Bruckmann CMYK quer
Radtouren - … erfahren
fahrrad

Fahrrad Allgäu: Von Marktoberdorf auf die Bergmangalpe

Anspruch:
mittel
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
27 km
Aufstieg:
125 m
Abstieg:
125 m

Dunkler See und weite Sicht. Nördlich von Marktoberdorf radeln wir heute über den Elbsee, schieben durch sein artenreiches Moorgebiet und erklimmen schließlich noch das beliebte Ausflugsziel, die Bergmangalpe, von der man einen traumhaften Blick auf die Alpenkette genießen kann.

Beschreibung

Allgäuer Hügelland 

Wir beginnen unsere Tour am Bahnhof von Marktoberdorf und fahren die Bahnhofstraße in südlicher Richtung zur nächsten großen Kreuzung. Hier biegen wir rechts in den Radweg neben der Bundesstraße 472 ab, fahren unter den Gleisen der Bahn durch und folgen dem Weg durch ein Gewerbegebiet nach Thalhofen. Wir durchqueren den Ort, bewundern den prachtvollen Pfarrhof mit seinem Fresko des Erzengels Michael als Seelenwäger und überqueren die Wertach, die uns, ein Stück weiter nördlich, auch am Rückweg begegnen wird. Am Eisenbahnmuseum vorbei biegen wir dann rechts in die Hattenhofener Straße ein und folgen ihr zum Weiler Hattenhofen. An der T-Kreuzung mitten im Ort halten wir uns nochmals rechts und verlassen den Weiler in einer weiten Linkskurve. Die Straße führt durch Wald und über Wiesen und quert dann zuerst die Schnellstraße 12, um gleich darauf in die Kreisstraße OAL 10 zu münden.Um 100 m nach links versetzt führt unser Weg neben einer Buschreihe weiter leicht aufwärts in einen Wald. Parallel zu unserem Weg zeigt ein tiefer Hohlweg abwärts, ein sicheres Zeichen dafür, dass diese Wegverbindung schon uralt ist und wohl von den ansässigen Bauern der vielen Einödhöfe auf dem Weg nach Marktoberdorf genutzt wurde. Wenn der Wald endet, biegen wir scharf rechts ab, durchqueren nochmals einen Wald und biegen erneut am Ende des Waldes scharf links ab, Richtung Elbsee-Süd und Gasthof »Seealpe«. Der Weg, er ist hier nicht mehr der beste, führt abwärts zu den sumpfigen Wiesen des Elbsees, dem wir bei einem kleinen Waldstück ziemlich nahe kommen. Hier wäre Gelegenheit für eine kurze Erfrischung. Aber bitte nur dort in das Wasser steigen, wo eine Öffnung im Schilfgürtel das auch zulässt.

Schiebend über den Elbseer Moorweg 

Gleich darauf kommen wir an eine Stelle, an der große Schilder das Radfahren (und das Reiten) untersagen. Wir müssen schieben und das hat auch seinen Grund. Zuerst, am Waldrand, ist der Moorboden mit einer dicken Schicht Hackschnitzel abgedeckt, hier radelt es sich sowieso nicht gut. Dann kommen wir zu einem langen Bohlenweg, der uns die seltene Gelegenheit gibt, trockenen Fußes ein Sumpfgebiet zu durchqueren, wie wir es sonst nie zu Gesicht bekämen. Trollblumen, Knabenkraut, Bachnelkwurz, Wollgras und ganze Wälder von hochgewachsenem Schilf begleiten uns. Am Ende des Bohlenweges kommen noch gut 100 m Weg mit grobem Gesteinsschotter, dann ist die Schiebestrecke zu Ende und wir haben das einsam gelegene Gasthaus »Seealpe« erreicht. Hier können wir einkehren oder uns wieder aufs Rad schwingen und nach rechts weiterfahren.

Auf nach Aitrang 

Nach etwa 400 m verzweigt sich unser Weg nach links und rechts. Beide Wege führen nach Aitrang, unserem nächsten Ziel. Wir machen es uns bequem und wählen den linken Zweig, der uns zur Kreisstraße OAL 3 bringt, der wir 1,5 km nach rechts folgen. Dann geht es nach links in den kleinen Ort Aitrang, in dem wir nach rechts vor zur Kirche fahren. Vor der Pfarrkirche St. Ulrich steht mitten in der Straße eine riesengroße Linde. Man erzählt, dass unter ihr in früher Zeit Gericht gehalten wurde. Das wäre durchaus möglich, denn Aitrang war im Mittelalter Vogtei. Das heißt, hier wohnte ein Verwalter der Fürstäbte von St. Mang in Füssen bzw. etwas später der Fürstäbte von Kempten. Er hatte die Interessen seines Herrn zu vertreten und war befugt, Gericht zu halten. Das mag durchaus richtig sein, nur unter diesem Baum war das nicht gut möglich. Er wurde nämlich erst vor etwa 300 Jahren gepflanzt, und damals gab es schon lange keine Gerichtssitzungen mehr unter freiem Himmel. Aber vielleicht markiert er die Stelle, an der dies vor vielen Jahrhunderten geschah. Gleich wie, prächtig ist der Baum auf alle Fälle.Zur Bergmangalpe hinauf 

Wir folgen der Straße unter der Bahn hindurch und nehmen danach den Weg, der rechts von der großen Straße abbiegt. Ihm nach passieren wir linker Hand ein großes Gehöft und biegen danach in die Straße ein, die uns nach rechts direkt an den Waldrand bringt. Hier würde uns ein Wegweiser gerade aufwärts zur Bergmangalpe schicken, doch dieser Weg ist nur für Wanderer geeignet. Wir biegen rechts ab, schon nach wenigen Metern führt eine neue Forststraße in zwei weiten Schleifen auf den Berg. Wir fahren (oder schieben) aufwärts und lassen alle Abzweigungen unbeachtet.

Am Wald­rand ganz oben werden wir noch mit einem Extraschmankerl für die Anstrengung belohnt. Rechts ab (Hinweisschild) führt ein schmaler Weg zu den Überresten der Fliehburg »Lupf d‘ Huat«, von der nur mehr eine auffällig ebene Stelle im Wald übrig ist. Findet man irgendwo in der Flur so eine planierte Fläche, kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass sie irgendwann von Menschen angelegt wurde. Hier kann eine Burg, oft nur ein Burgturm gestanden sein, der im Laufe der Jahrhunderte verschwunden ist. Nur noch die Grundfläche und die Ortsnamen erinnern an die Vergangenheit. Bauern konnten sich so bei feindlichen Einfällen abseits ihrer Siedlung verstecken und Schutz suchen. Über die Wiesen der Hochfläche führt uns der Weg direkt zum Gasthof »Bergmangalpe«. Hier können wir gut einkehren. Konkurrenzlos schön ist die Aussicht von der Terrasse. Die Bergkette reicht von den Ammergauer Bergen mit der Zugspitze im Hintergrund über Tegelberg und Säuling zu den Tannheimer Bergen.

Rückfahrt über Dörfer 

Nach der Rast winken uns 100 Hm »Schussfahrt« ins Tal nach Hiemenhofen. Achtung, die Bergstraße ist zwar für den öffentlichen Verkehr gesperrt, aber Traktoren dürfen fahren! Hiemenhofen durchqueren wir zur Kreisstraße OAL 7 hin und fahren auf ihr nach rechts in den Ort Ruderatshofen. Wir überqueren die Bahn und die Kirnach, biegen nach der Mühle links in die Raiffeisenstraße ein und verlassen den Ort auf der Autostraße, die uns nach Ebenhofen bringt. Dort biegen wir rechts in die Schwabenstraße ein, die uns zu der großen Pfarrkirche St. Peter und Paul und zum Heimat- und Hirtenmuseum führt. Es lohnt sich, einen Blick in die Kirche zu werfen, besitzt sie doch eine prachtvolle Holzdecke von 1692 mit interessanten Bildern aus dem Alten und Neuen Testament. Nicht weit von der Pfarrkirche entfernt ist das Museum mit einer hervorragenden Dokumentation des Hirtenlebens im Allgäu.

Durch die Schwabenstraße fahren wir weiter zum Ortsrand, wo uns eine Allee zur Wertachbrücke bringt. Unter der Schnellstraße 12 hindurch haben wir dann schon die ersten Häuser von Marktoberdorf erreicht. Beim Kreisverkehr nehmen wir die zweite Abfahrt und fahren, immer noch auf der Schwabenstraße, am Modeon, dem modernen Veranstaltungshaus, vorbei. Dann bringt uns der Jörglweg (eigentlich kein Weg, sondern eine breite Straße!) nach rechts direkt zum Bahnhof, wo unsere Runde durch das Allgäuer Hügelland ein Ende findet. Jetzt ist sicherlich noch Zeit für einen Bummel durch Marktoberdorf.

Touren-Charakter

Rundtour meist auf Forst- und Radwegen und wenig befahrenen Autostraßen. 1 km am Elbsee Fahrverbot, also Rad schieben, weil Landschaftsschutzgebiet, Bohlenweg. 100 Hm Steilanstieg auf neuer Forststraße.

Ausgangspunkt

Marktoberdorf, Bahnhof

Endpunkt

Marktoberdorf, Bahnhof

Information

E-Bike-Ladestation Marktoberdorf: hinterm Rathaus, nur zugänglich, wenn Touristikbüro geöffnet, Akkus während der Ladezeit gesichert

Allgäu-Erfahrung: Heimat- und Hirtenmuseum Ebenhofen

Vom 12. Jh. bis zum Beginn des 19. Jh. hatte jedes Allgäuer Dorf eine Gemeinschaftsweide, eine Allmende für das Vieh, das von einem Hirten beaufsichtigt wurde. Das karge Leben und der mühevolle Versuch, sich unter dem Dach der Kirche zu organisieren, wird in dem Museum geschildert. Geöffnet ist das Museum jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr. Wer sich aber telefonisch unter 08342/2707 anmeldet, darf es zu jeder Zeit besuchen und erhält sogar noch eine kleine Führung, bei der viel Hintergrundinformation vermittelt wird.

Guten Appetit

Die Bergmangalpe hat jeden Tag außer Montag ab 11 Uhr geöffnet und bietet bis zum Abend hinein kräftige Brotzeiten, Suppe oder Würstl sowie Kaffee und Kuchen an. Die Kinder haben viel Platz zum Spielen und Toben, während wir Erwachsenen immer neue Berggipfel erspähen können.

Allgäu-Erfahrung: Clemens Wenzeslaus

Clemens Wenzeslaus, Herzog von Sachsen und Prinz von Polen, war einer der Verlierer in dem Spiel um die Macht in der Zeit Napoleons. Er, der er sich aus eigenem Antrieb für den geistlichen Stand entschieden hatte, war immerhin Erzbischof und Kurfürst von Trier, Bischof von Augsburg und Fürstprobst von Ellwangen. Er verlor all diese Würden gegen eine Abfindung von 100000 Gulden. Über den Goldkurs umgerechnet wären dies knapp 30 Millionen Euro! Damit sind wir in Marktoberdorf mit seinem ehemals fürstbischöflichen Schloss, das der abgesetzte Fürst zu seinem Alterssitz erwählte. Wenn auch das damalige Oberdorf 1803 unter bayerische Herrschaft kam, so war doch Clemens Wenzeslaus seinem Alterssitz immer noch sehr gewogen. Er kümmerte sich um eine verbesserte Ausbildung der Kinder, ließ eine neue Wasserversorgung bauen und lockerte die ziemlich verkrustete Gewerbeordnung auf. Das heute noch sichtbare Zeichen seiner Herrschaft ist die berühmte Kurfürstenallee, die er schon 1774 anlegen ließ. Nicht weniger als 630 Linden säumen einen Spazierweg, der 2 km lang vom Schloss nach Osten zu einem Tempel führt, der inzwischen verschwunden ist. Die Allee steht übrigens unter Denkmalschutz. Heute ist das große Barockschloss Sitz der Bayerischen Musikakademie, die als Begegnungsstätte für Musiker aller Sparten dient und hochbegabte junge Musiker in Meisterkursen fördert. Unmittelbar neben dem Schloss steht die Pfarrkirche St. Martin mit ihrem dicken Zwiebelturm. In der ersten Hälfte des 18. Jh. entstanden, prunkt sie in aufwendigem Barock. Ungewöhnlich ist die große Zahl der Zunftstangen, die auch heute noch bei Prozessionen mitgeführt werden.

Lust auf mehr?
Das Allgäu erfahren
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Der perfekte Reiseführer für alle, die das Allgäu aktiv, aber ohne große Anstrengung kennenlernen möchten: 30 traumhafte Tagestouren mit dem Fahrrad.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.