VIA FERRATA STELLA ALPINA
In Frassenè (1084 m) folgt man zunächst dem Sträßchen, das ansteigend ins Val Domadore führt. An einer Verzweigung (ca. 1160 m) rechts und mit der Markierung 771 auf guten Waldwegen bergan, zuletzt im Bereich der ehemaligen Skipiste über Wiesen hinauf zur Bergstation des Lifts (1704 m). An der Malga Losch weist ein Wegzeiger zur »Ferrata Stella Alpina«: hinauf über einen grünen Rücken und flach in einem weiten Bogen zum Einstieg an der Mündung einer Felsschlucht (ca. 1930 m).
Via ferrata Stella Alpina.
Neue Drahtseile, in kurzen Abständen verankert, leiten rechts auf den breiten, der eigentlichen Wand vorgelagerten Schrofenrücken, Steigspuren dann über ihn zum zweiten Einstieg (ca. 2020 m). Da geht’s gleich ordentlich zur Sache. Eine Steilrinne, durch die man an guten Tritten ansteigt, mündet nach etwa 20 Metern in einen senkrechten, engen Kamin. Diese erste Schlüsselstelle ist umsichtig anzugehen: nicht zu weit in den Spalt steigen, sonst bleibt man möglicherweise mit dem Rucksack hängen, dafür die kleinen Absätze beim Spreizen nutzen! Mit kräftigem Armzug entsteigt man dieser Engstelle auf eine Kanzel, folgt dann den Drahtseilen in einen zweiten, weniger schwierigen Kamin. Nach einem kurzen Intermezzo in leichterem Fels quert die Ferrata maximal ausgesetzt nach links und steigt dann sehr steil über eine kleingriffige Wandstufe zu einem Rastplatz. Anschließend leiten die Drahtseile über gut gestufte Felsen zum dritten, rund 30 Meter hohen und fast senkrechten Kamin. An diese Herausforderung schließt gleich die finale Kraftprobe an. Mit einem Spreizschritt nach links findet man Stand (Eisenstift) auf der schmalen, extrem ausgesetzten Rippe links des vertikalen 15-Meter-Schlusskamins. Nun der Kante entlang mit vollem Krafteinsatz zum Ausstieg (ca. 2320 m).
Nach diesem Ausflug in die Vertikale folgt eine lange, aber nie langweilige Querung der riesigen, teilweise bewachsenen und mit Edelweiß (ital. Stella alpina) übersäten Plattenschüsse der Lastei d’Agnèr. Hier muss man (vor allem bei Nebel!) gut auf die recht spärlichen Markierungen achten. Sie leiten zunächst ein Stück weit bergan, dann mit einigem Auf und Ab über blanke Felsen, Geröllrinnen, Schrofen und Grasflecken. Eine Passage ist mit Drahtseilen gesichert. Nach einem kurzen Zwischenabstieg führt die Spur im Geröll hinauf in die Felsen. An Drahtseilen steigt man rund 50 Meter an, quert dann gesichert über Bänder in die Schuttrinne unter der Forcella del Pizzòn (2623 m). Nur wenig oberhalb der Scharte (packender Tiefblick ins Val di San Lucano) steht auf einem Felsbuckel das Bivacco Biasin (2650 m).
Ferrata Monte Agnèr.
Gleich hinter der roten Blechschachtel beginnt der eigentliche Gipfelanstieg. Er führt zunächst ohne nennenswerten Höhengewinn durch die wilden Westabstürze des Agnèr (Drahtseile), biegt dann um ein luftiges Eck und leitet auf eine schräge Rampe. Über sie steigt man hinaus zum Nordrücken des Agnèr. Hier rechts und über gestufte Felsen, auf kürzeren Abschnitten noch gesichert, zum Gipfel. Etwas unterhalb, auf der Agordiner Seite, steht ein Kreuz.
Sentiero del Canalone.
Er verläuft im Wesentlichen über die Riesenrampe, die von der Forcella del Pizzon herabzieht, leitet erst ziemlich weit unten in den wilden Graben. Steigspuren und verblassten Farbtupfern folgend, steigtman vomBiwak (2650m) vorsichtig über die geröllbedeckten Felsen ab. Links zweigt der gelb bezeichnete Normalweg ab; der Abstieg in den Canalone folgt weiter der felsigen Schräge. Kurze Kletterstellen (I+) wechseln mit Gehgelände, eine Rinne ist durch neue Fixseile entschärft. Man steigt anschließend noch ein Stück auf der Rampe ab, dann leitet die Spur rechts zu einem drahtseilgesicherten Kamin. An seinem Fuß knickt der Weg rechts um und läuft auf Bändern hinein in den Canalone. Am linken Rand abwärts (Drahtseile), bis die Sicherungen aus der Geröllschlucht heraus auf den felsigen Rücken über dem Canalone führen. Zuletzt am Fixseil die etwa 100 Höhenmeter hinunter zu seiner verblocktenMündung.Man quert den Graben und wandert auf deutlich erkennbarem Weg zurück zur Abzweigung der »Stella Alpina«.
Abstieg.
Auf dem Hinweg zurück zur Bergstation des Sessellifts und hinab nach Frassenè.
GPS-Track
Tourendetails
Eine knappe Stunde später ist man (endlich!) oben, auch mental, und genießt mit etwas Wetterglück ein fantastisches Dolomitenpanorama samt Fernblicken bis zum Alpenhauptkamm und zum Triglav in den Julischen Alpen.
Dann kommt der lange Abstieg, und hier zeigt der mächtige Berg erneut sein Format. Unterhalb des Biwaks muss man über eine endlos lange Schräge absteigen, weglos mit leichten Kletterstellen und viel Geröll. Wer sich bereits müde gelaufen hat, wird an diesem Teilstück, das besonders konzentriertes Gehen verlangt, nur wenig Freude haben. Und bevor man schließlich drunten zwischen den mäch-tigen Felsblöcken an der Mündung des Canalone landet, stehen auch noch gut 100 gesicherte Höhenmeter an. Am Weg hinüber zum Rifugio Scarpa wird dann jede/r respektvoll zurückschauen zu dieser Riesenschräge und hinauf zum Gipfel, an dem vielleicht gerade ein kleiner, weißer Wolkenfetzen hängt. Eine fantastische Runde – aber nur für gute Alpinisten