Kopfschmerzen beim Bergsteigen
Die meisten Dreitausender sind an einem Wochenende gut machbar – höhenbedingte Schlafprobleme und Kopfschmerzen allerdings oft inklusive. Was dagegen hilft, ist kaum zu durchschauen, denn jeder rät etwas anderes. Dabei gibt es handfeste Empfehlungen.
Dass die 3000-Meter-Marke geknackt ist, merken die meisten Menschen auch ohne Blick auf den Höhenmesser: der Puls wird höher, das Atmen anstrengender. Wer über Nacht bleibt, schläft schlecht oder erwacht mit pochendem Kopf. Rund die Hälfte der Bergsteiger reagiert mit Symptomen dieser Art auf Höhen ab 2500 Meter, schätzt Walter Treibel, Orthopäde und Bergmediziner aus München.
Fragt man erfahrene Bergsteiger, was gegen höhenbedingte Kopfschmerzen hilft, antwortet garantiert jeder etwas anderes. Der eine schwört auf Aspirin, der andere auf Thomapyrin, der dritte auf Kräuterschnaps. Und die Wissenschaft? Am besten ist es natürlich, von vornherein nur in dem Tempo aufzusteigen, in dem der Körper sich an die Höhe gewöhnen kann.
Sind Medikamente tatsächlich notwendig, empfiehlt Treibel als Mittel erster Wahl Ibuprofen. Er verweist auf Studien, in denen es bei Höhenkopfschmerz besonders gut gewirkt habe. Gleichzeitig habe es einen entzündungshemmenden Effekt und sei insgesamt relativ nebenwirkungsarm.
Keine zu starke Dosis
"Es vorbeugend zu nehmen, ist trotzdem keine gute Idee, da sonst die wichtige Warnfunktion des Kopfschmerzes als Symptom der Höhenkrankheit unterdrückt wird", warnt Treibel. Denn auch wenn man sich nur im Bereich der Dreitausender bewegt: "Es gibt durchaus Fälle, in denen diese Höhe schon reicht, um eine lebensbedrohliche Höhenkrankheit auszulösen."
Wer Ibuprofen schlecht vertrage, solle auf Paracetamol ausweichen. Von stärkeren Schmerzmitteln rät der Mediziner ab, da diese die Koordination negativ beeinflussen könnten. Manche Tabletten wirken in der Höhe auch verstärkt, wie etwa Blutdrucksenker: Verbringe man längere Zeit in mittlerer Höhe, sinke ein zu hoher Blutdruck allmählich und die normale Dosis könne zu stark werden.
Aspirin hingegen, auf das viele in der Höhe schwören und es aufgrund der blutverdünnenden Wirkung gerne als Prophylaxe gegen Thrombose einsetzen, bringt laut Treibel nichts. Es wirke nur auf der arteriellen Seite zur Prophylaxe etwa gegen Herzinfarkt oder Schlaganfall, aber nicht gegen Thrombosen auf der venösen Seite.
So banal es klingt, viel trinken kann oft schon Wunder wirken. "Gerade auf Schweizer Hütten, wo selbst Teewasser ziemlich teuer ist, verkneifen sich die Leute oft das Trinken", sagt Treibel. Das aber sei grundverkehrt. Ohnehin kämen oft viele Faktoren zusammen: "Man hatte vor der Abreise noch etwas Stress, ist übermüdet und hat vielleicht mehr Sonne als sonst abbekommen." Wer weiß, dass er Probleme in der Höhe hat, solle also von vornherein viel trinken.
Wer zwischen 30 und 50 ist, ist laut Treibel im besten Alter für die Höhe. Unter 25 Jahren sei man generell mehr gefährdet. "In dem Alter hat man zwar eine Top-Kondition, geht Touren aber gerne zu schnell an. Außerdem sind die Blutgefäße im Lungenkreislauf noch fest. Erst mit dem Alter werden sie dehnbarer, wodurch man weniger anfällig ist für ein Lungeödem."
Ist man älter als 55, lassen die Anpassungsreaktionen in der Höhe hingegen wieder nach. Man könne in dieser Phase aber durch eine gute Kondition nachhelfen. Das, so Treibel, gelte aber nur für dieses Alter, ansonsten spiele die Kondition bei der Höhenverträglichkeit keine Rolle.
Gängige Schmerzmittel in der Höhe
- Ibuprofen: Laut Studien sehr gute Wirkung bei Höhenkopfschmerzen, in der Regel gut verträglich. Bei Unverträglichkeit: auf Paracetamol ausweichen
- Diclofenac: Wirkt etwas stärker als Ibuprofen, geht aber mehr auf den Magen; wirkt auch bei Arthroseschmerzen; ruft ggf. Nebenwirkungen hervor
- Novamin: Alternative, wenn Ipbuprofen und Diclofenac nicht wirken (insb. bei Migräneanfälligkeit oder Nierenproblemen)
- Zaldiar: Stärkeres Schmerzmittel, auch für Notfälle
- Halcion: Bei Schlafproblemen in der Höhe