Fahrrad Allgäu: Von Hergensweiler nach Lindau
Am Grenzfluss Leiblach entlang. Die Gegend um Lindau ist die westlichste Ecke des Allgäus, und die lässt sich wunderbar mit dem Fahrrad erfahren. Wir radeln durch eine faszinierende Landschaft, die von den Bergen zum Bodensee abfällt und immer wieder weite Aussichten bis zu den nahen Schweizer Bergen erlaubt. So könnte diese Radrunde auch unter dem Motto Stadtbesichtigung stehen, denn für die malerisch-romantische Altstadt von Lindau, die wir stressfrei ohne Auto und Parkplatzsuche erreichen, brauchen wir viel Zeit.
Traumhafte Aussichten auf dem Hinweg
Wir beginnen die Tour am ehemaligen Bahnhof von Hergensweiler, der inzwischen unter Denkmalschutz steht, und fahren leicht bergab den Gleisen entlang nach Süden. Die kleine Kapelle linker Hand auf dem Hügel ist dem hl. Antonius geweiht und heute das evangelische Gotteshaus. Sie stammt noch aus den Zeiten der Pest, bei ihr hat man die Pesttoten begraben. Wir merken sie uns für den Rückweg vor, um dann einen Abstecher zu ihr zu unternehmen. Die Aussicht von dort ist nämlich sensationell. Uns begleitet heute die Radwegbeschilderung »Leiblachtalrunde« mit der Nr. 2, sodass es nicht schwierig wird, den Weg zu finden.
Die Bahn überquerend erreichen wir in einem Bogen und nach einer scharfen Linkskurve den Weiler Mollenberg. Unsere Straße berührt den Ort nur und führt geradeaus auf ein Wäldchen zu, an dessen Rand wir vorbeiradeln. Dann geht es über weite Streuobstwiesen zum Weiler Heimholz. Wir biegen rechts ab, überqueren nochmals die Bahn und erreichen auf der Heimholzer Straße den lang gestreckten Ort Schlachters. Hier folgen wir der Hauptstraße in den Ort und biegen von dort links in die Weiherstraße ein, die uns zum Schlachterner Weiher bringt. Der sehr naturbelassene Weiher bietet sich zur Abkühlung im Sommer an. Wir fahren am Südufer des Weihers entlang, überqueren auf einer Brücke die Autobahn und biegen gleich danach links ab. Nach einem Waldstück und dem Weiler Oberhof stoßen wir auf die Mühlenstraße, in die wir nach links einbiegen. Unter der Bodensee Schnellstraße hindurch führt unser Weg zuerst zwischen Waldrand und Gewerbegebiet hindurch und dann an Apfelplantagen vorbei nach Streitelsfingen, das wir in einem Rechts-links-Bogen durchqueren. Am Ortsende mit prächtigem Blick auf den Bodensee steht das Montfort-Schlössle, ein Hotel mit Gaststube und Biergarten, das leider nur abends (Ausnahme Sonntag) geöffnet hat. Wir folgen der Straße am Hotel vorbei abwärts und erreichen dann rasch die ersten Häuser der Stadt Lindau.
Auf die Insel
An dieser Stelle möchten wir unsere detaillierte Wegbeschreibung beenden, denn es gibt unzählige Varianten durch das Straßengewirr, um unser Ziel, die Insel mit der Altstadt von Lindau, zu erreichen. Für den direkten Weg folgen wir am besten der Beschilderung »Lindau Insel«. Selbst wenn wir dabei einmal ein Schild übersehen und falsch abbiegen, dauert es nie lange und ein Stück weiter taucht schon das nächste Schild auf. Die große Richtung gibt der See im Hintergrund an, überdies geht es fast immer bergab.Die Altstadt von Lindau liegt auf einer Insel im Bodensee, und zu der kommen wir über die Brücke der Chelles-Allee. Auf der Insel halten wir uns beim Kreisverkehr rechts, radeln die Stadtmauer entlang und biegen dann irgendwo links ab. Durch die Gassen stoßen wir auf die Maximilianstraße, die »gute Stube« der Stadt mit dem freskengeschmückten Rathaus. Ein Stück weiter noch durch die Gassen und wir haben unser Ziel, den Hafen von Lindau, erreicht. Aber Achtung, einige der Gassen sind reine Fußgängerzone, hier ist Schieben angesagt.
Stadtgewirr
Nach der Stadtbesichtigung (siehe Tour 1) machen wir uns auf den Rückweg. Wieder geht es über die Chelles-Allee zurück auf das Festland und dann radeln wir rechts auf der Bregenzer Straße zum Bahnübergang. Diesen nutzen wir nicht, sondern fahren zwischen den Schienen und dem Seeufer auf der Ladestraße rechts zur Eichwaldstraße, wo uns im Sommer das Strandbad Eichwald zu einem kühlenden Sprung in den Bodensee verlockt. Nach der Badeunterbrechung geht es in Fahrtrichtung weiter. Die Eichwaldstraße stößt wieder auf die Bregenzer Straße, diesmal überqueren wir sie, fahren auf ihr etwa 200 m links zurück und biegen dann rechts, dem Radwegpfeil folgend, in den Park ab. Nach den Sportanlagen wird der Weg zur Gerhart-Hauptmann-Straße, die uns auf einer Brücke über die Autobahn bringt. Bei Oberhochsteg geht es zuerst nach links, und schon nach knapp 100 m in spitzem Winkel nach rechts in den Hangnachweg. Rechts unter uns fließt der Grenzfluss zwischen Österreich und Deutschland, die Leiblach, der wir nun ein gutes Stück folgen werden. Wir fahren durch einen lichten Auwald, bis uns nach etwa 750 m das Schild »Waldschenke« zu einem Abstecher lockt, sodass wir nach rechts abbiegen, um es uns im Biergarten schmecken zu lassen.Zurück an der Straße, die jetzt Leiblachstraße heißt, folgen wir dieser mit mehr oder weniger Abstand zum Fluss. Nach einem kleinen Wäldchen steigt die Straße kurz an und wir sind in Thumen. Es liegt an der alten Landstraße, die später zur Deutschen Alpenstraße wurde, aber damals schon um die Orte geführt wurde. Alte Landstraße heißt auch heute noch die Straße in Thumen, in die wir nach rechts abbiegen. Bei der nächsten Querstraße geht es links zur 308, eben zur Deutschen Alpenstraße. Auf dem Fahrradweg neben ihr fahren wir 500 m nach rechts. Dann biegen wir vor der großen Kurve links ab, fahren (oder schieben) den Berg hinauf und erreichen nach zwei Kurven (die erste links, die zweite rechts) wieder Hergensweiler. Fast am Dorfrand führt nach links die Pfänderstraße zu unserem Parkplatz am alten Bahnhof zurück.
Region
Touren-Charakter
Rundtour meist auf geteerten, aber wenig befahrenen Straßen. In Lindau muss allerdings mit starkem Ortsverkehr gerechnet werden. Einige kleinere Steigungen sind vor allem am Rückweg zu bewältigen. Badesachen nicht vergessen.
Ausgangspunkt
Hergensweiler, Bahnhof
Endpunkt
Hergensweiler, BahnhofInformation
E-Bike-Ladestation Lindau: Fahrradboxen am Inselparkhaus P4 mit Stromanschluss, Ladestation an der Touristinfo, Alfred-Nobel- Platz 1 oder im Strandcafé Lin- denhof, Lindenhofweg 41
Allgäu-Erfahrung: Ein kleines Naturparadies
Der Schlachterner Weiher ist nicht natürlich entstanden, sondern ein Relikt der beginnenden Industrialisierung. Das Wasser des aufgestauten Sees hat früher ein kleines Elektrizitätswerk angetrieben, um das Dornier-Werk in Lindau mit Strom zu versorgen. Strom gibt es heute genügend, das Minikraftwerk wurde abgebaut und der Weiher begann trotz der Nutzung als Fischweiher langsam zu verlanden. Das wäre eigentlich das normale Ende so eines Stausees gewesen. Das wollte man vermeiden. Die Peter-Dornier-Stiftung, Eigentümer des Weihers, überließ ihn mit einem Pachtvertrag mit symbolischer Gebühr dem Bund Naturschutz mit der Maßgabe, hier wieder ein natürliches Pflanzen- und Tierleben entstehen zu lassen. Nach einem letzten Abfischen und Auslichten des Uferbewuchses überließ man den Weiher sich selbst. Ein Teil der Landwirte, die Grundstücke in der Nähe des Weihers besaßen, erklärten sich bereit, diese nur mehr extensiv zu nutzen, sodass der Eintrag an Düngemittel stark zurückging. Die Anstrengungen wurden belohnt. Im Weiher leben heute ohne künstlichen Besatz einheimischer Fische in einer gesunden Mischung, an seinen Ufern haben sich nicht weniger als 27 Libellenarten angesiedelt. Knapp die Hälfte davon steht auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Dabei ist der Weiher nicht etwa mit den üblichen Betreten-verboten-Schildern abgesperrt. Ein einziges freundliches Hinweisschild bittet darum, den kleinen See nicht mit Schlauchbooten oder Luftmatratzen zu befahren, um den Pflanzenbestand im Wasser nicht zu gefährden. Zum Baden nützt man frei zugängliche Uferbereiche. Es funktioniert, wie man sehen kann!
Guten Appetit
In Lindau ist das kulinarische Angebot schier grenzenlos. Ein guter Tipp für Eltern mit Kindern liegt auf dem Rückweg: Die einsam gelegene Waldschenke in Hangnach ist zu einem mexikanischen Steakhaus geworden. Den wunderbaren Biergarten und die großen Kinderspielplätze gibt es aber immer noch und das mexikanische Essen, das hervorragend schmeckt, ist in seiner Schärfe dem deutschen Geschmack angepasst. Und natürlich gibt es auch Alternativgerichte auf der Speisekarte (nur an Sonn- und Feiertagen ab 11.30 Uhr geöffnet, unter der Woche erst ab 17 Uhr, Mo Ruhetag).
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.