kapelle, die das Böse im Untergrund halten sollte. Wenige Meter weiter steht auf der anderen Seite der Straße die Leonhardskirche, die bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht. In ihr findet sich noch eine seltene Kostbarkeit, die man in einer Landkirche nicht erwartet. Es ist der Achatius-Schrein, den der in München beheimatete Schnitzer Erasmus Grasser um 1506 geschaffen hat. Kapelle und Kirche sind meist verschlossen, die Mesnerin Elisabeth Biechl sperrt nach telefonischer Voranmeldung (08020/16 20) aber gerne auf.
Über Moränenhügel zurück
In Reichersdorf fahren wir weiter bergab, schauen nochmals auf die Kirche zurück und erreichen eine Kreuzung. Wir überqueren sie geradeaus und sind damit auf einem der vielen Jakobswege unterwegs, der uns nun bis ins Leitzachtal begleiten wird. Im nächsten Weiler Pfisterer halten wir uns für die Weiterfahrt an der Abzweigung gerade. Wer jedoch für eine Badepause in den Seehamer See springen möchte, biegt für einen Abstecher von ca. 3 Kilometern und ein paar Höhenmetern extra nach links ein. Ansonsten erreichen wir aufwärts nach einem langen Bogen eine größere Kreuzung an einem Wegedreick, wo wir links abbiegen. An zwei Einödhöfen vorbei kommen wir steil abwärts bei Auerschmied ins Leitzachtal. Gut, dass wir ein E-Bike fahren, denn gleich biegt rechts der Radweg ab, der nach Miesbach beschildert ist. Er führt uns wieder auf die Höhe, die wir eben abwärts gefahren sind.
Wenn wir den Wald verlassen, strampeln wir immer noch kräftig durch einige Weiler aufwärts. Die Moränenhügel haben es in sich und es fühlt sich sicherlich nicht schlecht an, wenn wir noch etwas Akkuladung haben. Schließlich treffen wir auf die große B 472, der wir nun nach rechts zurück nach Miesbach folgen. Zum Glück gibt es für uns einen separaten Radweg. Und schließlich haben wir die letzte Kuppe geschafft und rollen über den Kreisverkehr nach Miesbach hinein. Dort halten wir uns rechts in die Münchner Straße, die uns immer noch abwärts in die Altstadt bringt. Über den Stadtplatz kommen wir zum Marktplatz, hier ist der Weg zum Bahnhof ausgeschildert.
Region
Touren-Charakter
Eine Tour größtenteils auf geteerten und ungeteerten Radwegen und Nebenstraßen mit wenig Autoverkehr. Durch die tiefliegenden Flusstäler kommen unvermutet einige Höhenmeter zusammen
Ausgangspunkt
Miesbach, Bahnhof der BOB
Endpunkt
Miesbach, Bahnhof der BOBInformation
E-Ladestation: Mangfalltal: Steckdosen am Kunstwerk Karl Jakob Schwalbach; Miesbach: am Marktplatz direkt beim Maibaum
Große Kunst
Es lohnt sich sowohl in Weyarn als auch in Reichersdorf, um den Zugang zu den Kirchen zu bitten. Die Plastiken von Ignaz Günther zählen genau wie die fast 300 Jahre älteren Werke von Erasmus Grasser zu den Spitzenleistungen der jeweiligen Epoche.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.