Lawinenrucksack: Worauf du beim Kauf achten musst
Ein Lawinenrucksack ist mehr als nur ein idealer Rucksack für Skitouren. Im besten Fall rettet er dein Leben! Worauf du beim Kauf des wichtigen Ausrüstungsgegenstandes achten solltest, erfährst du hier.
Wenn du auf einer Skitour bist lässt sich eine Lawine leider nicht immer verhindern, manchmal kommt es auch zu spontanen Auslösungen. Wenn eine Lawine auf dich zurast, bleibt dir nicht viel Zeit, um dich in Sicherheit zu bringen.
Mit einem Lawinenrucksack steigt die Chance aber stark, dass du nicht von der Lawine verschüttet wirst. Was einen Lawinenrucksack ausmacht und welche Features besonders wichtig sind, erfährst du in diesem Ratgeber.
Lawinenrucksack: Die wichtigsten Informationen im Überblick
In diesem Ratgeber findest du folgende Inhalte:
- Die Geschichte des Lebensretter für Skitouren
- Das musst du über einen Rucksack mit Airbag-System wissen
- Akku oder Gaskartusche: So wird der Airbag ausgelöst
- Die richtige Größe eines Lawinenairbags herausfinden
- 5 wichtige Tipps zum Gebrauch des Airbags
Lawinenrucksack: Die Geschichte des Lebensretter für Skitouren
Wie so oft war es der Zufall, durch den dieser praktische Lebensretter erfunden wurde: Ein bayerischer Förster entdeckte in den 1970ern, dass er mit einem erlegtem Wild auf den Schultern in Schneebrettern an der Oberfläche blieb. Später testete er dieses Verhalten mit großen Kanistern und Ballons. Auch ein professionelles Forschungszentrum bestätigte seine Theorie.
Nachdem er ein entsprechendes Patent anmeldete, entwickelte die Firma ABS 1985 die ersten richtigen Lawinenrucksäcke. Seitdem das Patent auf Lawinen-Airbags ausgelaufen ist, wächst das Angebot der Sicherheits-Rucksäcke für Skitourengeher massiv: Es gibt innovative Produktalternativen und die Rucksäcke werden günstiger.
Lawinenrucksack: Das musst du über einen Rucksack mit Airbag-System wissen
Was macht ein Lawinenrucksack?
Auch wenn sich die verschiedenen Systeme unterscheiden, basieren sie alle auf dem gleichen physikalischen Gesetz: Kommst du in eine Lawine, wird der Airbag möglichst schnell mit bis zu 200 Litern Luft gefüllt. Durch den sogennanten Paranuss-Effekt oder Müsli-Effekt wirst du nur wenig verschüttet und bleibst eher an der Oberfläche der Lawine.
Wie sinnvoll ist ein Lawinenrucksack?
Durch einen Lawinenrucksack bleibst du, wenn du ihn richtig verwendest, in einer abgehenden Lawine eher an der Oberfläche und wirst nicht so tief verschüttet. Auch der Airbag ansich mit seiner knalligen Farbe kann dazubeitragen, dass du schneller gefunden werden kannst.
Ganz wichtig: Es ist nur eine ergänzende Sicherheitsausrüstung und hilft dir weder beim Wissen über Lawinen und das richtige Risikomanagement, noch beim Sondieren oder Ausgraben!
Denke daher im Freien Gelände immer an die LVS-Grundausstattung: Dazu gehört das LVS-Gerät, eine Sonde und eine Schaufel. Ein Erste-Hilfe-Set* mit Rettungsdecke* und Skihelm* sollte sowieso immer dabei sein.
Was kostet ein Lawinenrucksack?
Verschiedene Hersteller, unterschiedliche Systeme, große Preisdifferenz: So lässt sich der aktuelle Lawinenrucksack-Markt zusammenfassen.
- Die günstigsten Rucksäcke mit Airbag-Funktion bekommst du ab ungefähr 550 Euro, zum Beispiel den Calgary 18 Reactor Lawinenrucksack von Arva*
- Die meisten Lawinenrucksäcke kosten rund 800 Euro, wie der Ascent 30 Avabag von Ortovox*
- Es gibt aber auch einige Modelle, die 1.000 Euro kosten. Ein absolutes Top-Modell, das noch dazu aus nachhaltigen Materialen gefertigt wird, ist der D-Tour 30 E2 Lawinenrucksack von Millet*
Außerdem gibt es inzwischen auch Airbag-Systeme zum Nachrüsten in kompatiblen Rucksäcken, zum Beispiel das Removable Airbag System 3.0 von Mammut* oder die Avabag Unit von Ortovox*
Sparen solltest du hier nicht, immerhin geht es um deine Sicherheit auf Skitouren! Dein Lawinenrucksack sollte außerdem ausreichend Volumen haben. Immerhin musst du deine LVS-Austattung verstauen und willst sicherlich noch Platz für deine Brotzeit und eventuell Wechselkleidung haben.
Akku oder Gaskartusche: So wird der Airbag ausgelöst
Wie du bereits erfahren hast, wird durch das Auslösen der Airbag innerhalb kurzer Zeit mit Luft gefüllt. Damit das sicher und zuverlässig funktioniert, gibt es aktuell zwei verschiedene Systeme auf dem Markt.
Die klassische Variante löst über ein Kartuschensystemen aus. Bei den Gaskartuschensystemen gibt es sowohl wiederbefüllbaren und nicht wiederbefüllbaren Kartuschen. Außerdem gibt es bei diesem System nochmal zwei unterschiedliche Arten, wie ausgelöst wird:
- Über den Sprengsatz im Handgriff strömt bei Knopfdruck das Gas in den Airbag
- Durch den Handgriff mit Drahtzugsystem wird bei Zug die Kartusche eingestochen und die Luft entweicht in den Airbag
Der Pro 35 Removable Airbag 3.0 Lawinenrucksack von Mammut* verfügt über das bewährte Kartuschensystem.
Seit kurzem gibt es aber auch ein neuartiges System zum Auslösen des Airbags. Auch bei diesem elektrischen System gibt es ebenfalls zwei verschiedene Arten, wie ausgelöst wird:
- Das akkubetriebenen Gebläsesystems bläst bei Knopfdruck die Luft in den Airbag
- Dir Superkondensatoren speichern die nötige Energie zur Auslösung des Gebläses
Der JetForce Pro 35 von Black Diamond* verfügt über das neuartige elektrische System.
Größere Unterschiede zwischen den Modellen gibt es aber auch bei der Bedienung – speziell bei Kälte und mit Handschuhen. Die Montage der Auslöseeinheit ermöglichen viele Anbieter mittlerweile sowohl links für Rechtshänder als auch rechts für Linkshänder. Auch die Anpassung der Höhe der Auslöseeinheit ist inzwischen variabler. Was für dich am besten passt, solltest du unbedingt vor der ersten Tour ausprobieren.
Lawinenrucksack: Welche Größe brauche ich?
Bei der Passform spielt die Größe der Rucksäcke generell eine wichtige Rolle. Es ist erfreulich, dass immer mehr Firmen unterschiedliche Rucksackgrößen anbieten. Vor allem, wenn du eher klein bist oder dir einen weiblichen Schnitt wünscht, gibt es inzwischen eine Auswahl an passenden Modellen, wie dem Alproof 30 SL von deuter*
Die Anpassung der Rucksäcke im Hinblick auf deine individuelle Anatomie ist in den meisten Fällen möglich und durchdacht, aber eben nur in einem bestimmten Rahmen. Wir raten daher zu einer sorgfältigen Anprobe mit gefülltem Rucksack.
Beachte außerdem, dass ein Lawinenrucksack nicht nur den notfalls lebensrettenden Airbag an Board haben sollte. Du brauchst auch entsprechende Fächer für die LVS-Ausstattung sowie für deinen Proviant und eventuelle Kleidung zum Wechseln. Je nach Art deiner Touren solltest du auch Halterungen für die Ski und den Eispickel denken.
Lawinenrucksack: 5 wichtige Tipps zum Airbag-Gebrauch
- Die Airbags testet man am besten mit dicken Fäustlingen, wie man sie im realen Fall dann auch trägt.
- Vor Einsetzen sollte man die Kartusche unbedingt wiegen, um sicherzugehen, dass sie voll ist. Bei Geräten mit Gebläse muss der Akku vor der Tour ausreichend geladen sein. Der Auslösegriff muss spätestens bei der Abfahrt griffbereit sein.
- Weder Pickel noch sonstige lange oder scharfkantige Ausrüstung an der Außenseite des Rucksacks sollten den Airbag beim Aufblasen behindern. Bei Gebläse-Systemen wird zwar während der ersten Minuten in regelmäßigen Abständen Luft nachgeblasen. Doch im schlimmsten Fall reißt der Airbag und kann so kein Leben mehr retten.
- Regelmäßig – mindestens jedoch einmal im Jahr zum Saisonstart – Testauslösungen durchführen!
- Wer mit dem Airbag eine Flugreise vorhat, könnte mit den Kartuschen im Gepäck ein Problem am Security-Schalter bekommen.
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