WANDERAUSRÜSTUNG

Funktionsshirts: Worauf du achten solltest

Funktionsshirts sind heute nicht mehr einfach nur Baselayer zur Dampfableitung bei Schweißbildung. Sie haben sehr unterschiedliche Funktionsweisen und Anwendungsbereiche und können sogar als Außenlage dienen. Wir zeigen, worauf du beim Kauf achten solltest. 

Frau mit Funktionsshirt beim Wandern
Wir verraten dir, worauf du beim Kauf von Funktionsshirts achten musst.© leszekglasner - stock.adobe.com

Anno dazumal war man am Berg noch mit drei Baumwollunterhemden unterwegs: Einem Schweißhemd für den Aufstieg, das am Gipfel klatschnass gegen ein Wärmehemd ausgetauscht wurde, welches wiederum nach dem Abstieg durchgefeuchtet durch ein trockenes Hemd für die Rückfahrt ersetzt wurde.

Heute reicht für alle drei Etappen einer Wanderung oder Bergtour ein Funktionsshirt aus, das im Idealfall die Basis-Funktionen Schweißableitung und Kühlung bei Aktivität sowie Trocknung und Wärmung bei Ruhe integriert. Vor allem langärmelige Shirts sind nicht mehr nur Unterwäsche, sondern auch Außenlage, die gegen Wind schützen und im Aufstieg einen zu dicken Midlayer ersetzen können.

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In dieser Kaufberatung beziehen wir uns auf Funktionsshirts, die bei winterlicher Kälte hauptsächlich der Schweißableitung vom Körper zur jeweiligen Funktionsjacke dienen, bei frühjährlicher Frische auch etwas der Wärmung und bei herbstlichen Wechselverhältnissen teils auch als Windschutz. Solche Verhältnisse können aber natürlich auch im Sommer oder auf Hochtour auftreten.

Funktionsshirts: Die wichtigsten Informationen im Überblick

In dieser Kaufberatung verraten wir dir

Die technischen Details von Funktionsshirts

Funktionsshirts für den Winter sind langärmelig und häufig je nach Bedarf mit wärmevariablem Zip Neck (Kragen mit Brust-Reißverschluss) oder als kühlerer Crew Neck (mit Halsausschnitt) verfügbar. Oft gibt es sie in gleicher Konstruktion auch als T-Shirt-Version. Selbstverständlich lassen sich auch immer funktionell passende Unterhosen dazukaufen.

Das Gewicht solcher Funktionsshirts liegt normalerweise zwischen 190 und 220 Gramm. Schwerere, das heißt wärmere (meist aus Wolle) und/oder funktionellere Funktionsshirts können bis zu 260 Gramm wiegen. Besonders leichte Modelle hingegen gerade einmal 170 Gramm.

Sie wärmen zumindest moderat und weisen eine große Spannweite an funktionellen Eigenschaften auf:

  • Tragegefühl (Hautfreundlichkeit und Weite)
  • Trocknung (Dampfdurchlass und Trocknungszeit)
  • Wärmung oder Kühlung
  • Geruchsabweisung
  • Luftigkeit oder Windabweisung

Das Material von Funktionsshirts: Von Wolle zu Kunstfaser

Als wesentlicher Materialbestandteil hat sich bei Funktionsbekleidung - und so auch bei Funktionsshirts - die stark feuchteabsorbierende und dauerhaft geruchshemmende Schafwolle durchgesetzt.

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Für höhere Festigkeit und Dampfableitung wird Wolle meist mit einem anderen Material so kombiniert, dass die Wirkung der Wolle erhalten bleibt oder zusätzlich zur Schweißabsorption nach außen genutzt wird.

Aus pflanzlicher Zellulose gewonnene Fasern nehmen so viel Feuchtigkeit auf wie Wolle, leiten aber weniger Dampf weiter. Sie bieten ein deutlich angenehmeres Hautgefühl und kühlen eher als zu wärmen. Die von Raupen stammende Seide wirkt angenehm kühl auf der Haut und ist zugfester als Wolle.

Die sehr feste und dehnbare Kunstseide Polyamid (PA) wird überwiegend bei engen Sport-Shirts in Kombination mit der elastischen Gummifaser Elastan (weniger dampfduchlässig) verwendet, um eine straffe Anpassung an den Körper zu ermöglichen. Wegen dichterer Webung weisen diese meist etwas Wind ab.

Das kaum Feuchte aufnehmende Polyester (PES) leitet bei luftiger Webung den Schweißdampf sehr gut nach außen, riecht aber bereits nach einem aktiven Tag – weshalb es meist mit bakteriostatischen Silberionen geruchsabweisend behandelt ist.

Bei Dampfentwicklung sogar knochentrocken bleibt das ebenfalls schnell riechende Polypropylen (PP), weshalb es gerne zur Schweißableitung von der Haut verwendet wird. Ideal für alle, die möglichst wenig schwitzen und am Gipfel möglichst schnell trocken sein wollen.

Die Materialzusammensetzung bestimmt zusammen mit der Webung die Stoffeigenschaften und damit die Einsatzintensität von Funktionsshirts. Bei allen Unterschieden in der Konsistenz (glatt, streifig, flauschig, porig usw.) des heute auch ohne Elastan fast immer dehnbar gewebten oder gestrickten Stoffs bleibt die grundsätzliche Wahl zwischen luftigem, dampfdurchlässigerem und dichtem, windabweisenderem Gewebe. Ob das Shirt hell oder dunkel ist, macht bei der Verwendung als Außenlage im Sonnenschein einen großen Unterschied: Ein schwarzes Shirt wärmt zusätzlich, ein weißes verringert die Aufwärmung.

So funktionieren Funktionsshirts

Funktionsshirts funktionieren nach zwei verschiedenen Grundprinzipien:

  • anliegende Trocknungsshirts für trockene Haut
  • straffe Sportshirts mit Feuchtekühlung, meist mit Bodymapping.

Körpernah bis anpassend geschnittene (slim fit) Trocknungsshirts sind angenehm zu tragen und leiten Schweißdampf möglichst schnell von der Haut ab. Trockenes Warmhalten funktioniert aber nur, wenn der Dampf über weitere durchlässige Bekleidungslagen wie Fleece oder die Luft entweichen kann. Sonst bleiben die Shirts feucht. Sie sind bei gemäßigten Aktivitäten in kühleren Temperaturen optimal.

Lockere Shirts (regular fit) sind dagegen eher für wärmere Touren. Trocknungsshirts lassen viel Bewegungsfreiheit zu, können aber an den Ärmeln verrutschen.

Dehnbare und straffe Sport-Shirts mit tight fit sitzen im Idealfall wie eine zweite Haut und sollten ursprünglich nur während intensiver sportlicher Anstrengung kühlen. Durch flächige Feuchteverteilung bildet sich ein dünner Schweißfilm auf der Haut, der diese effektiv kühlt, und bei Ruhe länger nachkühlt: Optimal für eine sonnige Tour in den Übergangszeiten, suboptimal bei einer Skitour im Hochwinter.

Für intensive Bergaktivitäten wie Trailrunning oder Mountainbiken mit Rast am Gipfel oder auf einer Hütte darf die Nachkühlung nur kurz andauern. Dies wird durch ein optimales Verbinden von Kühlung, Trocknung und Wärmung oder ein zonal der Wärme- und Schweißentwicklung angepasstes Bodymapping ermöglicht. Zwar besitzen straffe Shirts einen von Nähten ungestörten Rumpf ("seamless"), sie stören aber meist unter den Achseln. Und beim Ausziehen der engen Teile muss man ordentlich ziehen.

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Funktionsshirts: Auf diese Details kommt es an

Ein ausgeprägter Kragen ist ein suboptimaler Shirt-Abschluss, weil er bei Aktivität zu Wärmestau führt. Ein Kragen mit Brustzipper dagegen lässt sich umlegen und vorne öffnen (leider meist nur kurz). Er ermöglicht damit mehr Klimavariabilität als ein kragenloser Abschluss der keinen Halsschutz bei Kälte oder Wind bietet.

Die Abschlüsse an den Ärmeln wintertauglicher Langarmshirts sollten sich bündig um das Handgelenk legen, um nicht nur gegen Kälte, sondern auch Schnee zu schützen. Daumenlöcher dienen zur Handwärmung ohne Handschuhe und verhindern ein Rückrutschen der Ärmel (sollten stark dehnbar sein).

Für bewegungsintensive Bergaktivitäten wie Skitouren, Biken oder Klettern sollte das Rückenteil deutlich verlängert sein, um beim Bücken oder bei eventuellem Hochrutschen des Shirts nicht die Nierenpartie freizulegen.

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